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Die Frau ohne Gesicht

Die Frau ohne Gesicht

Titel: Die Frau ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pekka Hiltunen
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konzentrieren. Sie war bei Level als Grafikerin angestellt und arbeitete gerade am visuellen Design von zwei Artikeln, die glücklicherweise kein anspruchsvolles Layout erforderten. Der eine behandelte den Zustand britischer Großstädte, der andere war eine kurze Glosse über die Hunde von Politikern. Als sie merkte, dass sie ihre Arbeit immer wieder unterbrach, um nachzusehen, ob die Nachrichtenagenturen, Internetseiten oder Fernsehsender etwas Neues über den Fall in der Holborn Street brachten, gab sie schließlich ihrer Neugier nach.
    Sie markierte die Nachrichten im Internet, sodass sie per E-Mail über jede Aktualisierung informiert wurde. Den ganzen Tag über kamen Updates. Oft handelte es sich nur um kurze Ergänzungen, ein oder zwei Sätze. Selbst die Information, dass es sich bei dem Volvo um das Model S 40 handelte, war vielen Presseagenturen eine neue Meldung wert.
    Am Nachmittag bestätigte die Polizei lediglich, dass es sich um ein einziges Opfer handelte, eine dunkelhaarige Frau, die außergewöhnlich brutal zermalmt worden war. Hinweise auf den Täter gab es nicht.
    Den Internetseiten der Boulevardzeitungen lieferte der Fall Riesenschlagzeilen. Da die Polizei rund um das Auto ein Schutzzelt errichtet hatte, konnten die Pressefotografen keine Nahaufnahmen bieten. Dafür hatten die Reporter Augenzeugen interviewt.
    »Zuerst habe ich gar nicht kapiert, dass es ein Mensch ist. Ich dachte, es wäre … Schlachtabfall«, erzählte ein erschütterter Mann auf der Webseite der Sun .
    Die Berichte anderer Augenzeugen lauteten ähnlich. Sie hatten die im Kofferraum liegende Masse erst als Mensch erkannt, als sie Haare und kaum mehr als Körperteile zu identifizierende Einzelteile entdeckten.
    Herrgott im Himmel. Wer immer das getan hat, verdient, in der Hölle zu schmoren.
    Gegen 14 Uhr veröffentlichte The Daily News auf ihrer Webseite das Handyfoto eines Augenzeugen. Es zeigte den Rand des Kofferraumdeckels und einen durchsichtigen Plastiksack, der eine schwarz-rote Masse enthielt.
    Zum Glück war das Foto unscharf.
    Gegen halb fünf las Lia, dass The Sun in gewohnt sensationsheischendem Jargon der Leiche den Namen »Die Frau ohne Gesicht« gegeben hatte, ein Versuch, die Geschichte noch spektakulärer zu machen.
    Als Lia Feierabend hatte, zögerte sie. Sie hätte mit der U-Bahn nach Hause fahren und die Sache fürs Erste vergessen können. Doch sie wählte den Bus, um den Fundort an der Holborn Street noch einmal zu sehen.
    Die Redaktion von Level befand sich in der Fetter Lane, im wirtschaftlichen und historischen Zentrum der Stadt, das die Londoner schlicht die City nannten. Als Finanzzentrum war der Stadtteil weltbekannt, darüber hinaus befanden sich hier auch die wichtigsten Gebäude des Rechtswesens. Obwohl nur von geringer Fläche, war die City eine solch pompöse Umgebung, dass sich ein einzelner Mensch darin nur unbedeutend fühlen konnte. Sie glich einem der Arbeit geweihten Tempel von der Größe einer Quadratmeile, ein Tempel, dessen Diener gut gekleidete Finanz- und Rechtsexperten waren.
    Täglich drängten Tausende von Touristen in die City, und Lia ertappte sich immer wieder dabei, wie sie versuchte, den Eindruck zu erwecken, sie gehöre zu den Tempeldienern. Sie bemühte sich, konzentriert zu wirken, wie jemand, der eine wichtige Angelegenheit nach der anderen abhakt.
    Die Level -Mitarbeiter waren stolz auf ihre Adresse und pflegten Besuchern Geschichten über die nahe gelegene Fleet Street zu erzählen, die einst als Machtzentrum der Presse berühmt gewesen war.
    Nun betrachtete Lia die vertraute Umgebung mit neuen Augen. Selbst in der City, in dem bestüberwachten Viertel der Stadt, war man vor brutalen Verbrechen nicht geschützt.
    Als der Bus die Holborn Street entlangfuhr, war das große weiße Zelt der Polizei weithin sichtbar und das Gebiet rundherum mit gelb-schwarzen Bändern abgesperrt. Lia sah dahinter zahllose Leute stehen und auf das Zelt starren.
    In ihrer Wohnung in Hampstead angekommen, beschloss Lia, weder ins Internet zu gehen noch den Fernseher einzuschalten. Sie war seltsam unruhig und wollte das Geschehene einfach vergessen. Dennoch wachte sie in der Nacht zwei Mal auf, mühsam zwang sie sich, wieder zur Ruhe zu kommen.
    Am nächsten Tag stand der Fall auf den Titelseiten aller Zeitungen und zählte weiterhin zu den Hauptnachrichten der Fernsehsender.
    In der Pressemitteilung der Polizei hieß es, das im Auto gefundene Opfer sei mehrmals von einer großen Planierraupe

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