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Die Frau meines Lebens

Die Frau meines Lebens

Titel: Die Frau meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Barreau
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Menschen, die es nicht eilig hatten.
    »Ich kann
Ihnen frische Lammschulter anbieten, Schweinelendchen und ein 1a-Rinderfilet,
wirklich alles sehr gut … aber eine Frau«, er lachte zweimal kurz sein
»Huarhuar«, »finden Sie hier nicht.«
    Ich
bedankte mich und legte auf.
    Das also
war sie gewesen, meine Superchance, der krönende Abschluß meiner
Telefonrecherchen, die mich zur Frau meines Lebens führen sollten. Eine
Metzgerei!
    Wer trieb
dieses perfide Spiel mit mir? Es gab keinen Gott, das stand fest, und lieb war
er schon gar nicht.
    Ich würde
Vegetarier werden. Und Agnostiker!
Eines war wie das andere.
    Ich kippte
den Wein in einem Zug runter und gestattete mir einen nihilistischen Lacher,
bevor ich mich besann und mein Notizbuch wieder aufschlug. Ich vermerkte die
letzten Telefonate.
    Dann
starrte ich grübelnd auf die Liste.
    Komm,
Antoine, sagte ich mir, hilf dir selbst, dann hilft dir Gott! Sei ein guter
Detektiv! Sei Philipp Marlowe! Dabei fiel mir ein, daß ich den »Malteserfalken«
bis heute nicht verstanden hatte. Egal. Ich beugte mich über meine
Aufzeichnungen.
    Vielleicht
hatte ich ein wichtiges Detail übersehen?
     
    Telefonat   1  Anrufbeantworter/Nachricht hinterlassen
    Telefonat   2  Hysterische Hexe
    Telefonat   3  Kind/eifersüchtiger Ehemann
    Telefonat   4  Mme Céline Dubois
    Telefonat   5  Betrügerischer Mann/Florence
    Telefonat   6  Gaga-Russin/Dimitri
    Telefonat   7  Natalie/nett
    Telefonat   8  Kein Anschluß
    Telefonat   9  Rüdi's Salon
    Telefonat 10  Boucherie Duchaine
     
    Ich
seufzte. So wie die Dinge lagen, und gesetzt den Fall, daß keine der
angewählten Personen gelogen hatte, gab es eigentlich nur eine Nummer, die noch
Hoffnung bot. Und das war die erste Nummer.
    Die
Metzgerei schied aus, ebenso der schwule Rüdi mit seiner grauhaarigen Isabelle
im Ruhestand, kein Anschluß war kein Anschluß, Natalie war supernett, aber eben
nicht Isabelle, und die falsche Isabelle hieß nur so.
    Die
durchgeknallte Russin, die immer Dimitri schrie, war ebensowenig eine heiße
Spur wie der Mann, der seine Florence betrogen hatte und nun um Gnade bettelte.
    Madame
Dubois war eine äußerst angenehme Telefonpartnerin, aber auch nicht die
Richtige, und wenn sie eine Isabelle gekannt hätte, hätte sie mir das sicher
gesagt.
    Die kleine
Marie wußte den Namen ihrer Mutter nicht, aber der Ehemann hatte mir klar zu
verstehen gegeben, daß seine Frau nicht die Frau war, die ich suchte. Und die
Hexe vom zweiten Anruf, die überall Telefonterror witterte, war unter keinen
Umständen meine gesuchte Person. Blieb also der automatische Anrufbeantworter,
schloß ich messerscharf.
    Ich wählte
noch einmal die allererste Nummer. Meine Güte, wie viele Jahre war das her, daß
ich diese Nummer gewählt hatte?
    Wieder – wie
hätte es auch anders sein können? – schaltete sich die verdammte Automatenstimme
ein, eine Stimme, von der man nicht mal erahnen konnte, ob es Isabelles Stimme
war, weil wer-auch-immer sein Band nicht selbst besprochen hatte. Es reichte!
    Ich zahlte
und stand auf. Es war halb sieben, und ich war mit meinem Latein am Ende.

10
    Niedergeschlagen
trottete ich die Rue de Grenelle entlang. Ich hatte in den letzten Stunden die
ganze Skala menschlicher Empfindungen durchlaufen, und mit einem Mal fühlte ich
mich völlig leer. Ich überlegte, gleich nach Hause zu gehen und mich meinem Schmerz
hinzugeben. Glauben Sie mir, es ist hart für einen Mann, wenn er sich mit aller
Kraft für etwas einsetzt und am Ende nichts dabei herauskommt. War ich schon am
Ende meiner kleinen Geschichte angekommen, bevor sie überhaupt angefangen
hatte? Sollte mir von der Liebe meines Lebens nichts bleiben als
verheißungsvolle Blicke, ein Lächeln und eine kleine verschmierte Karte?
    Ich stapfte
die Straße entlang, die Hände trotzig in den Hosentaschen vergraben, ein
trauriger James Dean, na ja – nicht ganz so photogen. So viele Kilometer wie
heute war ich schon lange nicht mehr zu Fuß gelaufen. Trotzdem tat es irgendwie
gut, einfach so zu gehen und immer weiter zu gehen.
    Die Rue de
Grenelle näherte sich allmählich der Rue de Rennes, einer belebten
Einkaufsstraße, die schnurgerade auf den schwarzen Tour Montparnasse zuläuft,
dem häßlichsten Hochhaus von Paris mit einer unerwartet schönen Aussicht. Und
allmählich kehrten auch die Gedanken wieder in meinen Kopf zurück.
    Was sollte
ich zu Hause, wo mich außer drei Tomaten im Kühlschrank nichts

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