Die Frau vom Leuchtturm - Roman
schlimm«, versicherte er mir. »Ein typischer Junkie-Einbruch, wie er in Manhattan ständig vorkommt. Die Schwachköpfe haben all deine Schubladen und Schränke durchwühlt. Offenbar haben sie nach Sachen wie Bargeld oder Kameras gesucht.«
Damon quittierte die Dummheit der Einbrecher mit einem empörten Schnauben. »Sie haben deine drittklassige koreanische Stereoanlage mitgenommen, aber den antiken Beistelltisch, der 20.000 Dollar wert ist, und das Silber von Tiffany stehen gelassen.« Dann kicherte er. »Schwachköpfe, wie ich schon sagte.« Atemlos plapperte er weiter. »Jedenfalls habe ich schon Anzeige bei der Polizei erstattet, neue und viel größere Schlösser einbauen lassen und einen Putzdienst bestellt, um alles in Ordnung zu bringen.« Wieder schnaufte er, um dann ein nasales Kichern auszustoßen. »Diese geschmacklose alte Stereoanlage war wirklich scheußlich, Sue.«
Endlich lachte ich. »Okay«, sagte ich, nahm einen
Schluck von meinem Tee und schaffte es, mich wenigstens ein bisschen zu entspannen. »Wenn die Einbrecher nichts von Wert mitgenommen haben, dann hat es wahrscheinlich keinen Sinn, wenn ich vorbeikomme.«
»Genau das dachte ich auch«, meinte Damon. »Außerdem darf man nicht in Manhattan wohnen, ohne wenigstens einmal bei sich einbrechen zu lassen. Anordnung der Stadtverwaltung.«
Ich musste mich wirklich beruhigt haben, denn ich lachte lauter über den schlappen Witz, als er es verdient hatte. Dann wollte ich Einzelheiten wissen. »Wann ist der Einbruch denn passiert?«, fragte ich. »Ich bin doch erst seit gestern morgen weg.«
»Gestern Nacht, vermute ich«, antwortete er unsicher. »Ich war gestern Abend noch da, um Bobbys Sachen abzuholen …« Er verstummte. »Jedenfalls«, fuhr er nach einer nervösen Pause fort, »bin ich heute Morgen zurückgekommen, um den Rest wegzuschaffen, und da stand die Tür weit offen, und alles war durchwühlt.«
»Sie haben doch nichts von Bobbys Sachen gestohlen, oder?« Ich hörte, wie erneut Panik in meiner Stimme aufstieg.
»Ich weiß es nicht«, stammelte Damon schuldbewusst, ein sicheres Anzeichen dafür, dass er log. »Ich meine, verflixt, Sue, sie haben alles durchsucht. Also könnten sie auch etwas von Bobbys Sachen genommen haben. Aber ich verstehe nicht, was das ausmacht. Die Hälfte davon sollte sowieso auf die Müllkippe, und du wolltest, dass ich den Rest der Wohlfahrt spende.«
»Diese Mistkerle!« Ich ließ das Telefon fallen und sank wieder in die Kissen, niedergeschmettert von der Vorstellung, dass womöglich irgendein schleimiger New
yorker Junkie in Bobbys geliebter Pilotenjacke herumlief oder seine liebsten Laufschuhe trug. »Diese dreckigen, lausigen Bastarde«, stöhnte ich, plötzlich in Tränen aufgelöst.
»Um Gottes willen, Mädchen, reiß dich doch zusammen!« Ich war mir vage bewusst, dass Damons besorgte Stimme aus dem heruntergefallenen Handy weiter mit mir sprach. »Wenn ich es dir nicht gesagt hätte, hättest du nie erfahren, dass ich den ganzen Kram nicht einfach zur Wohlfahrt gebracht habe«, schrie er. »Es waren nur ein Berg wertlosen persönlichen Krams und Kleider, Sue!«
Etwas zerbrach in mir.
»Verdammt sollst du sein, Damon!«, kreischte ich, schnappte mir das winzige Telefon und schleuderte es quer durch den Raum. Es prallte am Kleiderschrank ab, schlitterte über den polierten Holzboden zurück und blieb vor meinen Füßen liegen. Das kleine Licht neben der Antenne pulsierte wie ein bösartiger grüner Herzschlag.
Mein Körper wurde von heftigem Schluchzen geschüttelt, während ich auf das anscheinend unzerstörbare Stück Plastik hinuntersah. »Du bist immer eifersüchtig auf Bobby gewesen!«, schniefte ich anklagend, obwohl es unwahrscheinlich war, dass Damon mich hören konnte.
Ich ließ das Handy liegen, wo es war, stürzte aus dem Bett und rannte ins Bad, weil ich das Gefühl hatte, mich heftig erbrechen zu müssen. Ich stützte mich aufs Waschbecken und versuchte mich zu beherrschen.
Sobald mein Schluchzen nachließ, fragte ich mich, ob mich wirklich das, was ich als eine weitere von Damons
gemeinen Spitzen gegen Bobby empfand, so aufregte oder ob ich durch meine neu entdeckten Schuldgefühle überreagiert hatte.
Zittrig holte ich Luft. Aus dem Schlafzimmer hörte ich das Handy leise läuten. Es klingelte und klingelte.
Es war sehr spät, als ich endlich in einen tiefen, aber unruhigen Schlummer sank. Ich träumte.
Ich ging dieselbe New yorker Straße entlang, in der Bobby und
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