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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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Augen.
    »Was hältst du vom Studio?«, fragte er.
    »Schwer zu sagen. Es ist der außergewöhnlichste Arbeitsplatz, den ich je gesehen habe. Verblüffend und aufregend.«
    »Ich kann mir keinen besseren vorstellen«, erklärte Paddy und lächelte Mari zu. »Leider gibt es hier nicht so viele Aufträge für mich, dass ich davon leben könnte.«
    »Quatsch«, sagte Mari. »Ich bezahle dich besser als irgendwer sonst. Dass es nicht reicht, liegt an deinem flotten Lebenswandel.«
    Paddy lachte. »Ich spiele Poker. Und manchmal mache ich gern weite Reisen«, erklärte er Lia.
    »Um deinen Gläubigern zu entkommen«, stellte Mari fest.
    Paddy lachte erneut, doch Lia glaubte, eine leise Spannung zwischen den beiden wahrzunehmen.
    Bald darauf verabschiedete sich Paddy. Mari ließ sich neben Lia auf das Sofa fallen und zog die Beine unter sich.
    »Kommen wir zur Sache: Arthur Fried. Hast du etwas gefunden?«
    Lia berichtete über das eher trockene Material der Nachrichtenarchive und über ihr Gespräch mit Timothy Phelps.
    Mari fand Timothys Gedanken interessant.
    »Das mit der Ehe ist eine gute Beobachtung. Sie wirken als Paar irgendwie künstlich, als würden sie schauspielern. Wir müssen auch die Frau unter die Lupe nehmen«, überlegte sie.
    Lia meinte, nach der Lektüre der Zeitungsartikel verstehe sie immer noch nicht, wieso Fried ein Teufel sein solle.
    »Begründen kann ich es auch noch nicht«, erwiderte Mari.
    Vorläufig habe sie nur eine starke Ahnung, dass Fried schlimmer war, als es den Anschein hatte. »Ich habe nicht die Absicht, ihm in sein Privatleben hineinzupfuschen. Aber seine politische Karriere will ich stoppen, und zwar für immer!«
    »Und wenn du dich irrst? Wenn er nur ein extrem konservativer Politiker ist, wie andere auch?«
    »Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber ich habe mich noch nie geirrt. Wenn wir tief genug graben, stoßen wir auf Schmutz. Aber eine einzige Enthüllung reicht nicht, sonst windet sich der Kerl heraus.«
    Mari war der Überzeugung, dass die moralischen Ansprüche an Politiker zwar sehr hoch seien, sie Krisen aber häufig gut überstanden, da ihr Erfolg – und damit der Erfolg ihrer Partei – stark auf Ruf und Charisma basierten. Sie meinte, dass, wenn über einen populären Politiker etwas Unangenehmes ans Licht käme, ihn seine Partei in Schutz nehmen würde, und die Wähler ihm gleichermaßen nicht unbedingt ihr Vertrauen entzögen. Gäbe es allerdings mehrere Skandale, dann verschwänden die Getreuen bald. Kein Politiker könnte es sich leisten, jemanden im Boot zu behalten, der seinen guten Ruf verloren hatte.
    »Und ich will, dass Fried für immer und ewig aus dem Spiel ist.«
    Mari spielte darauf an, dass es keineswegs ungewöhnlich war, dass gestrauchelte Politiker ein großartiges Comeback feierten. Sie müssten nur ein, zwei Jahre warten, bis sich der Staub gelegt hatte. Seltsamerweise würde ein solcher Karriereknick Politikern oft sogar als Vorzug angerechnet, als hätten sie mit dem vorübergehenden Verlust ihrer Position Berufserfahrung gesammelt.
    Sie bat Lia, weiter an dem Fall zu arbeiten. Sie sollte alles notieren, was auch nur im Geringsten darauf hindeutete, dass Fried nicht so unbescholten war, wie er vorgab. Mari und der Rest des Studios würden inzwischen andere Kanäle anzapfen.
    »Und die Holborn Street? Hattest du Zeit, darüber nachzudenken?«, wechselte Lia das Thema.
    »Mehr als das, ich habe deshalb heute Abend ein Treffen in einem Pub. Willst du mitkommen?«
    Sie gingen zu Fuß. Unterwegs erzählte Mari von dem Mann, den sie dort treffen würden. Er sei kein besonders angenehmer Zeitgenosse, habe aber Kontakte zur Londoner Unterwelt. Seine Informationen verkaufe er an alle, die bereit waren, dafür zu zahlen, und deren Beziehungen ihm nützlich waren. Mari hatte ihn auch früher schon konsultiert.
    »Er arbeitet auch mit der Polizei zusammen, als Spitzel.«
    Im Rake bestellten sie Sandwiches und Bier. Mari erzählte, der Mann werde Big K genannt.
    »Frag nicht, warum. Ich habe keine Ahnung. Er ist nicht mal besonders groß.«
    Ihre Bestellung war eben serviert worden, da trat Big K mit einem Bierkrug in der Hand an ihren Tisch. Er war ein untersetzter Mann um die fünfzig. Er sieht ganz normal aus, dachte Lia, es sei denn, man findet den Ohrring und die rote Gesichtsfarbe ungewöhnlich.
    »Abend. Lange nicht gesehen«, sagte er und setzte sich.
    The Rake war ein kleiner Pub, aber so voll und laut, dass keine Gefahr bestand, belauscht zu

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