Die Frau vom Leuchtturm - Roman
endlich gegen den Lärm durchgesetzt hatte, »hier spricht Susan Marks.«
In wachsender Fassungslosigkeit hörte ich zu, wie er sich vorstellte und mir gleichmütig seine Nachricht übermittelte, gefolgt von einigen beunruhigenden Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Dann gab er mir eine Wegbeschreibung und fragte, ob ich verstanden habe.
Töricht nickte ich in den Telefonhörer in meiner Hand. »Ja«, gab ich dumpf zurück. »Ich komme, so schnell ich kann.«
Dann war die Leitung tot, und ich saß da und hielt den Hörer in der Hand, bis er mich mit einem schrillen Piepen zum Auflegen aufforderte. Ich legte ihn auf die Gabel und lauschte in die Stille, die mich umgab.
Ich begann nicht sofort zu weinen; das würde später kommen. Ich wusste nur, dass ich mich dieser Situation nicht allein stellen wollte.
17. Kapitel
Als ich nach dem frühmorgendlichen Anruf aufgelegt hatte, zog ich mich eilig an und lief durch den Regen zu meinem Volvo. Doch ein einziger Blick auf meine zitternden Hände, die sich vergeblich bemühten, den Zündschlüssel ins Schloss zu stecken, überzeugte mich davon, dass ich in meinem Zustand nicht fahren sollte. Ich nahm mein Handy und wählte spontan Dans Nummer, um ihn zu fragen, ob er mich vielleicht begleiten könne.
Er bat mich, ihm zwanzig Minuten zu geben, damit er ein paar Anrufe machen konnte - wie ich vermutete, um alle anderen Termine, die er heute gehabt hätte, abzusagen. Ich kam mir scheußlich unfähig vor, während ich im Volvo auf ihn wartete. Mein Wagen war für die lange Fahrt wahrscheinlich verlässlicher und bequemer als sein verbeulter alter Kleinlaster.
In meiner Aufregung hatte ich vollständig vergessen, dass mein bescheidener neuer Freund der berühmte, erfolgreiche Künstler Freedan war. Daher war ich einen Moment lang verblüfft, als er kurz darauf mit einer großen, luxuriös ausgestatteten Mercedes-Limousine in meine Einfahrt einbog, denn er hatte auf seine typische zurückhaltende Art nur von seinem »anderen Auto« gesprochen. Der alte Toyota-Pick-up diente anscheinend ausschließlich dazu, Farben und anderes Malzubehör zu transportieren.
Nachdem ich ihm kurz die Lage erklärt hatte, brachen wir sofort nach Boston auf und hielten nur kurz an, um den Mercedes vollzutanken und Kaffee und Donuts zu kaufen.
Jetzt rasten wir in Richtung Norden. Dan lenkte den Wagen geschickt durch die von langsam dahinschleichenden Schwerlastern aufgewirbelten Nebelwolken, die uns die Sicht nahmen, und überholte langsamere Fahrzeuge.
»Dieser Bursche, der angerufen hat, war also von der Luftaufsichtsbehörde?« Dan Freedman wandte den Blick von der regennassen Interstate-Auffahrt und warf mir einen Blick zu.
»Nein.« Müde schüttelte ich den Kopf. »Er sagte, er wäre von der Nationalen Transportsicherheit, der NTSB. Das ist die Abteilung der Luftaufsichtsbehörde, die alle Abstürze von in den USA registrierten Flugzeugen untersucht.«
Nach dem Verschwinden von Bobbys Maschine hatte ich auf die harte Art gelernt, die staatlichen Luftfahrtbehörden voneinander zu unterscheiden. Nach jedem schweren Flugzeugunglück spricht die NTSB routinemäßig mit den Freunden und Familienmitgliedern der Besatzung, um festzustellen, ob die Piloten möglicherweise unter starkem körperlichem oder seelischem Stress gestanden haben.
Und so war mehrere Wochen nach dem spurlosen Verschwinden des Firmenjets ein Mitarbeiter der NTSB aus Washington gekommen und hatte mich gefragt, ob Bobby jemals Probleme mit Drogen oder Alkohol gehabt habe, ob ich glaubte, er habe eine Affäre, und ob er Spielschulden habe oder unter einer Geisteskrankheit leide und so weiter.
Ich hatte mich zusammengenommen, um angesichts der kalten, bürokratischen, unsensiblen Fragen nicht laut aufzuschreien, und es irgendwie fertiggebracht, während des schmerzlichen Gesprächs keine Träne zu vergießen.
Doch noch während ich gelassen verneinte, dass irgendein anrüchiges Geheimnis der Grund für seinen Absturz über dem Ozean gewesen sein könnte, war mir unangenehm bewusst gewesen, wie wenig ich eigentlich über Bobbys Leben vor unserer Begegnung wusste.
Vor eurer Begegnung?, hatte sich Miss Praktisch höhnisch gemeldet. Du weißt auch jetzt nicht allzu viel über ihn. Das ist albern, konterte ich. Ich kenne ihn.
Doch als die Stunden vergingen und der Beamte mir weitere Fragen stellte, zum Beispiel wann er hätte landen sollen, da war ich nicht in der Lage zu antworten. In welchem Hotel hatte er absteigen
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