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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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Luft. Anouk klopfte ihm hilfsbereit auf den Rücken.
    »Na, dann herzliche Gratulation!«, sagte der Pfarrer gedehnt und warf Max einen irritierten Blick zu.
    »Danke«, entgegnete Anouk. »Es gibt aber ein Problem. Wir befürchten, dass wir miteinander verwandt sind. Und da wir gerne Kinder möchten«, sie strich Max bei den Worten liebevoll über die Wange, »sind wir natürlich … etwas besorgt. Sie verstehen?«
    Der Pfarrer nickte. »Das scheint mir aber eher ein Problem medizinischer Natur zu sein, für das Sie ja bereits einen geeigneten Fachmann an Ihrer Seite haben.« Er musterte Max, der sich die tränenden Augen mit einem Taschentuch abwischte und zu niesen anfing. »Ich als Seelenhirte werde Ihnen dabei wohl kaum weiterhelfen können.«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Anouk. »Es wäre uns aber ein großes Anliegen, jeden Verdacht, auch in moralischer Hinsicht, auszuräumen. Ich würde mich sonst unwohl fühlen. Und deshalb sind wir hier. Wir würden gerne Einsicht ins Kirchenregister nehmen. Den fraglichen Zeitraum, um den es geht, haben wir bereits eingegrenzt, er umfasst die Jahre von circa siebzehnhundertsechsundvierzig bis heute.«
    Anouk schenkte dem Pfarrer ein strahlendes Lächeln und strich sich eine Locke aus dem Gesicht. Max biss sich auf die Lippen und betrachtete interessiert eine Ameisenkolonne, die in gerader Linie die Laube durchquerte.
    Der Geistliche lehnte sich zurück, nahm seine Brille ab und fing an, sie mit seinem Hemdzipfel zu putzen. Anschließend hielt er sie gegen das Licht, schien mit dem Ergebnis zufrieden und setzte sie wieder auf.
    Anouk musste an sich halten, um nicht vor lauter Ungeduld mit den Fingern auf die Tischplatte zu trommeln. Ihr Lächeln bröckelte mit jeder Sekunde, in der der Pfarrer nichts sagte. Endlich räusperte er sich, wischte einen Krümel vom Tisch und blickte Anouk geradewegs in die Augen.
    »Das ist der größte Bockmist, der mir je untergekommen ist.« Dann warf er den Kopf in den Nacken und fing schallend an zu lachen, dabei klopfte er so übermütig auf den Tisch, dass die Gläser hüpften. »Und das Gesicht des Doktors während Ihrer Ausführungen hätte man fotografieren und im Seenger Landboten abdrucken sollen! Himmel, das ist das Witzigste, was ich seit langem gehört habe.« Er gluckste. »Sie reden tatsächlich von Blutschande?«
    Ein erneuter Lachkrampf schüttelte ihn. Anouk und Max sahen einander betreten an.
    Über die Wiese kam eine Frau mit einem Kleinkind an der Hand und nickte grüßend in die Runde. »Was gibt es denn so Lustiges?«, fragte sie, setzte sich und hob das Mädchen auf ihren Schoß. Sie schaute neugierig von einem zum anderen.
    Immer noch lachend deutete der Pfarrer auf Anouk. »Sie … ich …«, er brach ab und hielt sich den Bauch.
    Die Frau hob verwirrt die Augenbrauen. »Ich entschuldige mich für meinen Mann. Wenn er nicht Geistlicher geworden wäre, dann sicher Komiker.«
    Anouk lächelte säuerlich. Max verzog das Gesicht. Das Mädchen deutete auf die Schaukel und fing an zu quengeln. Die Pfarrersfrau setzte die Kleine ab, nahm sie bei der Hand und stand auf.
    »Mutterpflichten«, seufzte sie ergeben. »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag! Und du«, sie knuffte ihren Mann in den Arm, »solltest dich mal wieder beruhigen.«
    Der Pfarrer räusperte sich mehrmals, wischte sich mit einem Taschentuch über die Augen und atmete tief ein.
    »Tut mir leid, aber das war eine Oscar-würdige Vorstellung.« Seine Mundwinkel zitterten. »Aber ganz unnötig. Unsere kirchlichen Register sind zwar prinzipiell nicht öffentlich, doch wenn Sie einen begründeten Interessennachweis erbringen können – zum Beispiel Nachforschungen wegen der Erstellung eines Familienstammbaums oder etwas Ähnliches –, dürfen Sie diese natürlich ohne weiteres einsehen.« Anouk atmete erleichtert auf. »Und das, ohne schwindeln zu müssen«, fügte er augenzwinkernd hinzu. »Das schätzt der Chef nämlich nicht besonders.«
    Er wies mit dem Daumen zum Himmel hinauf.
    Anouk errötete. »Entschuldigen Sie, dass ich Sie angeflunkert habe«, sagte sie kleinlaut, »aber ich … wir müssen unbedingt einer Sache nachgehen, die sich vermutlich im achtzehnten Jahrhundert ereignet hat. Es könnte eine Verbindung zwischen meiner Familie und der der Ruflis geben, die wir näher untersuchen wollen.«
    Der Geistliche hob die Augenbrauen. » Der Ruflis?«
    Max nickte. »Ja, der Familie des Kurators.«
    »Interessant«, murmelte der Pfarrer und

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