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Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Die Frau in Rot: Roman (German Edition)

Titel: Die Frau in Rot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot S. Baumann
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Lippen.
    »Man interessiert sich also für unsere Hallwyler, nicht?« Max, Anouk und der Kurator nickten gleichzeitig. Der Pfarrer schaute perplex in die Runde und schloss den Glasschrank auf. »Leider ist nur noch das Register mit den Todesfällen derer von Hallwyl erhalten. Alle anderen wurden vermutlich bei dem Kirchenbrand zerstört.« Er griff zielstrebig nach einem in dunkelgrünes Leder gefassten Folianten und legte ihn sorgfältig auf den Tisch. »Irgendwelche Wünsche, was die Jahreszahlen betrifft?«
    »Siebzehnhundertsechsundvierzig«, riefen drei Stimmen im Chor.
    »Schön, dass Sie sich so einig sind«, murmelte der Pfarrer und schüttelte befremdet den Kopf.
    Anouk wagte kaum zu atmen. Jetzt, ging es ihr durch den Kopf, jetzt entwirrt sich das Fadenknäuel der Geschichte!
    »So, hier haben wir das achtzehnte Jahrhundert.«
    Der Pfarrer drehte das Buch in ihre Richtung. Max keuchte, Anouk schnappte nach Luft, und der Kurator stieß einen Laut aus, als hätte man ihm einen Dolch ins Herz gestoßen.

    Désirée Elisabeth von Hallwyl, geb. den 3 . März 1744 , gest. den 5 . Dezember 1746 , (G.u.)

    Johannes August von Hallwyl, geb. den 18 . Mai 1689 , gest. den 21 . Dezember 1746 , (geborgen Januar 1747 )

    Bernhardine Amalia von Hallwyl, geborene von Diesbach-von Morlot, geb. den 20 . April 1728 , gest. den 22 . Dezember 1746 , (G.u.)

    Burkhardt und Kaspar von Hallwyl, geb. den 31 . Januar 1746 , gest. den 24 . Dezember 1746

    »Sie sind alle da«, flüsterte Anouk ergriffen, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Max nickte, nahm ihre Hand und drückte sie. »Was heißt das?« Sie deutete auf eine Zeile unter Désirées und Bernhardines Eintrag.
    »G.u.«, murmelte der Pfarrer. Er rückte seine Brille zurecht. »Keine Ahnung.«
    »Grab unbekannt«, beantwortete Rufli die Frage. Er lächelte und schüttelte immer wieder den Kopf. »Unglaublich!«, stieß er hervor. »Einfach unglaublich!«
    Dann fing er auf eine Weise an zu lachen, dass Anouk es mit der Angst zu tun bekam. Es war das Gelächter eines Irren. Dem Pfarrer schien Ähnliches durch den Kopf zu gehen, denn er verzog irritiert das Gesicht und schaute auf seine Armbanduhr.
    »Oh, schon so spät. Ich muss zur Andacht.«
    Er klappte den Folianten zu und wollte ihn wieder in den Glasschrank zurücklegen.
    »Nicht so schnell, Pfaffe!«, zischte Rufli da leise. »Wir haben’s nicht eilig. Gib mir das Buch!«
    Der Pfarrer starrte den Professor ärgerlich an. »Etwas mehr Respekt, Herr Rufli!«, erwiderte er. »Sie sind hier schließlich mein Gast.«
    Mit diesen Worten ging er unbeirrt auf den Glasschrank zu.
    »Gib mir das Buch, habe ich gesagt!«, schrie der Kurator. Seine Augen waren weit aufgerissen, er keuchte und attackierte den Pfarrer. Der Geistliche presste den Folianten an die Brust und floh zur Tür. Doch der Professor war schneller. Er zog einen Gegenstand aus seiner Sakkotasche heraus, mit dem er dem Pastor auf den Kopf schlug. Der stürzte wie ein gefällter Baum mitsamt dem Register zu Boden. Anouk schrie auf. Eine Pistole! Rufli hatte eine Waffe in der Hand! Ihr wurde eiskalt.
    »Heb es auf, Hexe!«, wandte sich der Professor an sie, worauf sich Max sofort schützend vor Anouk stellte.
    »Was bezwecken Sie eigentlich mit diesem Theater?«, fragte er forsch, doch Anouk hörte die Unsicherheit in seiner Stimme.
    »Theater?« Der Kurator bleckte die Zähne. »Das veranstaltet doch ihr. Wir Ruflis bleiben dagegen immer im Hintergrund. Nur die Morlots müssen sich stets vordrängen. Sie lieben es nun einmal, auf der großen Bühne zu stehen, nicht wahr? Seht her!« Er warf sich in die Brust und riss die Augen auf. »Ich bin eine Morlot! Ich bin die Schönste! Ich bin eine Hure!«
    »Sie sind ja vollkommen verrückt«, sagte Max und tippte sich an die Stirn.
    Ruflis Augen verengten sich zu Schlitzen. »Ach ja? Dann fällt es wohl auch unter geistige Verwirrung, wenn ich Sie gleich über den Haufen schieße, nicht wahr? So etwas tun Irre doch.«
    Er zielte auf Max’ Brust und drückte ab. Der Knall war ohrenbetäubend, und Anouk sah, wie Max’ Gesicht einen verblüfften Ausdruck annahm. Dann fiel er wie ein Stein zu Boden.
    »Nein!«, schrie sie und warf sich über ihn. »Du darfst nicht sterben. Max! Max, hörst du mich? Ich liebe dich!«
    »Rührend, Anouk, wirklich rührend, aber ich bin in Eile. Also heb das Buch auf und gib es mir.«
    Anouks Gedanken jagten. Was sollte sie tun? Hatte sie eine Chance gegen Rufli? Er stand vor

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