Die Frau im Rueckspiegel
ließ, daß es in ihr ziemlich auf und ab ging. Allerdings konnte Christiane sich jetzt nicht zurückhalten. Sie drehte sich um. »War das nun eine Einladung für heute abend oder war es keine?« wollte sie wissen.
Rebeccas Hand lag schon auf dem Türgriff. »Es war eine«, sagte sie nach kurzem Zögern.
»Gut.« Christiane lächelte. »Dann nehme ich sie auch an.«
Rebecca schlug die Wagentür hinter sich zu und schaute zur Uhr. Nun war sie doch fast eine Stunde zu spät im Büro. Dennoch lächelte sie. Daß Christiane nach dem Training heute abend zu ihr kommen würde, hob ihre Laune beträchtlich.
Anitas große Augen und deren Verwirrung, als Rebecca das Büro betrat, belustigten sie deshalb nur, während sie so etwas sonst eigentlich immer nervte.
»Was ist los, Anita? Sie sehen mich an wie einen Geist.«
»Ja, nein . . . ich meine . . . Herr Schwandte sagte mir, Sie hätten einen Nervenzusammenbruch, ich solle Ihre Termine absagen und ihm die Unterlagen zum Münchner Projekt bringen.«
»Nun, wie Sie sehen, bin ich hier, und mir geht es gut«, sagte Rebecca strahlend. Daß Marius nicht mit ihr rechnete, war eine gute Nachricht. Ihre unerwartete Rückkehr würde ihn hoffentlich zu einem Fehler verleiten. Vielleicht kontaktierte er seinen Helfer. »Aber es ist in Ordnung, wenn sie meine Termine abgesagt haben, darum hätte ich Sie sowieso gebeten.«
Anitas Verwirrung wuchs bei dem, was Rebecca sagte, nur noch, besonders angesichts deren guter Laune.
»Wissen Sie, wo Christiane ist?« traute Anita sich bei so viel guter Stimmung sogar zu fragen. »Als Sie Freitag nicht am Flughafen waren, ist sie nach München gefahren.«
»Ich weiß. Aus diesem Grund habe ich Christiane heute freigegeben. Wir kamen gestern erst zurück.«
Was in München passiert war, danach erkundigte sich Anita dann lieber doch nicht. Sie wollte ihr Glück nicht überstrapazieren. Man wußte nie, wie schnell Rebeccas Stimmung umschlug. Sie konnte ja später Christiane fragen. Soweit schien ja alles wieder in Ordnung zu sein. Nur daß dennoch alle Termine ausfallen sollten, ergab irgendwie keinen Sinn. Aber Anita hütete sich, Rebeccas Entscheidung diesbezüglich zu hinterfragen.
»Haben Sie Herrn Schwandte die Unterlagen schon gebracht?«
»Nein, sie liegen noch hier.« Anita deutete auf ihren Schreibtisch.
Rebecca griff nach dem Ordner. »Ich mache das schon.«
Mit dem Ordner unterm Arm ging sie zu Marius. »Ist er im Büro?« fragte sie im Vorbeigehen seine Sekretärin.
»Ja, aber er will nicht gestört werden.«
Rebecca lächelte nur. »Das gilt doch sicher nicht für mich.« Schon lag ihre Hand auf der Türklinke, drückte sie hinunter.
Marius Schwandte schaute verärgert auf. »Ich führe ein wichtiges Telefonat!« rief er. Dann erkannte er Rebecca. Seine Hand samt Hörer sank nach unten.
Kurz hob er sie noch mal hoch. »Ich rufe später zurück.« Dann legte er den Hörer auf. »Rebecca!« rief er.
»In voller Größe.«
»Du, ich . . .«, stotterte Marius.
»Wie ich von meiner Sekretärin höre, dachtest du, ich sei krank. Komisch. Wie kommst du nur darauf?«
»Ich erhielt einen Anruf aus München. Du warst Freitag nicht beim Abschluß der Gespräche. Was sollte ich sonst glauben?« Marius fand langsam die Fassung wieder. »Ich wollte mir einen Überblick über die München-Sache verschaffen, damit ich die Gespräche zu Ende bringen kann«, fügte er, nun schon wieder selbstsicher, hinzu.
»Warum hast du nicht versucht, mich über Handy zu erreichen?«
»Ich . . .«
»Ach richtig, du dachtest ja, ich hätte einen Nervenzusammenbruch. Woher hattest du denn diese Information?« Rebecca sah Marius durchdringend an.
»Das war reiner Zufall. Meine Frau war das Wochenende auch in München, um eine Freundin zu besuchen. Sie hat in der Samstagsausgabe einen Artikel gelesen, und ihr war sofort klar, von wem da die Rede war.«
Rebecca glaubte Schwandte kein Wort. Allerdings hatte er schnell geschaltet, das mußte sie ihm zugestehen.
»Na, da war es ja sehr rücksichtsvoll von dir, mich nicht im Krankenhaus zu behelligen und sofort für mich einzuspringen. Ein Mann der Tat, wie er im Buche steht.« Rebecca konnte sich den Anflug von Spott nicht verkneifen. »Aber ich werde die Verhandlungen in München selbst abschließen. Wir sind Donnerstag sehr weit gekommen. Es fehlt praktisch nur noch der Vertragsentwurf. Ich fliege an einem der nächsten Tage noch mal runter. Ich rufe gleich dort an.«
»Okay«,
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