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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Christiane.
    Hafner ging.
    Christiane nahm sich einen Stuhl, stellte ihn neben Rebeccas Bett und setzte sich. Sie schwieg. Was sollte sie auch sagen?
    »Endlich mal jemand, der mich nicht mit Fragen und guten Ratschlägen bombardiert«, sagte Rebecca irgendwann leise. Christiane beugte sich vor, um sie besser zu verstehen. »Tut mir leid«, fuhr Rebecca fort. »Dein Name. Ich erinnere mich nicht.«
    »Christiane«, half diese.
    »Christiane«, wiederholte Rebecca. Zwei bange Sekunden wartete Christiane, ob Rebecca bei dem Namen Anzeichen des Widererkennens zeigte. Aber nichts dergleichen geschah.
    »Stimmt das? Wir beide . . .?« Rebecca lächelte zaghaft.
    Christiane zögerte nur kurz. »Ja«, sagte sie dann. Gegen die Stimme des Protests in ihr wehrte sie sich mit der Frage: Was?! Sollte ich nein sagen?! Rebecca braucht jetzt jemanden, an den sie sich halten kann. Und ich bin im Moment nun mal die einzige Person, die dafür in Frage kommt.
    Ein tiefer werdendes Lächeln auf Rebeccas Gesicht belohnte Christiane für ihre Entscheidung.
    »Ich habe einen guten Geschmack«, meinte Rebecca mit einem leichten Anflug von Humor in der Stimme. Doch sie wurde sofort wieder ernst. »Glaubst du, daß ich das getan habe?«
    Christiane schloß für einen Moment die Augen. Dann sah sie Rebecca offen an. »Ich habe es nicht geglaubt, als ich die Geschichte gestern von einem Hotelangestellten gehört habe. Aber heute, von Doktor Hafner . . . sie haben dir den Magen ausgepumpt. Das Zeug war schließlich in dir.«
    »Aber bin ich der Typ für so was?« fragte Rebecca weiter.
    »Ich habe dich nicht dafür gehalten«, sagte Christiane ehrlich. »Doch angesichts der Tatsachen . . .« Sie brach ab.
    Rebecca richtete sich etwas auf, bedeutete Christiane, sich neben sie aufs Bett zu setzen. Christiane tat es.
    »Die Ärzte sagen, ich wollte mich umbringen. Ich . . . kann mir das nicht vorstellen. Mir fehlen zwar hier und da ein paar Erinnerungen, aber ich weiß nichts, was mich dazu bewegen sollte, einen solch dramatischen Schritt zu tun. Ich verstehe das nicht!« Rebecca schaute Christiane eindringlich an. »Kannst du mir helfen, meine Erinnerungslücken aufzufüllen.«
    Rebeccas Augen durchdrangen Christiane förmlich. Diese fühlte sich zunehmend unwohl in ihrer Haut. Sie hatte Rebecca Halt geben wollen. Das schien auch ganz gut zu funktionieren, aber dabei geriet sie selbst mehr und mehr in die Zwickmühle. Sie konnte Rebecca nicht helfen! Sie standen sich nicht nah genug!
    »Nehme ich vielleicht Drogen, die mich dazu getrieben haben könnten?« fragte Rebecca.
    »Nein!« entfuhr es Christiane entsetzt. »Jedenfalls nicht, soviel ich weiß.«
    Es klopfte an der Tür, und Doktor Hafner erschien noch einmal. »Entschuldigung. Ich störe nicht lange. Ich wollte Ihnen nur vorschlagen, daß wir für Frau Seidel eine Liege ins Zimmer stellen lassen.« Er schaute Christiane an und lächelte. »Sie wollen doch heute nacht sicher in der Nähe Ihrer Freundin bleiben? Und warum machen Sie nicht einen Spaziergang in unserem Park?« schlug Hafner vor. »Die frische Luft wird Frau Reklin guttun.«
    »Das ist mal ein Rat, den ich gern befolge«, meinte Rebecca lakonisch. »Wann werden Sie mich entlassen?« fragte sie den Arzt.
    Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht, er blickte ernst drein. »Rein physisch können Sie morgen sicher das Krankenhaus verlassen. Aber Sie wissen, daß ich Bedenken habe, so lange Sie nicht mit einem Psychologen gesprochen haben.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich fühle mich, abgesehen von den gräßlichen Kopfschmerzen, gut. Das sagte ich Ihnen doch schon.«
    »Und ich glaube, das ist eine Schönfärberei Ihres Zustandes, nur um hier rauszukommen. Ich kann Sie natürlich nicht zwingen, hierzubleiben, das wissen wir beide.«
    »Eben.«
    »Lassen Sie mich Ihnen wenigstens einen Kollegen in Ihrer Stadt empfehlen.« Hafner ließ nicht locker.
    Rebecca stand mit vorsichtigen Bewegungen auf. »Ich habe einen Hausarzt, der meine Kopfverletzung behandeln wird. Ihren Psychologen brauche ich nicht«, lautete ihre ablehnende Antwort. Sie ging zum Schrank, nahm ihre Hose vom Bügel. Offensichtlich machte sie sich tatsächlich für einen Spaziergang fertig.
    Der Arzt schüttelte resigniert den Kopf. »Vielleicht bringen Sie sie zur Vernunft.« Mit einem beschwörenden Blick auf Christiane verließ er das Zimmer.
    »Das brauchst du gar nicht erst versuchen«, sagte Rebecca zu Christiane, während sie das Krankenhaushemd in

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