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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Fantasievorstellungen in die Wirklichkeit umzusetzen. Jemand erzählte, er wäre zu den Marines gegangen, was damals ziemlich plausibel geklungen hatte.
    »Du hast mir noch gar nicht gesagt, was du heute so machst«, meinte ich, schob die peinliche Erinnerung beiseite und ließ endlich Dans Hand los.
    »Oh, ich arbeite hier und da … male ein bisschen, vor allem Häuser und so«, antwortete er und sah immer noch auf meine Hand hinunter.
    »Aha«, antwortete ich munter. »Na, ich schätze, das
ist die Jahreszeit, in der alle ihre Häuser hier anstreichen. Du hast sicher viel zu tun.«
    Dan zog die Brauen hoch und warf mir einen merkwürdigen Blick zu, während wir zu dem alten Toyota gingen. »Also, ich finde, eine Jahreszeit ist so gut wie die andere«, gab er zurück, »wenn es nicht gerade regnet.«
    Ich nickte heftig, um mein Interesse zu bekunden. »Ich kann mir vorstellen, dass das zum Problem werden kann«, meinte ich. »Was machst du, wenn es zu regnen anfängt und du mit einer Fassade erst halb fertig bist?«
    Er öffnete die knarrende Tür seines Wagens und stieg ein. »Ach, meistens gehe ich ein paar Bier trinken und komme wieder, wenn es aufgehört hat.« Lachend startete er den Motor. »Also, bis dann, Sue. Und willkommen zurück in Freedman’s Cove.«
    »Bis dann, Dan. War schön, dich zu sehen.« Ich trat vom Wagen zurück und sah zu, wie er davonfuhr. Er hupte noch einmal und winkte mir.
    Ich beobachtete, wie der verbeulte Truck sich immer weiter entfernte, vom Leuchtturm und von mir. Die Schuldgefühle, die ich zuvor empfunden hatte, kehrten mit Macht zurück, als mir klar wurde, dass ich mir wünschte, Dan Freedman wäre geblieben.
    Wie war das möglich? Wie konnte es sein, dass ich mich von einem Mann angezogen fühlte, obwohl ich Bobby über alles liebte und nur hier war, um mit dem Kummer über seinen Verlust fertigzuwerden?
    Während ich auf mein Moped stieg, ließ mich ein unangenehmer Gedanke erschauern. Damon hatte einmal gesagt, ich sei nur verliebt in die Vorstellung von Liebe und nicht in Bobby selbst. Natürlich hatte ich ihn angeschrien, er sei verrückt und Bobby sei mein Leben.
Und zum ersten Mal hatte Damon keine Einwände erhoben, sondern nur meine Wange gestreichelt. »Ja, Liebes«, hatte er gesagt und nie wieder darüber geredet.
    Als ich kräftig in die Pedale trat, um das kleine Moped zu starten, fragte ich mich unwillkürlich, ob er vielleicht Recht gehabt hatte.

10. Kapitel
    Bis ich wieder beim Haus war, berührte die Sonne fast schon den Horizont. Auf der Rückfahrt war die sommerliche Brise regelrecht kalt geworden, und als ich das Moped in die Remise schob und die Tür schloss, zitterte ich unkontrollierbar.
    Ich rannte ins Haus, hielt gerade lange genug inne, um den Thermostat hochzudrehen, und lief dann ins Bad. Dampfend heißes Wasser strömte in die herrliche neue Wanne, während ich meine schmutzigen Sachen abstreifte und in dem langen Spiegel neben der Tür einen Blick auf mich erhaschte. Erstaunt musterte ich mein wind- und sonnengezeichnetes Aussehen. Auf meiner Nase prangte eine lange Schmierspur von Motoröl, und mein staubiges, verknotetes Haar spottete jeder Beschreibung.
    Aufstöhnend erkannte ich, welches Bild ich Dan Freedman geboten haben musste. Und ich fragte mich, wie er es fertiggebracht hatte, während unseres Gesprächs ernst zu bleiben. Nicht, dass es darauf angekommen wäre, was Dan dachte, versicherte ich mir rasch. Schließlich fiel er gerade eben noch in die Kategorie »alter Freund«, wenn man den Begriff großzügig auslegte. Und höchstwahrscheinlich würde ich ihm nicht noch einmal begegnen.
    Andererseits laufe ich normalerweise nicht mit
schwarzem Schmierfett auf der Nase herum. Also schnitt ich dem Spiegel eine Grimasse und stellte mir vor, wie Tante Ellen meinen unansehnlichen Zustand zum Anlass genommen hätte, um mir eine ihrer kleinen Predigten über weiblichen Anstand zu halten.
    »Wirklich, Susan …« Ich konnte beinahe hören, wie sie mich in dem spröden, missbilligenden Ton, den sie in solchen Situationen anschlug, ausschalt. »Eine anständige junge Dame läuft nicht mit Spinnweben im Haar in der Öffentlichkeit herum. Du musst mehr auf dein Äußeres achten.«
    »Morgen wieder, Tante«, murmelte ich, ließ mich dankbar in die Wanne sinken und schob den Regler für die Düsen mit dem Fuß auf »stark«. »Heute war so etwas wie der erste Schultag«, setzte ich für den Fall, dass sie mich tatsächlich hörte, hinzu. »Das zählt

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