Die Frau im Rueckspiegel
allein war. Warum stellte sie sich Fragen über ihr Verhältnis zu Rebecca? Warum wurde sie verlegen, wenn Rebecca sie dabei ertappte?
Weil du schon seit deiner ersten Begegnung mit Rebecca von ihr fasziniert bist. Christiane gestand sich ein, mit dem Urteil »Schön, aber viel zu schwierig« versucht zu haben, sich dem zu entziehen. Und so lange sie in Rebecca die arrogante Exzentrikerin sehen konnte, gelang das auch. Mittlerweile, und das lag nicht nur an dem Gespräch mit Hanna, wußte Christiane, daß es noch eine andere Rebecca gab. Eine, die Humor hatte, wie an dem Morgen nach Christianes Erlebnis auf der Polizeiwache. Rebecca hatte Mühe gehabt, ihr Grinsen unter Verschluß zu halten. Und im Krankenhaus, nach Hannas Unfall. Da war Rebecca voller Sorge. Ganz und gar nicht kalt und distanziert. In diesen Momenten war sie wieder da, diese Faszination. Und sie wuchs.
Wo führte das hin? Doch nur auf direktem Weg in ein Gefühlschaos!
Du mußt einen klaren Kopf bewahren, Christiane. Das ist ganz sicher nur eine vorübergehende hormonelle Schwankung. Hoffentlich! Denn wenn das nicht so wäre, wenn hier wirklich Gefühle ins Spiel kommen sollten, dann gute Nacht, Christiane. Dann solltest du dir schnellstens einen neuen Job suchen, es sei denn, du strebst neuerdings ein Leben als Masochistin an.
Christiane starrte in Gedanken auf die Tür des Mietshauses, hinter der Rebecca vor Minuten verschwunden war.
Ausblenden! Sie mußte einfach jedweden Gedanken ausblenden, der sich irgendwie mit Rebecca als Person beschäftigte. Rebecca war ihre Arbeitgeberin, der Boss, die Frau, die sie chauffierte. Punkt und aus.
Christiane preßte ihren Kopf in die Kopfstütze, starrte den weißen Himmel des Wagens an und schloß die Augen. Irgendwie hatte sie erhebliche Zweifel, daß das funktionieren würde. Da gab es nämlich etwas, das entschieden gegen die Ausblendungstaktik sprach. Rebecca war eine viel zu interessante Frau, um sie einfach zu ignorieren. Schön, klug, selbstbewußt, zuweilen etwas zu sehr. Und wenn man es am wenigsten erwartete, sensibel, verletzlich.
Es klopfte an der Scheibe. Christiane fuhr erschrocken zusammen. Auf Rebeccas Zeichen hin ließ sie das Seitenfenster runterfahren.
»Ich fahre mit Herrn Faber mit. Sie können Mittag machen. Ich bin gegen halb zwei zurück.«
Rebecca ging mit einem Mann in braunem Sakko davon. Christianes Blick folgte ihnen, bis sie in einen schwarzen Honda stiegen.
Ich will mich nicht in sie verlieben! Göttin, mach, daß ich mich nicht in sie verliebe.
7
D ie Blumen in Hannas Krankenzimmer wurden regelmäßig ausgewechselt. Das Obst war stets frisch. Christiane entgingen diese kleinen Details nicht. Rebecca sorgte dafür, daß Hanna sich wohl fühlte. Offenbar so wohl, daß sie übermütig geworden war!
»Das kannst du nicht von mir verlangen. Sie wird mich feuern!« Christiane blickte Hanna entgeistert an. Heute nutzte sie eine längere Fahrpause am frühen Nachmittag, Hanna einen Besuch abzustatten. Und Hanna überfiel sie prompt mit einem derartigen Ansinnen!
»Wird sie nicht. Dann müßte sie mich ja auch feuern.«
»Du arbeitest schon ein paar Jahre für sie, ich erst ein paar Tage. Und wie du dich vielleicht erinnerst, hatte ich einen schlechten Start.«
»Ich verspreche dir, Rebecca schmeißt dich nicht raus. Es ist mein Plan, meine Überraschung zu ihrem Geburtstag. Du und Anita, ihr seid meine Helfershelfer. Ihr steht unter meinem Schutz«, beruhigte Hanna Christiane.
»Ich hoffe sehr, du überschätzt deinen Einfluß nicht.«
Hanna schüttelte den Kopf. »Keine Sorge. Es ist jedes Jahr das gleiche. Sie sagt, sie möchte um ihren Geburtstag kein großes Aufsehen gemacht haben – und ich ignoriere das.« Hanna lächelte verschmitzt. »Eigentlich wollte ich sie an diesem Tag ja unter einem Vorwand selbst fahren und die Ballonfahrt mit ihr gemeinsam machen.« Ein tiefer Seufzer. »Aber mit einem Bein in Gips fährt es sich schwer Auto, und in meiner Verfassung in die Lüfte zu steigen, ist wohl auch keine gute Idee. Du mußt für mich einspringen.«
Christiane fühlte sich überrumpelt. »Ich weiß nicht«, sagte sie lahm. Ihre Ausblendungstaktik sah Ballonfahrten mit Rebecca nun wirklich nicht vor!
»Du brauchst wirklich keine Angst vor Rebecca zu haben. Sie wird erst ein mürrisches Gesicht machen, aber das vergeht schnell. Wenn ihr erst mal am Startplatz seid, gibt sie ihren Widerstand auf.«
Hanna wies auf die Tasche am Fußende des Bettes, über die
Weitere Kostenlose Bücher