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Die Frau im Rueckspiegel

Die Frau im Rueckspiegel

Titel: Die Frau im Rueckspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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nahm den ihr angebotenen Stuhl, Hafner setzte sich wieder in seinen Schreibtischsessel. »Wir haben hier wirklich ein Problem.«
    »Problem?« echote Christiane. Sicher war so ein Kreislaufkollaps bedenklich, aber doch nichts wirklich Bedrohliches! Nicht, wenn Rebecca ein bißchen kürzertrat. Und das war ihr sicher beizubringen.
    »Als Frau Reklins Lebensgefährtin sind Sie doch vertraut mit ihrer Gefühlslage. Haben Sie keine Anzeichen bemerkt? So eine Sache passiert normalerweise nicht von heute auf morgen.«
    Christiane räusperte sich verlegen. Sie hatte sich am Telefon als Rebeccas Lebensgefährtin ausgegeben. Auskünfte über Patienten bekamen nun mal nur Angehörige und »Eheleute«. Das war allgemein bekannt. Und sie war nicht hunderte von Kilometern gefahren, um dann ein lapidares »Tut uns leid, so sind die Vorschriften« zu hören. Denn daß sie ein zweites Mal so viel Glück hatte wie mit dem Hotelrezeptzionisten, war unwahrscheinlich.
    »Nun ja, Rebecca arbeitet sehr viel, das ist richtig. Manchmal zu viel, sicher. Aber . . .«
    »Ich rede nicht von Streß, Frau Seidel. Ich rede von Depressionen. Lethargie und Euphorie in häufigem Wechsel. Solche Anzeichen.«
    Christiane blinzelte irritiert. »Ich verstehe nicht.«
    Jetzt war es an dem Arzt, verwundert zu sein. »Sie haben doch vom Hotel aus angerufen. Ich ging davon aus, Sie hätten die Geschichte gehört. Frau Reklin wurde in ihrem Hotelzimmer vom Zimmermädchen bewußtlos auf dem Bett gefunden. Die Sanitäter fanden im ganzen Zimmer verteilt Tabletten. Paracetamol, Schlafmittel und diverse andere Pillen. Sie muß einen wilden Cocktail geschluckt haben.«
    »Wollen Sie damit sagen . . .«
    Doktor Hafner nickte. »Das war ein klassischer Selbstmordversuch«, sagte er behutsam.
    Christiane blickte den Arzt fassungslos an. Sie hörte, was Hafner sagte, aber es war so unvorstellbar, so außerhalb des Faßbaren für Christiane, daß sie nicht in der Lage war, etwas zu erwidern.
    Doktor Hafner stand auf, rollte seinen Stuhl zu ihrem, setzte sich wieder. »Frau Reklin hat Glück gehabt«, sagte er jetzt mit anteilnehmender Stimme. »Das Zimmermädchen fand sie rechtzeitig. Es wurden auch keine bleibenden Organschäden festgestellt. So gesehen ist, abgesehen von der Kopfverletzung, alles in Ordnung.«
    »Kopfverletzung?«
    »Frau Reklin muß, bevor sie die Tabletten genommen hat, gestürzt sein. Oder etwas in der Art. Sie hat ein ziemlich starkes Schädeltrauma, wie unsere Röntgenuntersuchung ergab. Wir wissen nicht, ob die Vergiftung oder die Kopfwunde die Ursache dafür ist, daß Frau Reklin sich an ihren Selbstmordversuch nicht erinnern kann. Es ist sehr typisch für Vergiftungen, daß es zu einem Blackout kommt. Jeder hat davon im Zusammenhang mit Alkohol schon gehört. Aber, so merkwürdig es klingt, das Trauma ist nicht unsere größte Sorge. Wir müssen herausfinden ob der Selbstmordversuch eine Kurzschlußhandlung war, was eine Wiederholungstat nahezu ausschließt, oder ob eben eine tiefere Depression vorliegt, die eine Wiederholung befürchten läßt. Dazu müßte Frau Reklin in therapeutische Behandlung. Allerdings können wir sie nicht zwingen. Sie muß das freiwillig machen, die Einsicht für ihre Situation haben. Das Problem, von dem ich sprach, ist folgendes: Da Frau Reklin sich nicht an den Selbstmord erinnern kann, bestreitet sie diesen und lehnt deswegen jede psychiatrische Behandlung strikt ab. Wir haben also nicht den kleinsten Ansatz für eine Therapie. Im Moment müßte die Patientin ständig beobachtet werden, aber dazu fehlt uns die Kapazität. Deshalb geben wir ihr Beruhigungsmittel.«
    »Das kann aber keine Lösung auf Dauer sein!«
    »Sie sagen es. Es wäre das beste, wenn Sie Frau Reklin dazu brächten, einer Verlegung in die Psychiatrie zuzustimmen.«
    Christiane schüttelte den Kopf. »Ich kann das alles gar nicht glauben. Selbstmord?! Das ist so abwegig. Rebecca ist eine selbstbewußte Frau. Sie führt ihre Firma mit eiserner Disziplin. Gut, sie als lebensfroh zu beschreiben, wäre wohl übertrieben, aber depressiv?! Nein.«
    Christiane schwirrten die Gedanken wirr durch den Kopf. Da war die Geschichte mit dieser Liane. Hanna hatte erzählt, Rebecca sei damals am Boden zerstört gewesen! Ja, aber wer wäre das in so einem Fall nicht? Und Rebeccas fatale Einstellung zu anderen Menschen? Zynisch, ja. Aber nicht depressiv! Oder doch?
    »Es könnte so eine Art Burnout-Syndrom sein«, meinte Doktor Hafner jetzt. »Das kommt

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