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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hätte. Doch stattdessen beendete er die Diskussion. »Ich schätze, wir werden wohl warten müssen, bis Damon aufwacht und das Rätsel löst.«
    »Wann kann ich ihn wieder besuchen?«, fragte ich Alice.
    Die Ärztin wandte den Blick ab und sah stirnrunzelnd in ihren Kaffeebecher. »Ich vermute, er wird erst einmal eine ganze Weile schlafen«, meinte sie und ließ die dunkle Flüssigkeit in ihrem Plastikbehälter kreisen.
    Dann sah sie wieder zu mir auf. »Ich möchte aber nicht, dass Sie, Sue, an Damons Bett sitzen, wenn er das nächste Mal zu sich kommt.«
    »Warum nicht?«, verlangte ich zu wissen. »Damon ist mein bester Freund. Sie waren doch diejenige, die gesagt hat, er wolle mich sehen.«
    Geduldig nickte Alice. »Ich weiß, dass ich das gesagt habe«, gab sie zu. »Aber so langsam komme ich zu dem Schluss, dass Ihre Zuneigung zu ihm im Moment der Kern des Problems sein könnte. Sie zu sehen, hat Damon offensichtlich emotional stark belastet, vielleicht, weil Sie beide sich unmittelbar vor seinem Unfall gestritten haben und er sich schuldig fühlt.«
    Alice unterbrach sich einen Moment, um von ihrem Kaffee zu trinken. »Vielleicht hat er jetzt, nach Bobbys Tod, auch ein schlechtes Gewissen, weil er ihn nicht mochte. Jedenfalls ist Damon offensichtlich immer noch stark desorientiert, und ich fürchte, das Wiedersehen mit Ihnen war einfach mehr, als er verkraften konnte.«
    »Verstehe«, murmelte ich. Ihre Andeutung, dass mein bloßer Anblick die emotionale Krise meines Freundes ausgelöst haben könnte, verletzte mich.
    Unvermittelt strich Alice über meinen Arm. »Ich
möchte, dass Sie mir in dieser Sache vertrauen, Sue«, sagte sie freundlich. »Geben wir Damon ein paar Tage Zeit, sich daran zu gewöhnen, dass er wieder unter den Lebenden weilt, ehe wir riskieren, ihn noch einmal grundlos aufzuregen.«
    »Wenn Sie meinen, das sei das Beste«, willigte ich zögernd ein. »Natürlich möchte ich nur, dass es ihm besser geht.«
    Ich wischte eine Träne weg, die sich in meinem Augenwinkel bildete. »Aber Sie müssen wissen, dass ich ihn wie einen Bruder liebe.«
    »Dessen bin ich mir sicher«, flüsterte Alice. »Ich rufe Sie persönlich jeden Tag an und unterrichte Sie, wie es ihm geht. Und ich verspreche Ihnen, dass Sie sofort, wenn ich ihn für stark genug halte, wiederkommen dürfen. Okay?«
    »Okay«, murmelte ich.
    »Aber zuerst muss ich mich um seine Fantasie kümmern«, meinte sie besorgt.
    »Wenn es wirklich nur Fantasie ist«, murrte ich aufgebracht.
    »Fahren Sie nach Hause«, befahl sie. »Ich rufe Sie an.«

22. Kapitel
    Das Leben präsentiert einem Probleme selten sauber abgepackt und mit einem eindeutigen Ende, ob Happy End oder nicht. Ich weiß, das klingt wie einer dieser abgedroschenen Allgemeinplätze, die sich Laura bestimmt bei einer ihrer wöchentlichen Sitzungen bei Elizabeth Arden ausdenkt, um die Zeit totzuschlagen. Lachen Sie also, wenn es sein muss, aber dieses spezielle Juwel hausgemachter Weisheit habe ich mir ganz allein einfallen lassen.
    Zuerst war Bobby spurlos verschwunden und hatte mich hoffungslos zwischen zwei unerträglichen Extremen hängen lassen: zwischen bitterem Kummer und widersinniger Hoffnung. Dann war Dan Freedman plötzlich in die Trümmer meines Lebens marschiert und hatte innerhalb von Tagen behauptet, er sei dabei, sich in mich zu verlieben. Eine schwierige Lage für uns beide; unter anderen Umständen wäre es so viel einfacher gewesen, seine Gefühle zu erwidern.
    Und jetzt war inmitten dieses bereits unglaublich verworrenen Gefühlknäuels aus Schuld und Selbstvorwürfen auch noch der liebe, gute Damon fast bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und lag betäubt in einem Bostoner Krankenhaus, weil er im Jenseits meinem toten Liebsten begegnet und darüber in Panik verfallen war.

    Die Lage ging über jede rationale Analyse oder Erklärung hinaus. Krank vor Sorge, halb verliebt und in meinen Schuldgefühlen watend, hatte ich das Gefühl, buchstäblich in Stücke zu fallen.
    Wenn ich irgendeinen Trost aus dem Gefühlschaos ziehen konnte, in dem ich gefangen war, dann zumindest meine langsam wachsende Überzeugung, dass ich doch nicht verrückt war. Oder zumindest nicht verrückter als der arme Damon, der glaubte, Bobby an der Himmelstür begegnet zu sein, oder Dan, der ihm das abnahm und mir auch geglaubt hatte, als ich ihm sagte, ich hätte den Geist von Aimee Marks gesehen.
    Wenn das Bizarre alltäglich wird, ist es Zeit, nicht länger

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