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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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dem die Nächte sechs Monate lang waren. Bobby gestand, auf dem ganzen Weg über den Atlantik an mich gedacht zu haben. Und ich gab zögernd zu, dass er mir ebenfalls nicht aus dem Kopf gegangen war. Und dann plötzlich redeten und lachten wir, als hätten wir einander unser ganzes Leben lang gekannt, und ich bestand darauf, am Donnerstag zum Flughafen hinauszufahren und ihn abzuholen.
    Himmel, alles war so perfekt und wundervoll und aufregend, dass man es kaum beschreiben kann, und ich wollte, dass es niemals aufhörte. Und bis auf die doch relativ häufigen Gelegenheiten, bei denen Bobby zu ausgedehnten Langstreckenflügen eingeteilt war, tat es das auch nicht. Nicht wirklich. Sicher, wir hatten Probleme - die größtenteils mit seiner unregelmäßigen, oft gefährlichen Arbeit und der vielen Zeit, die er fort war, zu tun hatten -, aber die Zeit, die wir zusammen verbrachten, war fantastisch.
    In der Woche nach seiner Rückkehr aus Grönland zog Bobby bei mir ein. Achtzehn Monate später kauften wir das Loft am Lower Broadway, das wir nach und nach renovierten. Und wir hatten ernsthaft darüber gesprochen zu heiraten und ein Kind zu bekommen … am besten sogar zwei oder drei Kinder.
    Und dann war mein Leben mit Bobby zu Ende gewesen, so plötzlich und unerwartet, wie es begonnen hatte.
    Er war seit über einer Woche fort und flog drei Topmanager
der Ölgesellschaft um die halbe Welt, um eine Fusion mit einem indonesischen Zulieferer abzuschließen. Am nächsten Tag, einem Freitag, sollte er nach Hause kommen.
    Glücklich und voll Vorfreude hatte ich Pläne für ein langes, faules Sommerwochenende in New york geschmiedet: ein Konzert am Samstag, Picknick im Park am Sonntagnachmittag und dazwischen jede Menge Sex. Ich hatte im Büro herumgelungert und auf seinen Anruf gewartet - Bobby rief immer von seiner letzten Zwischenlandung an, um mir zu sagen, wann er in LaGuardia ankommen würde.
    Aber dieser letzte Anruf sollte niemals kommen.
    Stattdessen tauchte am späten Donnerstagnachmittag ein düster dreinblickender junger Angestellter der Gesellschaft in einem ebenso düsteren grauen Sommeranzug in meinem Büro auf, wo ich Damon ungeduldig die letzten Einzelheiten der Schätzung eines großen Nachlasses aus der Nase zog.
    Als der nervöse Abgesandte der Ölfirma mir stockend mitteilte, Bobbys Flugzeug sei überfällig und »wahrscheinlich irgendwo über dem Indischen Ozean abgestürzt«, hatte ich das Gefühl, mein Leben sei zu Ende. Die Maschine hatte nur noch einen Passagier an Bord gehabt, nachdem Bobby die beiden anderen Manager vor dem langen Rückflug in die USA zu einem Meeting abgesetzt hatte.
    Der Mann hatte geredet und geredet und eine verwirrende Vielzahl von technischen Details über die schlechten Wetterbedingungen in diesem Gebiet und die intensive Suche aus der Luft und auf dem Wasser von sich gegeben, an der mehrere Länder und ein Zerstörer
der US-Navy, der von der amerikanischen Basis auf der fernen Insel Diego Garcia gekommen war, beteiligt gewesen waren. Aber ich nahm fast nichts davon auf.
    Ich begriff nur, dass Bobby fort war.
    Dann fuhr ich aus dem Schlaf hoch, und bittere Tränen des Schmerzes und der Trauer strömten über meine Wangen. Der wunderbare Traum von Bobby war plötzlich in einen schrecklichen Alptraum umgeschlagen.
    Und als Nächstes wurde mir klar, dass ich nicht allein im Turmzimmer war.

7. Kapitel
    Ganz in Weiß und leicht fluoreszierend stand sie reglos neben dem Fenster, das am weitesten von meinem Bett entfernt lag. Sie drehte mir den Rücken zu und hielt eine der Spitzengardinen beiseite, um durch die regennasse Scheibe konzentriert in die dunkle, abweisende Nacht hinauszusehen.
    Zuerst war ich der Meinung, ich hätte sie mir nur eingebildet, so wie Kinder manchmal an einem Sommertag in den weißen Wolken Tiergestalten zu erkennen glauben.
    Umflossen von dem schwachen blauen Licht der Fairy-Lampe und halb verborgen im Schatten von Damons Schrank schien sie unwirklich. Die einfachen, fließenden Linien ihres durchscheinenden Kleids verschwammen übergangslos mit den Falten der bodenlangen Gardine, die sie gefasst hielt. Und sie stand so still und schweigend da wie eine Statue aus allerblassestem Carrara-Marmor.
    Sprachlos starrte ich die unheimliche Erscheinung an und spürte, wie mir der Mund trocken wurde. Das Blut pochte in meinen Schläfen, als ich mich langsam aufsetzte und hinübersah, wobei ich beinahe damit rechnete, dass ihre schlanke Gestalt in den tiefen,

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