Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)
Alten der Gedanke, daß andere ihren Tod erwarten, um zu erben. Auch die Befürchtung ist verschwunden, daß sie, wenn alt und hilflos geworden, wie eine ausgepreßte Zitrone beiseite geworfen werden. Sie sind weder auf die Mildtätigkeit und Unterstützung ihrer Kinder, noch auf die Bettelpfennige der Gemeinde angewiesen . In welcher Lage die meisten Eltern sich befinden, die auf die Unterstützung ihrer Kinder im Alter angewiesen sind, ist eine zu bekannte Tatsache. Und wie demoralisierend wirkt in der Regel auf die Kinder, und in noch höherem Grade auf die Verwandten, die Hoffnung, erben zu können. Welche niedrigen Leidenschaften werden geweckt und wie viel Verbrechen werden gerade hierdurch hervorgerufen. Mord, Unterschlagung, Erbschleicherei, Meineid, Erpressung.
Der moralische und physische Zustand der Gesellschaft, ihre Arbeits-, Wohn-, Nahrungs-, Kleidungsweise, ihr geselliges Leben, alles wird dazu beitragen, Unglücksfälle, Erkrankungen und Siechtum möglichst zu verhüten. Der natürliche Tod, das Absterben der Lebenskräfte, wird dann mehr und mehr zur Regel werden. Die Überzeugung, daß der Himmel auf Erden ist und gestorben sein zu Ende sein heißt, wird die Menschen veranlassen, vernünftig zu leben. Am meisten genießt, wer lang genießt. Langes Leben weiß gerade die Geistlichkeit, welche die Menschen auf das "Jenseits" vorbereitet, am besten zu schätzen. Die Sorglosigkeit ihrer Existenz ermöglicht ihr, das höchste Durchschnittslebensalter zu erreichen.
2. Umwandlung der Ernährung
Zum Leben gehört in erster Linie Essen und Trinken. Freunde der sogenannten "naturgemäßen Lebensweise" fragen öfter, warum sich die Sozialdemokratie dem Vegetarianismus gegenüber gleichgültig verhalte. Nun, jeder lebt wie er mag. Der Vegetarianismus, das heißt die Lehre, sich von Pflanzenkost zu nähren, fand zunächst in solchen Kreisen Boden, die in der angenehmen Lage sind, zwischen vegetabilischer und animalischer Kost wählen zu können. Für die sehr große Mehrheit der Menschheit existiert aber diese Wahl nicht, sie ist gezwungen, nach ihren Mitteln zu leben, deren Dürftigkeit sie fast ausschließlich auf vegetabilische Kost hinweist, oft auf die wenigst nahrhafteste. Für unsere Arbeiterbevölkerung in Schlesien, Sachsen, Thüringen usw. ist die Kartoffel die Hauptnahrung, sogar Brot kommt erst in zweiter Linie; Fleisch, und nur solches schlechtester Qualität, erscheint selten auf dem Tische. Auch hat der größte Teil der Landbevölkerung, obgleich sie das Vieh züchtet, selten Fleischnahrung, sie muß das Vieh verkaufen, um mit dem gewonnenen Gelde andere Bedürfnisse befriedigen zu können.
Für diese zahlreichen Menschen, die gezwungen als Vegetarianer leben, wäre zeitweilig ein solides Beefsteak, eine gute Hammelkeule entschieden eine Verbesserung ihrer Nahrung . Wendet der Vegetarianismus sich gegen die Über schätzung des Nährgehaltes der Fleischnahrung, so hat er recht; er hat unrecht, wenn er aus meist sehr sentimentalen Gründen dessen Genuß als verderblich und verhängnisvoll bekämpft. Zum Beispiel deshalb, weil das natürliche Gefühl verbiete, Tiere zu töten und von einer "Leiche" zu essen. Nun, der Wunsch, angenehm und ungestört zu leben, zwingt uns, einer großen Zahl von Lebewesen in Gestalt von Ungeziefer aller Art den Krieg zu erklären und sie zu vernichten, und um nicht selbst verzehrt zu werden, müssen wir die Tötung und Ausrottung wilder Bestien vornehmen. Das ungehinderte Lebenlassen der "guten Freunde der Menschen", der Haustiere, würde in einigen Jahrzehnten diese "guten Freunde" so vermehren, daß sie uns "auffräßen", indem sie uns der Nahrung beraubten. Auch ist die Behauptung, daß vegetabilische Kost milde Gesinnung gebe, falsch. Im sanftmütigen, pflanzenessenden Inder erwachte auch die "Bestie", als ihn die Härte des Engländers zur Empörung trieb.
Der Nährwert eines Nahrungsmittels in bezug auf Eiweiß ist nicht nur nach seinem Gehalt an demselben zu beurteilen. Man muß noch in Betracht ziehen, welch ein Anteil des mit dem betreffenden Nahrungsmittel aufgenommenen Eiweiß unverdaut bleibt. Vom diesem Gesichtspunkt aus stehen sich zum Beispiel Fleisch und Reis respektive Kartoffeln in bezug auf Eiweiß gegenüber wie 2,5 und 20 respektive 22, das heißt von 100 Gramm mit Fleisch aufgenommenem Eiweiß erscheinen 2,5 Gramm im Kote wieder, von 100 Gramm mit Reis respektive Kartoffeln aufgenommenem Eiweiß 20 respektive 22 Gramm.
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