Die Frau im Rueckspiegel
inne. Genau das wollte sie nicht, einen Grund dafür angeben, warum sie Christiane mitnahm. Es war eine Eingebung gewesen. Eine, bei der sie sich gut fühlte. Also hatte sie zwei Plätze statt einen nach München gebucht. »Warum nicht?« fragte sie wie ganz nebenbei.
Christiane sollte einfach . . . bei ihr sein. »Komm schon«, bat Rebecca. »Das muß ich dir doch jetzt nicht sagen, oder? Du weißt, warum ich will, daß du mitkommst.«
Christiane verspürte bei Rebeccas Worten ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Begleitet von einem bedrückenden Bauchgefühl. Die Zweifel von heute morgen lagen Christiane nach wie vor auf der Seele. »Ich weiß nicht, ob das so gut ist.« Sie hielt es für ratsam, Rebecca darauf aufmerksam zu machen, daß deren Entscheidung wohl eher emotional begründet war. »Es wird Gerede geben. Ich bin deine Fahrerin, nicht deine Assistentin.« Das mußte Rebecca doch selbst auffallen! Sie reagierte die letzten Tage viel zu gefühlsbetont, war nicht sie selbst.
»Und ich bin der Boss . Folglich bestimme ich, wer mich begleitet«, erwiderte Rebecca trotzig. Das erinnerte Christiane schon eher an die alte Rebecca. »Aber wenn du nicht willst . . .«, fügte die ungewohnt leise hinzu.
Sie kamen im Akazienweg an und standen vor dem Tor, das sich langsam öffnete. Christiane seufzte, drehte sich zu Rebecca um. »Ich will ja. Aber ich will nicht, daß du später alles bereust.«
»Was soll ich denn bitteschön bereuen?«
Christiane sah wieder nach vorn, fuhr die Auffahrt zum Haus hinauf. Sie atmete tief durch, denn was sie zu sagen hatte, fiel ihr nicht leicht. »Kann es nicht sein, daß alles, letzte Nacht und deine Gefühle jetzt, daß das alles nur die Folge der chaotischen Ereignisse der letzten Tage ist? Du konntest mich vorher nicht ausstehen, und auf einmal . . .«
»Woher willst du das wissen?« unterbrach Rebecca sie. »Habe ich das jemals zu dir gesagt?«
Christiane stoppte den Wagen vor dem Haus. »Es ließ so einiges darauf schließen!«
Rebecca blieb unbeweglich auf der Rückbank sitzen. »Ich weiß nicht, wie ich dich von der Echtheit meiner Gefühle überzeugen soll. Du mußt mir schon glauben.«
Christiane drehte sich in ihrem Sitz um und sah Rebecca an. »Ich versuche es ja. Aber die Veränderung ist so enorm. Das macht es schwer.«
Rebecca lächelte jetzt verschmitzt. »Dann sollten wir erst recht so viel wie möglich zusammen sein, um herauszufinden, was da nun zwischen uns ist. Oder?«
»Sollten wir das?« Immer noch überzogen Zweifel Christianes Gesicht.
»Falls du an einen Rückzug denkst, werde ich ihn dir so schwer wie möglich machen.« Rebeccas Mundwinkel verzog sich spöttisch. »Das kann ich dir schon mal versichern.«
Woher nehme ich plötzlich diese Sicherheit? fragte sie sich dabei. Sie hatte doch selbst Zweifel gehabt. Wo waren die auf einmal hin?
Rebecca wunderte sich über sich selbst. Doch in diesem Moment war sie sich absolut sicher, daß sie keinen Fehler machte, sondern im Gegenteil dabei war, ihrem Leben etwas Gutes hinzuzufügen. Zumindest wollte sie den Versuch unternehmen. Das hätte sie schon viel früher machen sollen!
Es sind nicht die Fehler im Leben, die man bereut, sondern die verpaßten Chancen! Das war doch immer ihre Devise gewesen. Liane war Liane. Christiane war ganz anders. Die beiden waren nicht miteinander zu vergleichen. Es wäre töricht, ihrer Erfahrungen mit Liane wegen Christiane und sich die Chance zu vergeben.
»Also, kommst du nun mit nach München? Das ist eine Frage, keine Anordnung«, betonte Rebecca.
»Am Mittwoch?« fragte Christiane noch einmal, um sicherzugehen.
»Ja.«
»Okay.« Ein kurzer Anflug von schlechtem Gewissen überkam Christiane. Na ja, da mußte Judith eben mal mit jemand anderem Pizza essen gehen. Sie würde ihr einfach sagen, daß sie nicht hatte ablehnen können. »Hauptsache, ich bin Donnerstag zum Training wieder da.«
Rebecca seufzte. »Hast du denn keine anderen Sorgen als immer nur dieses Training?«
Christiane zuckte mit den Schultern. »Es ist gerade im Moment besonders wichtig.«
Rebecca beugte sich zu Christiane vor und küßte sie. »Na, dann sieh mal zu, daß du loskommst.« Sie stieg aus.
14
» W enn dein Club finanzielle Probleme hat, könnte ich doch als Sponsor auftreten.« Rebecca legte ihre Hand auf Christianes Arm. Den Kopf in der Kopfstütze des Flugzeugsitzes zur Seite neigend, schaute sie Christiane fragend an.
»Nein«, erwiderte Christiane. »Das möchte ich
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