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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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lieber so viel Abstand wie möglich zu ihr hielt. Aber scheinbar hatte Rebecca das schon vergessen. Brachte diese Frau denn gar nichts aus der Fassung?
    »Als mich zu blamieren?« fragte Christiane schnippisch. »Nein. Sie wissen doch, ich blamiere mich öfter mal. Was macht da schon einmal mehr?«
    Sie stiegen aus und gingen zum Center, wo Rebecca für die Ausrüstung sorgte. Auf dem Platz erklärte sie Christiane zunächst die Ausrüstung, die wichtigsten Regeln und verschiedene Schlagvariationen. Dann zeigte Rebecca, wie es ging. Position einnehmen, Probeschwung, Abschlag. Ihr Ball flog sirrend davon und landete irgendwo im Grün.
    »War das gut?« fragte Christiane.
    Rebecca schmunzelte. »Ganz ordentlich. Und nun Sie.«
    Zweimal haute Christiane schwungvoll daneben, beim dritten Mal traf sie. Erstaunt blickte sie dem Ball nach. »Er fliegt.«
    Das tat er tatsächlich, und zwar in hohem Bogen. Allerdings nicht sehr weit, dann senkte er sich über einer Baumkrone und fiel, wahrscheinlich ein Blätterrauschen nach sich ziehend, herab.
    »Nicht schlecht«, kommentierte Rebecca. »Zu kurz und falsche Richtung, aber die Bewegung stimmte.«
    Mit dem Golfcar ging es zunächst zu Christianes Ball. Diesmal traf Christiane zwar schon beim ersten Schlag, die Richtung war auch okay – nur der Teich war im Weg. Sie hörten das Platsch nicht. Aber da der Ball im Wasser landete, hatte es ein solches sicherlich geben müssen. »O Schande. Haben wir eine Tauchausrüstung dabei?« Christiane drehte sich zu Rebecca um, die hinter ihr stand. »Und nun?«
    »Sie bekommen einen neuen Ball.« Aber auch der landete treffsicher im Naß. Ebenso Nummer drei. Was Rebecca zu dem Vorschlag veranlaßte: »Besser, wir erweitern die Regeln ein wenig. Schlagen Sie doch einfach hinter dem Hindernis neu ab.«
    Weiter ging es mit dem Golfcar zum Teich. Aus dem Unkrautgürtel des kleinen Gewässers kam ihnen eine Entenfamilie entgegen. Rebecca holte einen neuen Golfball aus der Tasche, ließ ihn einfach auf den Rasen plumpsen. »Neuer Versuch«, sagte sie dabei.
    Doch die Entenfamilie war da anderer Meinung. Sie lief, graszupfend, zwischen ihnen und dem Golfcar hin und her. Christiane beobachtete amüsiert die kleinen Tiere, stützte sich abwartend auf ihren Golfschläger.
    »Was kostet denn so ein Ball? Ich meine, wieviel Euro habe ich gerade versenkt?«
    »So ganz pauschal? Ein bis zwei. Pro Ball.«
    »Hui. Wer fischt denn hier die Gewässer ab?«
    »Ich vermute, der Hausmeister.«
    »Schöner Nebenverdienst für den Mann.«
    Die Entenfamilie zog weiter. Christiane holte aus, schwang den Schläger abwärts. Der Ball hoppelte diesmal nur wenige Meter weiter. Sie schaute dem verdrießlich zu. »Gut, daß ich mein Geld nicht als Golfprofi verdienen muß. Gibt es hier nicht so was wie den Idiotenhügel beim Ablaufski? Ich glaube, da wäre ich besser aufgehoben«, meinte sie mit zerknirschtem Gesicht. Sie ging die wenigen Schritte zum Ball.
    »Meine Schuld«, sagte Rebecca in ihrem Rücken. »Ich hätte Sie erst auf der Driving Range üben lassen müssen. Na los, noch mal.« Christiane holte aus. Eben wollte sie den Schläger lossausen lassen, als Rebecca rief: »Nein, warten Sie.«
    Rebecca stellte sich dicht hinter Christiane, legte ihre Hand auf deren Schulter. »Lassen Sie sich Zeit. Konzentrieren Sie sich. Nicht die Kraft entscheidet, sondern der perfekte Schwung. Und erst einen Probeschlag ohne Ballberührung. Ich zeig es Ihnen.« Rebecca griff um Christiane herum und nahm ihre Hände, die den Schläger hielten, führte Christianes Arme langsam seitwärts in die Höhe und wieder zurück zum Ball, stoppte kurz davor. »So. Und den Oberkörper beim Ausholen nicht verdrehen. Merken Sie den Unterschied?«
    Christiane merkte im Moment nur, wie Rebeccas Wärme sie umfing, was ganz und gar nicht dazu beitrug, sich auf den Schlag zu konzentrieren. Sie wagte kaum zu atmen.
    Nun fiel auch Rebecca auf, daß sie im Zuge ihrer Unterweisung Christiane sehr nah gekommen war. Sie trat rasch einen Schritt zurück, warf einen Blick zu Christiane. Nur gut, daß die ihr den Rücken zuwandte. So bekam sie nicht mit, wie ihre Chefin für einen Moment verwirrt verharrte. Wäre Christiane nicht so sehr mit sich beschäftigt gewesen, wäre ihr trotz fehlenden Blickkontakts sicher aufgefallen, daß Rebeccas »Probieren Sie es mal« ungewohnt unsicher ausfiel.
    Christiane tat wie geheißen. Leider nutzte Rebeccas kleine Lektion nur insofern, als daß sie zwar diesmal den

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