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Die Frau im Kühlschrank

Die Frau im Kühlschrank

Titel: Die Frau im Kühlschrank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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Jedenfalls ging es voran. Zwei neue Namen – und das Skelett eines Handlungsverlaufs.
    Die nächste Station war also wieder Arne Samuelsens Wohnung. Dieses Mal würde ich mich besser umsehen – jetzt, wo ich ein paar Anhaltspunkte hatte.

15
    Ich war von den Knien abwärts völlig durchnäßt und überall sonst klamm und feucht, bevor ich in Banavigå ankam. Drinnen im Treppenhaus stand Frau Eliassen, gerade dabei, Wasser von einem grünen Regenschirm zu schütteln. »Das is Gottes Strafe!« rief sie bei meinem Anblick aus.
    »Was?«
    »Na, das Wetter. Was denn sonst?« Sie starrte mich mißtrauisch an. »Sind Sie gekommen, um die Miete zu zahlen?«
    »Tja – tja. Aber ich würde gern noch einmal einen kurzen Blick in die Wohnung werfen – sie etwas genauer durchgehen.«
    »Sie haben ihn also noch nicht gefunden?«
    »Nein, leider. Und Sie haben auch nichts von ihm gehört?«
    »Nein, hätte mich auch gewundert. Der wird sich hüten.«
    »Also, wenn ich …« Ich ließ den Blick zur Treppe wandern, die nach oben führte.
    »Ich hab heut keine Zeit«, sagte sie mürrisch. »Heut ist Reinemachetag, und ich komm direkt aus der Stadt, deswegen hab ich sehr viel …«
    »Geben Sie mir nur den Schlüssel, dann werd ich Sie nicht stören.«
    »Sie glauben doch nich, daß ich Fremden den Schlüssel leihe?« Sie blickte mich feindselig an. »Hier wo die Leute einfach abhauen, ohne zu bezahlen.«
    »Ich werde für ihn bezahlen. Ich kann es sofort tun, wenn Sie nur …«
    »Also gut. Sie können ja kaum noch mehr anrichten, als … Ich werd Ihnen wohl lieber aufschließen.« Sie holte das Schlüsselbund hervor. Auf dem Weg die Treppe hinauf sagte sie: »Sie erinnern sich an den Betrag – zwölfhundert?«
    »Es ist mir unvergeßlich.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich meine – ich habe es nicht vergessen.«
    Sie steckte den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn herum. Sie bekam einen verwunderten Gesichtsausdruck, dann zog sie den Schlüssel wieder heraus und sah ihn an. »Hm«, sagte sie.
    »Ist etwas?« fragte ich.
    »Nein. Es war der richtige. Er geht bloß ein bißchen – schwer.« Sie steckte den Schlüssel wieder ins Schloß. Dieses Mal ging es, und sie öffnete die Tür. Sie blickte hinein. Die Wohnung sah genauso aus wie beim letzten Mal. »Tja …«, sagte sie und streckte die Hand aus, wie um zu prüfen, ob es regnete. Ihr Blick war nicht mißzuverstehen.
    Ich zählte sechs Hunderter ab und gab sie ihr. Der Inhalt meiner Kasse ging langsam zur Neige, und dabei hatte ich noch nicht eine Øre für das Hotel bezahlt.
    »Ja – und …«
    »Also – seien wir mal ehrlich … Eigentlich ist sie doch nicht mehr wert, oder – die Wohnung?«
    »Hören Sie, junger Mann – die Frage ist nicht, was sie wert ist, die Frage ist, was die Leute zahlen.«
    »Okay, okay. Aber ich habe nicht mehr Bargeld bei mir. Sie werden mit dem Rest – bis morgen warten müssen.«
    »Aber Sie haben gesagt …«
    »Ich hab mich verrechnet.«
    Sie sah in die leere Wohnung, auf die sechs Hunderter und dann wieder mich an. Die sechs Hunderter siegten, und sie sagte: »Ja dann – ich bin unten – und ich höre alles, was passiert, also sind Sie …« Sie beendete den Satz nicht, sondern sah mich nur vielsagend an. Dann verschwand sie die Treppe hinunter, und ich ging in die Wohnung, in der Arne Samuelsen gewohnt hatte. Als ich über die Schwelle trat, ging der Kühlschrank an, wie eine Art Signal.
    Ich blieb mitten im Raum stehen und sah mich um. Alles war wie beim letzten Mal, nichts war verändert. Die Heftzwecke an der Skizze der Ölplattform fehlte immer noch.
    Ich ging zum Kleiderschrank und öffnete ihn. Ich durchsuchte die Taschen sämtlicher Anzüge, ohne mehr als einen unbedeutenden Betrag an Kleingeld zu finden, ein paar alte Kassenbons und einen Postausweis. Ich sah mir das Bild an. Kein Zweifel, es war Arne Samuelsen. Der Ausweis war zwei Jahre alt, und das Bild war neuer als das, was ich bei mir hatte. Ich betrachtete die Schuhe und die Stiefeletten; aber es lag nichts auf dem Schrankboden.
    Dann ging ich hinüber zur Kommode. Das Ergebnis war nicht viel besser. Es war wirklich ein System in der Stapelung der Kleidungsstücke. Die Unterwäsche für sich, Strümpfe und Hemden für sich. Ich fühlte zwischen all den Schichten nach. Ganz hinten in der untersten Schublade fand ich eine halbe Flasche Whisky, ungeöffnet. In einer Ecke derselben Schublade lag ein Stapel Briefe. Alle waren mit der gleichen Handschrift geschrieben, alle von

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