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Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Die Frau und der Sozialismus: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: August Bebel
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Lotterleben auf der einen, Not und Überarbeit auf der anderen Seite um sich griffen, wurde es gründlich anders. Die Schlemmerei und das Lotterleben sollen künftig unmöglich sein, aber auch Not, Elend und Entbehrung. Es ist für alle genug vorhanden. Sang doch schon Heinrich Heine:
     
    Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrthen, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
     
    Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen .
     
    "Wer wenig ißt, lebt gut" (das heißt lange), sagte der Italiener Comaro im sechzehnten Jahrhundert, wie Niemeyer zitiert. Schließlich wird künftig auch die Chemie für die Herstellung neuer und verbesserter Nahrungsmittel in bisher ungekannter Weise tätig sein. Heute wird diese Wissenschaft sehr mißbraucht, um Fälschungen und Prellereien zu ermöglichen; es ist aber klar, daß ein chemisch zubereitetes Nahrungsmittel, das alle Eigenschaften eines Naturproduktes hat, denselben Zweck erfüllt. Die Form der Gewinnung ist nebensächlich, vorausgesetzt, daß im übrigen das Produkt allen Ansprüchen gerecht wird.
     
4. Umwandlung des häuslichen Lebens
 
    Wie in der Küche, so wird die Revolution im gesamten häuslichen Leben sich vollziehen und zahllose Arbeiten erübrigen, die heute noch ausgeführt werden müssen. Wie künftig durch die Zentralnahrungsbereitungsanstalten in vollkommenster Weise die häusliche Küche überflüssig gemacht wird, so fallen durch die Zentralheizung, die elektrische Zentralbeleuchtung alle Arbeiten, die bisher die Instandhaltung der Feuerung in den Öfen, die Instandhaltung der Lampen und Beleuchtungsapparate erforderten, weg. Die Warmwasserleitung neben der Kaltwasserleitung ermöglicht einem jeden Waschungen und Bäder in beliebiger Weise, ohne Zuziehung einer Hilfsperson. Die Zentralwaschanstalten und Zentraltrockeneinrichtungen übernehmen die Reinigung und das Trocknen der Wäsche; die Zentralreinigungsanstalten die Reinigung der Kleider und Teppiche. In Chicago waren Teppichreinigungsmaschinen ausgestellt, die die Reinigung in kürzester Zeit, zum Staunen und zur Bewunderung der die Ausstellung besuchenden Damen vollzogen. Die elektrische Tür öffnet sich auf einen leisen Druck mit dem Finger und schließt sich selbständig. Elektrische Einrichtungen schaffen Briefe und Zeitungen in alle Etagen der Häuser; elektrische Aufzüge ersparen das Treppensteigen. Man wird die innere Ausstattung der Häuser, der Fußböden, der Wandbekleidungen, der Möbel daraufhin einrichten, daß alles sich auf die leichteste Weise reinigen läßt, und keine Staub- und Bakteriensammler sich bilden. Kehricht und Abfälle aller Art werden ähnlich wie das benützte Wasser durch Leitungen aus den Wohnungen befördert (Müllschlucker). In den Vereinigten Staaten, in manchen europäischen Städten, zum Beispiel in Zürich, Berlin und seinen Vororten, London, Wien, München, gibt es bereits solche mit allem Raffinement eingerichtete Häuser, in denen zahlreiche, wohlsituierte Familien – andere können die Kosten nicht tragen – wohnen und einen großen Teil der geschilderten Vorteile genießen .
     
    Wir haben hier abermals den Beweis, wie die bürgerliche Gesellschaft auch der Revolutionierung der häuslichen Lebensweise die Wege bahnt, aber nur für ihre Auserwählten. Wird aber in der angedeuteten Weise das häusliche Leben von Grund aus umgestaltet, so ist der Dienstbote, dieser "Sklave für alle Launen der Herrin", verschwunden. Aber auch die Dame. "Ohne Dienstboten keine Kultur"; ruft Herr v. Treitschke mit komischem Pathos entsetzt aus. Er kann sich die Gesellschaft so wenig ohne Dienstboten vorstellen, wie Aristoteles sie sich ohne Sklaven vorstellen konnte. Überraschend ist, daß Herr v. Treitschke unsere Dienstboten "als Träger unserer Kultur" ansieht. Treitschke wie Eugen Richter machen auch das Stiefelwichsen und Kleiderreinigen Sorge, das doch unmöglich jeder sich selbst besorgen könne. Nun, in neun Zehntel der Fälle besorgt sich das allerdings heute jeder selbst, oder es besorgt es die Frau für den Mann, oder eine Tochter oder ein Sohn für die Familie, und man könnte antworten, was bisher die neun Zehntel taten, kann das letzte Zehntel auch tun. Es gäbe auch noch einen anderen Ausweg. Warum sollte künftig nicht die Jugend ohne Unterschied des Geschlechts zu solchen und ähnlichen notwendigen Verrichtungen herangezogen werden? Arbeit

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