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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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Die halbe Nacht. Der Mann vom Hotelempfang sagte mir nach einigem Hin und Her, daß man dich ins Krankenhaus eingeliefert habe. Ich wußte, ich würde von den Ärzten keine Auskunft bekommen, weil ich mich nicht als Verwandte ausweisen kann, also habe ich mich als deine Partnerin ausgegeben. Ich hielt das für das Einfachste!«
    Rebecca schaute Christiane stumm an.
    Christiane redete weiter. »Und ich habe noch nicht mal Hanna angerufen, um ihr zu sagen, daß mit dir alles in Ordnung ist.« Sie hob verzweifelt die Hände. »Wenn man das ganze Chaos als in Ordnung bezeichnen will!«
    Rebecca sagte immer noch nichts. In ihrem Gesicht arbeitete es. Sie mußte das eben Gehörte wohl erst verdauen.
    Christiane räusperte sich. »Ich nehme an, Sie suchen sich jetzt einen neuen Fahrer.« Sie fand es angebracht, wieder zum Sie überzugehen. »Denn das hier war von allen Katastrophen, die ich mir geleistet habe, die größte.« Lakonisch fügte sie hinzu: »Auch wenn Sie sich an die anderen im Moment nicht erinnern. Glauben Sie mir. Ich kann das einschätzen.«
    Rebecca kniff die Augen leicht zusammen. »Das klingt, als wären wir nicht gerade ein sehr harmonisches Team.«
    Christiane winkte ab. »Nein, das sind wir wirklich nicht.«
    »Warum?« wollte Rebecca wissen.
    »Keine Ahnung«, seufzte Christiane. »Wir haben wohl zu unterschiedliche Charaktere.«
    »Streiten wir uns?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Worin äußert sich dann diese angebliche Disharmonie?«
    Christiane hob ratlos die Hände. »Sagen wir mal so, wir können uns einfach nicht aufeinander einstellen.«
    »Wollen wir es denn?«
    Ein tiefer Atemzug, gefolgt von einem Schulterzucken Christianes antwortete Rebecca. Die verstand. »Das bedeutet, du glaubst, ich wolle es nicht. Richtig?«
    »Na ja«, gab Christiane zu. »Sie sind nicht der Typ, der sich auf andere einstellt.«
    Rebecca schien nachzudenken. »Wenn ich so schrecklich bin, warum hast du . . . haben Sie das dann alles gemacht?« Es leuchtete ihr nicht ein. »Sie fahren mir hinterher, statt sich zu sagen: Ist mir doch egal, wo die Schreckschraube bleibt, die wird sich schon melden. Aber gut. Sie sind eben ein Mensch mit Verantwortung, suchen mich. Und sie finden mich auch. Nun könnten Sie sagen: Alles klar. Die Frau lebt, die Ärzte kümmern sich, und sie ist ansonsten in der Lage, sich selbst zu helfen. Ich gebe in der Firma Bescheid und habe getan, was zu tun war. Aber nein, Sie erfinden eine Beziehung mit mir, um zu erfahren, wie es mir geht.« Rebecca suchte Christianes Blick. »Das klingt irgendwie . . . als hätten Sie sich Sorgen gemacht.« Ihre Stimme klang sanft.
    Christiane senkte verlegen den Blick. »Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Hanna, Anita und ich.«
    »Na schön«, erwiderte Rebecca. »Aber ich kann Sie doch nicht entlassen, weil Sie sich Sorgen gemacht haben. Das wäre unfair.«
    »Das Leben ist nur selten fair, so lautet einer Ihrer Lieblingssprüche.«
    Rebecca lachte. »Ja, das stimmt. Was ist los mit Ihnen? Sie betteln ja förmlich um Ihre Entlassung! Haben Sie ein besseres Angebot, wollen aber auf die Abfindung nicht verzichten?«
    Darüber mußte jetzt auch Christiane lachen.
    Rebecca zuckte mit den Schultern. »Tja, sieht so aus, als müßten Sie mich noch eine Weile ertragen. Ich habe gerade keine Lust, Sie zu feuern.« Sie hakte sich wieder bei Christiane ein. »Sie hätten ruhig noch eine Weile warten können, mir das alles zu erzählen. Wenigsten bis nach dem zweiten Kuß. Es fing gerade an, mir Spaß zu machen«, schmollte sie, während sie weitergingen.
    »Sehr witzig«, erwiderte Christiane nur. Rebeccas verstohlenen nachdenklichen Seitenblick bemerkte sie nicht.
    »Was machen Ihre Kopfschmerzen?« fragte Christiane, um das Thema auf etwas Unverfänglicheres zu bringen.
    »Die quälen mich weniger als die Frage, was mit mir passiert ist. Diese Beule an meinem Kopf ist ein weiteres Mysterium. Ich habe keine Ahnung, wie ich mir die zugezogen habe. Um der Theorie des Selbstmordes zu folgen, müßte ich versucht haben, mich selbst zu erschlagen, bevor ich zu den Tabletten griff. Oder anschließend, mit letzter Kraft, um auf Nummer sicher zu gehen. Halten Sie das für wahrscheinlich?«
    »Sie sind vielleicht hingefallen.«
    »Und warum fand man mich auf dem Bett liegend? Nach der Beule zu urteilen, wäre ich nach so einem Sturz bewußtlos liegengeblieben.«
    »Vielleicht war es so, und dann sind Sie wieder aufgewacht und haben sich zum Bett geschleppt.«
    »Okay.

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