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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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Sachverständiger, die er selbst mit bestimmt und gegen deren ihm nicht zusagende Entscheidung er jederzeit an die Gesamtheit appellieren kann, was heute ihm weder bei einer Zeitungsredaktion, noch bei einem Buchhändler, der nur seine Privatinteressen zu Rate zieht, möglich ist. Die naive Anschauung, als werde in einem sozialistischen Gemeinwesen der Meinungskampf unterdrückt, können nur die verfechten, welche die bürgerliche Welt als die vollkommenste Gesellschaft ansehen und aus Feindschaft den Sozialismus zu verleumden und zu verkleinern suchen. Eine auf vollkommener demokratischer Gleichheit beruhende Gesellschaft kennt und duldet keine Unterdrückung. Nur die vollste Meinungsfreiheit ermöglicht den ununterbrochenen Fortschritt, der das Lebensprinzip der Gesellschaft ist . Auch ist es eine grobe Täuschung, die bürgerliche Gesellschaft als Verfechterin wirklicher Meinungsfreiheit darzustellen. Parteien, die die Klasseninteressen der Herrschenden vertreten, werden nur das in der Presse veröffentlichen, was diesem Klasseninteresse nicht schadet, und wehe dem, der dagegen löckt. Sein sozialer Ruin ist besiegelt, wie jeder weiß, der die Verhältnisse kennt. Und wie Buchhändler mit ihnen nicht konvenierenden literarischen Arbeiten umspringen, davon wissen die Schriftsteller ein Liedlein zu singen. Endlich zeigt auch unsere Preß- und Strafgesetzgebung, welcher Geist die regierenden und leitenden Klassen beherrscht. Wirkliche Meinungsfreiheit erscheint ihnen als das gefährlichste aller Übel.
     
Siebenundzwanzigstes Kapitel - Freie Entwicklung der Persönlichkeit
 
1. Die Sorglosigkeit der Existenz
 
    Der Mensch soll sich vollständig ausbilden können, das soll der Zweck menschlicher Vergesellschaftung sein, er darf also auch nicht an die Scholle gebunden bleiben, auf die ihn der Zufall der Geburt setzte. Menschen und Welt soll man nicht nur aus Büchern und Zeitungen kennenlernen, dazu gehört auch persönliche Anschauung und praktisches Studium. Die künftige Gesellschaft muß also allen ermöglichen, was bereits vielen in der heutigen möglich ist, wenn auch in den meisten Fällen der Zwang der Not den Antrieb verursacht. Das Bedürfnis nach Veränderung in allen Lebensbeziehungen ist der menschlichen Natur tief eingeprägt . Dieses entspringt dem Triebe zur Vervollkommnung, der jedem lebenden Wesen immanent ist. Die Pflanze, die im dunklen Raume steht, streckt und reckt sich, als habe sie Bewußtsein, nach dem Lichte, das durch irgendeine Luke fällt. So der Mensch. Ein Trieb, der dem Menschen eingeboren ist, muß in vernünftiger Weise befriedigt werden. Dem Triebe nach Veränderung steht der Zustand der neuen Gesellschaft nicht entgegen, sie macht vielmehr erst allen die Befriedigung dieses Triebes möglich. Ihre aufs höchste entwickelten Verkehrsbeziehungen erleichtern dieses, die internationalen Beziehungen fordern es heraus. Es werden künftig weit mehr Menschen für die verschiedensten Zwecke die Welt durchreisen, als dies bisher der Fall war.
     
    Die Gesellschaft bedarf ferner reichlicher Vorräte an Lebensbedürfnissen aller Art, um allen Ansprüchen zu genügen. Die Gesellschaft reguliert dementsprechend ihre Arbeitszeit nach Bedürfnis; sie macht sie bald länger, bald kürzer, wie ihre Ansprüche und die Natur der Jahreszeit dies wünschenswert erscheinen lassen. Sie wird sich in der einen Jahreszeit hauptsächlich auf landwirtschaftliche, in der anderen mehr auf industrielle und kunstgewerbliche Produktion werfen; sie dirigiert die Arbeitskräfte, wie es das Bedürfnis erfordert: sie kann durch Kombinierung zahlreiche Arbeitskräfte mit den vollkommensten technischen Einrichtungen Unternehmungen spielend ausführen, die heute unmöglich scheinen.
     
    Wie die Gesellschaft für ihre Jugend die Sorge übernimmt, so auch für ihre Alten, Kranken und Invaliden. Wer durch irgendeinen Umstand arbeitsunfähig geworden ist, für diesen tritt die Gesamtheit ein. Es handelt sich hierbei nicht um einen Akt der Wohltätigkeit, sondern der Pflicht , nicht um Gnadenbrocken, sondern um eine von jeder möglichen Rücksicht getragene Verpflegung und Hilfe, die demjenigen zuteil werden muß, der in den Jahren der Kraft und der Leistungsfähigkeit gegen die Gesamtheit seine Pflichten erfüllte. Der Lebensabend wird dem Alter mit allem verschönt, was die Gesellschaft ihm bieten kann. Trägt doch jeder sich mit der Hoffnung, einst selbst zu genießen, was er dem Alter gewährt. Jetzt stört nicht die

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