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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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wurden. Christianes Mannschaft geriet innerhalb von zehn Minuten stark ins Hintertreffen. Der Trainer änderte die Taktik, rotierte mit allen seinen Spielerinnen. Das brachte frische Kräfte, und es gelang, das Spiel des Gegners aufzubrechen. Christianes Team holte auf, glich aus. Ein gegnerisches Foul kurz vor dem Schlußpfiff entschied das Spiel. Die verwandelten Strafwürfe brachten den Sieg.
    Rebecca hatte mitgezählt. Christiane machte in diesem Spiel fünfzehn Punkte. Rebecca wartete auf sie in der Nähe des Umkleideraums, um ihr zu gratulieren. Die Halle lag mittlerweile menschenleer da, und hier im Foyer, wo Rebecca vor dem kleinen Gang zum Umkleideraum stand, war sie die einzige. Nach und nach kamen aus der Umkleide die Spielerinnen und gingen an ihr vorbei. Die eine oder andere nickte Rebecca kurz zu. Christiane ließ immer noch auf sich warten.
    Rebecca sah, wie sich die Tür des Umkleideraums erneut öffnete, allerdings nur einen Spalt. Die Türklinke zeigte nach unten.
    »Nun mach doch mal ein bißchen schneller«, hörte Rebecca Christiane sagen. Offenbar stand sie auf der anderen Seite, die Türklinke in der Hand, und wartete auf jemanden.
    »Also eines ist doch klar«, sagte eine Rebecca unbekannte Stimme. »In den seltensten Fällen erwacht in einem Menschen von einem Moment zum anderen das Interesse für Basketball. Ergo. Sie interessiert sich für dich .«
    »Judith, bitte. Verschon mich endlich damit.«
    »Ich gehe jede Wette ein. He, das wäre doch die Lösung für unser Sponsorenproblem! Du flirtest ein bißchen mit ihr, und bei passender Gelegenheit fragst du sie, ob sie nicht – na, sagen wir mal fünfzigtausend – übrig hat. Dann kommt endlich wieder Geld in die Kasse. Der Verein kann es brauchen.«
    »Du spinnst wohl.«
    »Uwe sagte, der Elektriker hat festgestellt, daß die Leitungen komplett ausgetauscht werden müssen. Das Hallenparkett braucht eine neue Versiegelung. Um nur zwei Sachen zu nennen.«
    »Ich mache mich deswegen doch nicht an meine Chefin ran! Flirte du doch mit ihr.«
    »Für mich interessiert sie sich aber nicht. Sonst würde ich es versuchen. Ehrlich. Die Frau sieht klasse aus. Du willst mir doch nicht sagen, daß sei dir nicht aufgefallen!?«
    »Ich bin ja nicht blind.«
    »Na also!«
    »Judith.« Christiane seufzte. »Halt die Klappe und komm endlich.«
    Rebecca trat von dem Gang weg, blickte zum Ausgang. Sie mußte hier sofort verschwinden, wenn Christiane sie beim Verlassen der Umkleidekabine nicht sehen sollte. Doch die Neugier hielt Rebecca an ihrem Platz.
    »Ja, gleich.« Diese Judith schien sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, denn sie redete weiter auf Christiane ein. »Mal ernsthaft. Ist doch nichts dabei. Du hast endlich mal wieder Sex, in letzter Zeit bist du sowieso so unausgeglichen, und dann läßt du die Sache im Sand verlaufen.«
    »Das wird ja immer schlimmer«, rief Christiane entsetzt. »Erst flirten, und nun soll ich auch noch mit ihr schlafen.«
    »Na ja, mußt du ja nicht«, gab diese Judith großzügig nach.
    Was Christiane mit einem spöttischen »Danke« quittierte.
    »Wickle sie einfach ein wenig um den Finger«, lautete Judiths Rat. »Und glaube mir, Skrupel sind völlig unangebracht. War sie nicht die Frau mit dem Spruch ›Das Leben ist nicht immer fair‹, oder so ähnlich?« Ein Schnaufen. »So, jetzt bin ich so weit.«
    Rebecca lief eilig die wenigen Schritte zur Eingangstür, schlüpfte nach draußen, wo sie wartend stehenblieb.
    Christiane sollte auf keinen Fall merken, daß sie das Gespräch eben mit angehört hatte. Noch lieber wäre es Rebecca gewesen, Christiane am Wagen zu erwarten, aber sie konnte sich ausrechnen, daß sie das nicht mehr schaffte. Also lehnte sie sich gegen die Hallenwand, gerade so, als warte sie hier schon länger.
    Christiane und ihre Freundin kamen nur eine halbe Minute später aus der Sporthalle.
    »Das klappt schon«, sagte Judith.
    Christiane setzte zu einer Erwiderung an. Doch dann erblickte sie Rebecca. Sie verhielt den Schritt. »Sie sind noch da?«
    Rebecca bemerkte, wie Röte in Christianes Gesicht aufstieg.
    »Ich wollte zum gewonnenen Spiel gratulieren. Fünfzehn Punkte. Das war gut, oder?« Rebecca gab sich unbefangen, blickte von Christiane zu Judith.
    »Fünfzehn Punkte waren, zumindest heute, das beste«, meinte die grinsend und hatte es plötzlich sehr eilig. »Ich bin spät dran. Nun kann sie dich ja mitnehmen. Mach’s gut, Chris. Bis Donnerstag.« Damit segelte Judith davon.

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