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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Rebecca deutete mit dem Kopf in Richtung Piloten. »Wie es scheint, haben Sie also Glück. Na ja, allein wäre es hier oben auch entsetzlich langweilig.«
    Angesichts des Überraschungslautes, den dieses Geständnis bei Christiane auslöste, lachte Rebecca erneut. »Dachten Sie, ich würde es vorziehen, mit mir allein zu sein?« Sie gluckste. »Sozusagen nur ich und meine eigene strahlende Aura?«
    Da Christiane nichts erwiderte, fuhr Rebecca fort: »Glauben Sie, Sie kennen mich, weil wir täglich eine Stunde oder auch länger zusammen in einem Auto fahren?«
    Jetzt fand Christiane ihre Sprache wieder. »Nein. Ich glaube, niemand kennt Sie. Sie lassen ja niemanden an sich heran, außer Hanna.«
    Rebeccas Gesicht verschloß sich abrupt. »Das hat seine Gründe. Leute wie ich müssen vorsichtig sein.«
    Christiane winkte ab. »Sie meinen, weil alle nur Ihr Geld sehen, den Luxus, der Sie umgibt, und davon gern etwas abhaben wollen?«
    »Ja, allerdings.«
    »Ich glaube, daran liegt es nicht«, sagte Christiane.
    »Sondern?«
    »Ihr Glaube, alle seien nur hinter Ihrem Geld her, macht Sie blind für ehrliche Angebote. Dieser Glaube frißt Ihnen, wie ein Geschwür, die einfache Sicht der Dinge weg.«
    Nun war es Rebecca, die abwinkte. »Ach, hören Sie auf. Sie sagen, ich solle ignorieren, wie die Menschen sind, das Gute in ihnen suchen? Glauben Sie, das habe ich nicht versucht? Am Ende läuft es immer auf dasselbe hinaus: man will mir ein gutes Geschäft anbieten, das leider nur eben vorfinanziert werden muß, einen Kredit aus dem Kreuz leiern oder eine kleine Spende. Nicht zuletzt erpreßt man mich sogar. Ehrliche Angebote? Tut mir leid. Davon sehe ich nichts.«
    »Schlechte Erfahrungen machen wir doch alle, egal, wieviel wir auf dem Konto haben. Sie sind verbittert, das ist Ihr Problem. Sie haben sich zurückgezogen. Mal ehrlich, macht Sie das glücklich?«
    Rebecca zögerte. »Hm. Geht so.«
    »Wenn geht so das ist, was Sie wollen, sind Sie auf dem richtigen Weg«, meinte Christiane dazu.
    »Sie sind eine Idealistin«, erwiderte Rebecca.
    »Mag sein.«
    Rebecca betrachte Christiane nachdenklich.
    »Stört sie das?« fragte Christiane.
    »Nein, eigentlich beneide ich Sie darum.« Rebeccas Blick durchdrang Christiane. »Falls es wirklich so ist«, schränkte sie sofort ein.
    »Wieder ein Aber«, stellte Christiane lediglich fest.
    »Ja.«
    »Das muß schwer sein.«
    »Was?« fragte Rebecca verwundert.
    »Immer auf der Hut zu sein.«
    Rebecca schüttelte den Kopf. Da sie nichts erwiderte, glaubte Christiane, sie suche nach einer Erwiderung. Es überraschte Christiane, als Rebecca sagte: »Ich hätte nie gedacht, daß wir so miteinander reden können. Ich dachte . . .« Rebecca brach ab.
    Christiane half ihr. »Sie dachten, eine Kurierfahrerin ist entweder eine Studentin oder eine gescheiterte Existenz. Für eine Studentin bin ich zu alt. Und von einer gescheiterten Existenz erwartet man keinen Tiefgang.« Sie verzog spöttisch den rechten Mundwinkel. »Glauben Sie, Sie kennen mich, weil wir täglich eine Stunde oder auch länger zusammen in einem Auto fahren?«
    »Autsch.« Rebecca zog den Kopf ein. »Das schreit nach einem Friedensangebot. Was halten Sie von einem versöhnlichen Schluck Wein?«
    Dagegen hatte Christiane nichts einzuwenden. Rebecca öffnete die Flasche und goß ein.
    »Warum wird man Kurierfahrerin?« fragte Rebecca mit einem angedeuteten Zuprosten.
    »Weil man einen Job braucht, um die Miete zu zahlen. Für mich ist Hartz IV und Wohngeld keine annehmbare Alternative. Nicht, so lange ich gesund bin.«
    »Eine achtenswerte Einstellung.«
    »Und nun wollen Sie wissen, was ich gelernt habe und warum ich nicht in meinem Beruf arbeite.«
    »Das . . .« Rebecca hielt verwirrt inne. Das können Sie doch gar nicht wissen, hatte sie sagen wollen. »Ja, das wollte ich fragen«, erwiderte sie statt dessen.
    »Ich war im vierten Semester meines Pharmaziestudiums, als meine Eltern starben. Meine Schwester war dreizehn. Sie hätte ins Heim gemußt, und das wollten wir beide nicht. Ich dachte erst, ich kriege das mit Nebenjobs hin. Das war aber ein Irrtum. Also wurde aus den Nebenjobs ein Hauptjob. Als meine Schwester dann auf eigenen Füßen stehen konnte, hatte ich zum ersten Mal Geld über. Ich leistete mir dies und das, manchmal richtig kleinen Luxus. Das gefiel mir. Ich dachte, ich mache noch eine Weile so weiter, spare was und studiere eben später fertig. Auf ein, zwei Jahre käme es nicht an. Außerdem

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