Die Frau vom Leuchtturm - Roman
Dan Freedman - Freedan für seine Fans - war der vielleicht erfolgreichste Illustrator im ganzen Land. Seine Bilder erschienen in Zeitschriften, Filmwerbungen und landesweiten Anzeigenkampagnen. Seine Firma, die Freedan Studios, hielt einen großen Prozentsatz des enormen Grußkarten-Markts. Limitierte Auflagen seiner Poster wurden über eine landesweite Kette von Freedan-Galerien zu horrenden Preisen verkauft.
Dan Freedman war Freedan.
Und Freedans Spezialität, seine begehrtesten Arbeiten, waren wunderbare, idyllische Landschaften mit viktorianischen Häusern und Cottages. Ich musste kichern. Es war wirklich komisch. »Dan Freedman ist Anstreicher!«
»Entschuldigung!«
Ich sah auf und bemerkte, dass sich die säuerliche Kellnerin über den Tisch beugte. Auf einer Platte balancierte sie einen Hummer und beäugte mich misstrauisch.
»Dan Freedman ist Anstreicher!«, wiederholte ich noch einmal.
Der Anflug eines Lächelns kräuselte die Winkel ihrer dünnen, humorlosen Lippen. »Ja, der war gut«, meinte sie lachend und stellte die dampfende Platte vor mich hin. »Und jetzt lassen Sie sich mal Ihr Essen schmecken.«
11. Kapitel
»Und wie fühlst du dich, Schätzchen?«
Damons weicher, schleppender Akzent aus Louisiana schien von sehr weit herzukommen. Ich drückte das Handy fester ans Ohr und gab mir Mühe, ihn zu verstehen. »Mir geht’s gut, Damon. Kannst du ein bisschen lauter sprechen? Ich hab das Telefon im Haus noch nicht anschließen lassen, also spreche ich immer noch von meinem Handy aus.«
Seine Stimme hörte sich jetzt etwas lauter an. »Du klingst anders, Mädchen. Besser.«
»Mir geht’s auch gut«, pflichtete ich ihm bei. »Hierher zu fahren war wirklich eine wunderbare Idee, Damon.«
»Das hättest du schon vor Wochen machen sollen«, meinte er.
Bestimmt würde er gleich wieder eine seine Tiraden über das viele Geld, das ich Laura in den Rachen geworfen hatte, vom Stapel lassen.
»Wie sieht’s in der Firma aus?«, fragte ich ohne allzu große Hoffnungen, ihn von seiner Predigt abhalten zu können.
Ein langes Schweigen trat ein.
»Damon?«
»Alles bestens, Schatz. Mach dir keine Sorgen. Damon hat alles unter Kontrolle.«
Um ehrlich zu sein: Damon ist für mich wie ein offenes
Buch. Ich wusste ganz genau, dass drei beruhigende Versicherungen hintereinander bei ihm ein sicheres Zeichen dafür sind, dass es Probleme gibt. »Oh, Mist«, murmelte ich. »Was ist passiert?«
»Gar nichts ist passiert, Sue!« Seine Stimme klang mit einem Mal eine Oktave höher. Da stimmte wirklich etwas nicht. »Nichts, worüber du dir Gedanken zu machen brauchst«, setzte er hinzu, ganz offensichtlich, um mich zu besänftigen.
Ich hatte, in die Kissen gelehnt, auf dem Bett gesessen und eine Teetasse auf den Knien balanciert. Doch inzwischen marschierte ich wütend in dem kleinen Zimmer auf und ab, und meine Euphorie von eben war gründlich verflogen. »Damon, wenn du jetzt nicht endlich mit dem Mist aufhörst und ausspuckst, was los ist, ziehe ich mich sofort an und fahre noch heute Abend nach New york zurück!«
»Beruhige dich doch, Sue«, bettelte er. »Es ist keine große Sache. Ich habe mich schon um alles gekümmert.«
»Um was?«, kreischte ich. Die erste Möglichkeit, die mir in den Kopf kam, war, dass etwas mit einer komplexen Schätzung eines Nachlasses schiefgegangen war, die wir gerade für eine große Versicherungsgesellschaft angestellt hatten. Die Gesellschaft war bedeutend und hatte sich zum ersten Mal an uns gewandt. »Haben wir den Auftrag für die Met irgendwie verbockt?«
»Großer Gott, nein!« Damon lachte nervös. »Die Schätzung für die Metropolitan ist wunderbar gelaufen. Die Leute sind so begeistert von uns, dass sie uns langfristig unter Vertrag nehmen wollen … Es ist etwas anderes … eigentlich nur eine Kleinigkeit.«
Ich hörte, wie Damons Atem flach und keuchend
ging, ein sicheres Anzeichen dafür, dass er sich in einen seiner stressbedingten Asthmaanfälle hineinsteigerte.
»Okay, tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe, Damon«, entschuldigte ich mich und sprach so langsam und ruhig, wie ich konnte. »Jetzt sag mir einfach, was passiert ist, ja?«
»In deine Wohnung ist eingebrochen worden«, gestand er.
Ich sank auf das Bett zurück. Obwohl ich mich nicht als wohlhabend bezeichnen würde, liebe ich schöne Dinge, und die Wohnung war voller Antiquitäten, von denen viele ziemlich wertvoll waren.
»Bist du noch da, Sue?«
»Ja.«
»Es ist wirklich nicht
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