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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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macht.«
    Als er Dan erwähnte, warf ich einen ängstlichen Blick zur Vordertür. »Er kommt jeden Moment zurück«, warnte ich ihn.
    Bobbys listig dreinblickende, rot geränderte Augen folgten meinem Blick unbesorgt. »Das glaube ich nicht«, gab er sorglos zurück. Bei seinem selbstzufriedenen Grinsen drehte sich mein Magen um. »Jedenfalls nicht, bevor wir beide uns unterhalten haben.«
    Dank Damons Vorwarnung und dem emotionalen Sturm, den ich kurz zuvor schon überstanden hatte, ließ mein anfänglicher Schock darüber, Bobby lebendig zu
sehen, rasch nach. Jetzt spürte ich, wie ein schrecklicher, gefährlicher Zorn an dessen Stelle trat.
    »Was soll das heißen, das glaubst du nicht?«, verlangte ich zu wissen. »Wenn du Dan etwas getan hast …« Ich ließ die Drohung in der Luft hängen, die wie elektrisch aufgeladen war.
    »Aha, Dan heißt er also. Hast mich ja ziemlich schnell abgelegt«, höhnte er. »Der gute Dan muss dir ja viel bedeuten.« Plötzlich zog Bobby ein langes Militärmesser aus der Jacke und hielt es in die Höhe, damit ich es sah.
    »Mach dir keine Sorgen, Sweet Sue.« Er lachte. Offensichtlich genoss er mein Erschrecken angesichts der gefährlichen Waffe. »Ich habe nur eine kleinere Veränderung an dem schicken Auto deines Freundes vorgenommen … bis jetzt.« Wieder wurde Bobbys abgemagerter Körper von einem starken Hustenanfall geschüttelt. »Hast du nun Kaffee?«, fragte er keuchend.
    Ich blieb stehen, wo ich war, und starrte die rasiermesserscharfe Klinge des langen Messers an, die im Schein des Feuers bedrohlich schimmerte. Vor meinem inneren Auge stiegen Bilder von Dans Mercedes auf, der außer Kontrolle geriet, weil die Bremszüge durchgeschnitten waren. »Was für eine Veränderung?«, kreischte ich. »Was hast du mit seinem Wagen gemacht, Bobby?«
    Bobby grinste. »Entspann dich. Ich habe bloß ein kleines Loch in den Benzintank gemacht«, sagte er, »damit dein Kumpel nach ein paar Meilen keinen Saft mehr hat.« Das Grinsen verschwand, und seine Stimme nahm einen unheimlichen Ton an. »Ich möchte nicht, dass unser Wiedersehen gestört wird.«
    Das nahm ich ihm nicht ab. Voller Angst davor, was
er weiter vorhatte, wich ich zurück. »Ich gehe Kaffee holen«, murmelte ich.
    Dafür, wie krank er aussah, sprang Bobby erstaunlich behände auf und packte mich grob am Ellbogen. »Wenn ich es recht bedenke, sollten wir den Kaffee zusammen holen.« Er grinste. »Ich möchte doch nicht, dass du mir wegläufst, bevor wir uns unterhalten haben.«
    »Warum tust du das, Bobby?«, fragte ich in flehendem Ton, während er mich rücksichtslos durch das dunkle Haus und in die Küche schob. »Warum?«
    »Nenn es Pech«, knurrte er mir bedrohlich ins Ohr. »Du hast ganz einfach großes Pech, Sweet Sue.«
     
    Bobby saß an der Küchentheke, schlang die Dosensuppe hinunter, die ich auf seine Anweisung erwärmt hatte, und trank dazu schwarzen Kaffee.
    Ich saß ihm gegenüber, genau da, wo er es mir befohlen hatte. Zwischen uns lag das lange Messer. Im Licht einer flackernden Kerze musterte ich seine angespannten Züge und seinen unruhigen, gehetzten Blick.
    »Es war so ein prächtiges Geschäft«, begann er und wischte sich mit einem fleckigen Ärmel Suppe vom Kinn, »das perfekte Geschäft, Sue … zu vollkommen wahrscheinlich.« Bobbys blaue Augen schienen in die Ferne zu blicken, und er schüttelte mit Unverständnis den Kopf. »Es fing alles mit der Gulfstream 550 an … Natürlich, das war die Ware.«
    Ich war verwirrt. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du redest, Bobby. Was für ein Geschäft?«
    Er warf mir einen verärgerten Blick zu. »Du erinnerst dich an Al Pearson, oder?«, fragte er unvermittelt.
    Ich nickte. Al Pearson war der leitende Angestellte
der Firma gewesen, der ebenfalls verschwunden war, als Bobbys Maschine im Juli über dem Indischen Ozean verschollen war; der einzige Passagier an Bord.
    »Okay«, fuhr Bobby fort und schlürfte die Suppe, als sei er am Verhungern. »Das Ganze war Pearsons Idee. Er hatte Jahre als Repräsentant der Firma in Asien verbracht und wusste, wie es dort läuft. Ich meine, wie es wirklich läuft: Beamtenbestechung, korrupte Regierungen, Verbindungen zum organisierten Verbrechen … Eben der übliche Kram, der nötig ist, um große Ölgeschäfte abzuschließen.«
    Ich starrte ihn an und versuchte immer noch, das verschlagene menschliche Wrack, das da vor mir saß, mit dem Mann zu vereinbaren, den ich so verzweifelt geliebt hatte.

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