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Die Frau, die zu viel fühlte - Roman

Die Frau, die zu viel fühlte - Roman

Titel: Die Frau, die zu viel fühlte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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irgendwann einmal dorthin zurück. Was mein Vater nicht tun konnte. Ich würde das Meer gerne wiedersehen. Ich will auch Sie gerne wiedersehen, falls Sie mich sehen wollen. Vielleicht nicht unter diesen Umständen. Oft sehe ich mich selbst zu Ihrer Tür gehen und mit diesem Elchkopf klopfen und die ganzen Bücher anschauen, und dann suchen Sie eins aus. Musik hören. Wo ich jetzt wohne, hat eine freundliche Frau mir einen Plattenspieler geliehen, damit ich Musik hören kann in der Stille meines Zimmers wie im Inneren meines Kopfs, ohne zu viel an die Vergangenheit zu denken. Die Familie hat zwei kleine Kinder, und manchmal kann ich mithelfen und mich um sie kümmern. Beide haben gesagt, dass sie mich lieben. Das ist ein Anfang, aber sie könnten nie mit mir nach England gehen, wo ich einmal gelebt habe. Auch dort sind meine Kinder tot. Jedes. Wo sind jetzt alle? Sie waren immer sehr nett zu mir, was ich schon ganz am Anfang hätte schreiben sollen. Wenn ich Ihre Tür jetzt öffne, schließt sie sich gleich wieder vor mir. Genau das geschieht mir recht. Ich wollte nur vorschlagen, dass wir noch einmal zu dem türkisen See fahren, damit es auch für mich traurig ist, dass ich ihn nicht mehr sehen kann. Meine Mutter trug den Ring nicht, als sie im Krankenhaus starb. Ich fragte sie, wo er ist, aber sie konnte mich nicht hören. Sie dachte, ich wäre eine Krankenschwester oder sonst jemand. Vielleicht hat sie ihn einfach verloren. Sie verlor oft Sachen. Sie verlor auch uns. Ich will nicht, dass Sie die Tür vor mir verschließen wegen dem, was die Leute vielleicht über mich denken. Ich war nie glücklicher als an den Abenden, wenn wir miteinander Musik hörten und diese Bilder anschauten und Gedichte lasen. Im ganzen Leben nicht. Die Welt ging weg. Ich erinnere mich noch an die Zeilen. In der Sonne, die nur einmal jung ist, ließ die Zeit mich spielen und golden sein in der Gnade ihres Scheins. Ich finde nicht den richtigen Weg, mich zu verabschieden und zu sagen, dass es mir leidtut. Am besten findet man einen Weg, für immer zu verschwinden. Ich wünsche mir, meine Mutter hätte Ihre Freundin sein können. Es wäre dann gewesen, als hätte ich zwei Mütter. Es wäre ganz anders gewesen, und Sie hätten sie wahrscheinlich aufmuntern können. Ich will einfach nur, dass alle immer glücklich sind. Man kann es nicht, wenn einem Erinnerungen in die Quere kommen, die eine Mischung sind aus Falschem und Schönem. Eines Tages werden wir einander wiedersehen, hoffe ich. Ich hoffe das mehr als alles andere, wenn Sie nach England kommen, falls ich wieder dort bin. Wir können an den Strand gehen und Steine ins Wasser werfen. Bitte grüßen Sie Ihre netten Nachbarn herzlich von mir. Ich mochte sie sehr gern. Ich hoffe, sie freuten sich immer, mich zu sehen, und hätten mich vielleicht noch einmal sehen wollen. Ich will nicht, dass Sie denken, in meinem ganzen Leben sind die Leute bis jetzt nicht sehr nett zu mir gewesen. Ich weiß nicht, wohin ich jetzt gehen soll. Ich hätte nichts dagegen, auch tot zu sein. Wie auch immer, leben Sie wohl. Es gab einen sehr wilden und schönen Ort, wo ich einst lebte, bevor die Zeit begann, mit Seen und Bergen.
    Alles Liebe,
    Julie
    Ich las den Brief zweimal. Sie erwartete, dass ich etwas sagte, aber mein Herz war zu voll. Welchen Kommentar hätte ich auch abgeben können? Man konnte nur Fragen stellen. Wie sehr hatte Julie schon den Verstand verloren? In den Jahren nach dem Weggang meines Vaters hatte meine Mutter dieselbe zögerliche Unlogik gezeigt. Doch jetzt gab es nur noch eine einzige wichtige Frage. Hatte Mrs. French Julie tatsächlich nach England zurückgebracht?
    »O ja. Genau das wollte sie mir sagen, als sie mir diesen Brief brachte. Sie hatte einen Bruder, einen Grundschuldirektor, in Dorset glaube ich, der versprach, sich um sie zu kümmern, bis etwas arrangiert werden konnte. Es war so vage, wie es klingt.«
    Sie war sehr sachlich geworden, als wollte sie das ganze Thema endgültig abschließen. Was gab es für sie auch noch zu sagen? Ich fragte, ob sie seitdem von Mrs. French etwas gehört habe.
    »Sie rief ungefähr sechs Monate später an. Sie wollte mir nur versichern, dass Julie in guten Händen sei und ich mir keine Sorgen um sie machen müsse. Ich habe ihre Telefonnummer. Könnten Sie mir bitte das Adressbuch dort drüben holen?« Ich tat es. »Wo habe ich …? Hier.«
    Sie gab mir eine Nummer in Calgary, und ich schrieb sie mir eben auf, als sie sagte, dass ich Julies

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