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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dass du mir die Hölle auf Erden bereitet hast? Am Anfang war es schlimm genug, als ich dachte, du wärst tot. Aber dann, in den letzten paar Wochen, habe ich wirklich geglaubt, den Verstand zu verlieren, als ich anfing, dich auf der Straße oder in der U-Bahn zu sehen …«
    Er griff nach meiner Hand, aber ich riss sie zornig weg und sprang auf. »Was willst du von mir, Bobby?«, schrie ich. »Warum bist du hergekommen?«
    Er blieb sitzen und sah mich aus seinen kalten, berechnenden Augen an. »Ob du es glaubst oder nicht, ich hatte gehofft, du hättest vielleicht noch … Gefühle für mich«, sagte er nach langem Schweigen.
    Heiße Tränen liefen über meine Wangen, und das Wenige, das ich noch an Fassung gewahrt hatte, löste sich auf. »Ja«, schluchzte ich, »ich habe noch Gefühle für dich, Bobby. Ich empfinde Abscheu und Ekel und Empörung für dich und das, was du mir angetan hast. Das, was aus dir geworden ist … Ich hasse dich von ganzem Herzen, Bobby. Hast du dich auf den Weg hierher gemacht, um das zu hören?«
    Demonstrativ nahm Bobby das Messer von der Theke und hielt es hoch, um den Reflex des Kerzenlichts auf der gefährlich gekrümmten Klinge zu betrachten. »Ich hatte mir schon so etwas gedacht«, sagte er, trat um die Theke herum und setzte mir die scharfe, nadelspitze Klinge an die Kehle. »Aber ich musste mir absolut sicher sein.« Beinahe bedauernd runzelte er die Stirn und zog mit dem kalten Stahl meinen Kiefer nach.
    »Wir beide hatten eine gute Zeit zusammen, Sue«, murmelte er leise.
    »Lügen«, schluchzte ich und versuchte, von dem Messer
wegzurücken. »Alles Lügen, Bobby. Sogar der Grund, aus dem du die Gulfstream übernommen hast, war erlogen. Ich dachte, du hättest es für mich getan … für uns.«
    »Gewisserweise habe ich es für uns getan«, entgegnete er. »Hätten diese Bastarde mich nicht hereingelegt, hätten wir für alle Zeiten ausgesorgt gehabt …«
    Ich hatte viel zu große Angst, um über seine groteske Behauptung zu lachen. »Wie, mit gestohlenem Geld?«, spottete ich.
    Plötzlich riss er mich herum und trat geschickt hinter mich, so dass ich sein Gesicht nicht mehr erkennen konnte. Die Messerspitze bohrte sich schmerzhaft in meine Haut. »Ich habe auch nicht wirklich geglaubt, dass du das verstehen würdest«, knurrte er. »Und damit komme ich endlich zu dem wahren Grund meines heutigen Besuchs: Was hast du mit meinem Skipokal gemacht, Sue? Dem aus Aspen?«

33. Kapitel
    Wo die Vernunft endet, beginnt das Reich der Fantasie.
    Ich hatte das Gefühl, in einen wahnsinnigen Alptraum geraten zu sein, einen Traum, der sich aus unvernünftigen und unmöglich zu erklärenden Ängsten zusammensetzte. Eine Ewigkeit schien ich irgendwo im Raum zu hängen. Die tödlich gefährliche Messerspitze bohrte sich in die weiche Haut an meiner Kehle, und das flackernde Kerzenlicht warf groteske Schatten an die Wände und die Decke.
    Aber alles bewies mir, dass das, was ich erlebte, nur allzu wirklich war: Bobbys freier Arm, der meine Brust wie ein Stahlband umschloss, seine fieberheiße Wange, die sich brutal in meinen Nacken presste, und sein stinkender Atem, der mir in die Nase drang.
    Viele Sekunden lang wartete er schweigend, dann flüsterte er mir leise ins Ohr. »Wo ist er, Sue? Was hast du mit meinem Skipokal gemacht?«
    »Ski …pokal?« Ich sprach das Wort nach, wie eine dumme Schülerin einen unverständlichen Ausdruck in einer toten Sprache wiederholt.
    »Ja, verdammt! Mein Skipokal!«
    Bobby riss mich herum, um mir ins Gesicht zu schreien, dann drückte er mich gegen die Theke und nahm das Messer herunter, so dass ich das Blutrinnsal - mein Blut - sehen konnte, das über den Messergriff rann.

    Behutsam berührte ich meine Kehle und starrte ungläubig auf meine blutroten Fingerspitzen. »Ich … ich verstehe nicht«, krächzte ich.
    »Der Pokal, Sue! Ich brauche meinen Pokal!« Auf Bobbys blassen Zügen zeichnete sich namenlose Wut ab. »Die Zugangsnummern für meine Bankkonten sind in diesem Pokal, du dumme Gans! Was hast du damit gemacht?«
    Irgendwo tief in meiner blutenden Kehle stieg ein hysterisches Kichern auf. »Du hast deine geheimen Kontonummern in einem Skipokal versteckt?«
    Bobbys Geduld erschöpfte sich rasch. Sein Gesicht lief vor Zorn rot an, und er hielt das Messer dicht vor mein rechtes Auge. »Bei dem angeblichen Absturz der Gulfstream konnte ich nur die Kleider behalten, die ich am Leib trug«, schrie er und rückte die Klinge einen Millimeter näher an

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