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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Stimme: »Fahren wir in die Firma, ich hole meine Unterlagen – und dann los. Je eher wir loskommen, desto eher sind wir zurück. Sie haben doch Ihre Sporttasche im Wagen? Packen Sie sie für alle Fälle in den Kofferraum des Mercedes.«
    Aber es sollte dann wohl doch nicht sein. Sie gerieten in einen Stau auf der Autobahn kurz vor Hamburg, und schon Rebeccas erster Termin zog sich endlos in die Länge. Der dritte wäre planmäßig um vierzehn Uhr gewesen. Aber Rebecca kam erst um fünfzehn Uhr von ihrem zweiten Termin weg. Nun mußte sie noch zum Laboratorium, wo sie die Ergebnisse einer Materialprobe abholen und besprechen wollte.
    Christiane schaute nervös auf die Uhr. »Das wird knapp«, murmelte sie. Zum Labor brauchten sie im beginnenden Feierabendverkehr sicher zwanzig Minuten. Und die Rückfahrt nach Bremerhaven dauerte mindestens zwei Stunden, vielleicht auch länger. Und im Labor würde Rebecca ja auch eine Weile brauchen. Christiane sah ihre Felle davonschwimmen. Doch was sollte sie machen? Sie startete seufzend den Wagen.
    »Ich bin ziemlich spät dran«, sagte Rebecca.
    Christiane verstand es als Aufforderung, sich möglichst schnell durch den Verkehr zu wühlen. »Ich tue mein bestes.«
    »Das sollte auch kein Vorwurf sein.« Jetzt erinnerte Rebecca sich offenbar an das Gespräch von heute morgen. »Und Sie wollen ja auch so schnell wie möglich zurück. Wegen des Spiels.«
    »Das wird wohl nichts mehr. Wenn Sie im Labor sind, rufe ich meinen Trainer an und gebe Bescheid, daß er einen Ersatz finden soll.«
    »Hm.«
    Eine Pause entstand. Christiane lenkte den Wagen durch den dichten Verkehr. Rebecca schaute aus dem Fenster.
    »Fahren Sie zurück«, hörte Christiane Rebecca plötzlich sagen.
    »In die Sophienstraße? Haben Sie dort etwas vergessen?«
    Rebecca antwortete nicht sofort. »Nein«, erwiderte sie dann. »Zurück. Nach Hause.«
    »Aber Ihr Termin«, erinnerte Christiane.
    »Ich rufe im Labor an, sie sollen die Sachen schicken. Dann dauert es eben ein oder zwei Tage länger. So dringend ist die Geschichte nicht.« Rebecca nahm ihr Handy aus der Tasche.
    Christiane konnte nicht glauben, daß das passierte. Unsicher schaute sie nach hinten zu Rebecca. Sagte die wirklich den Termin ab? Ihretwegen?
    »Was ist?« Rebeccas Augenbrauchen schoben sich leicht zusammen.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sehe ich aus, wie jemand, der einen Scherz gemacht hat?«
    Nein, dachte Christiane. Rebecca sah aus wie meistens. Konzentriert und distanziert. Nur daß sie gerade mit wenigen Worten ihren Tag rettete.
    »Nun seien Sie doch froh und wenden endlich«, sagte Rebecca, schon beinahe unwirsch.
    Christiane beeilte sich, der Aufforderung zu folgen. Erst Minuten später hatte sie ihre Verwirrung so weit unter Kontrolle, daß sie wenigstens ein »Danke« hervorbrachte.
    »Schon gut«, war alles, was Rebecca darauf erwiderte.
    Um halb sechs passierten sie das Bremerhavener Ortseingangsschild.
    »Soll ich Sie nach Hause fahren?« fragte Christiane.
    »Wo müssen Sie denn hin? Wäre es ein Umweg?«
    »Na ja, schon.«
    »Dann fahren Sie direkt zur Halle, wo das Spiel stattfindet.«
    Christiane atmete erleichtert auf. »Danke.«
    Als sie Rebecca vor der Halle den Wagenschlüssel gab und sich zum dritten Mal bedankte, sagte diese: »Ich komme mit rein.«
    Christiane hatte ihre Verblüffung nicht im Griff. »Hä?« fragte sie und sah dabei nicht sehr intelligent aus.
    »Oder sind keine Zuschauer zugelassen?«
    »Doch. Aber . . . haben Sie denn Zeit dafür?«
    Was Bescheuerteres fällt dir nicht ein, Christiane? Sie hat schließlich extra ihre Pläne geändert. Natürlich hat sie jetzt Zeit.
    Rebecca gluckste amüsiert. »Wie es aussieht.«
    Rebeccas Spontaneität war für Christiane schwer zu verdauen.
    »Also, gehen wir?« fragte ihre Chefin jetzt ungeduldig.
    Christiane nickte automatisch.
    »Braucht man eine Eintrittskarte?« fiel Rebecca ein.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, es gelten die Karten vom Wochenende. Heute ist gar kein Verkauf.«
    »Dann müssen Sie mich wohl reinschmuggeln.«
    Die erste Hälfte des Spiels verlief ausgeglichen. Keine Mannschaft konnte sich entscheidend absetzen. Erst fünf Minuten vor der Halbzeit erarbeitete sich Christianes Team eine kleine Führung, die es mit in die Pause nahm. Doch die Gegner steigerten im zweiten Teil des Spiels die Intensität der Verteidigung, erzwangen immer wieder Ballgewinne und konnten ein ums andere Mal aus der Distanz verwandeln, weil sie zu spät angegriffen

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