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Die Frau vom Leuchtturm - Roman

Titel: Die Frau vom Leuchtturm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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über die Merkwürdigkeiten des Lebens nachzudenken, sondern einfach weiterzumachen, sonst findet man wahrscheinlich nie wieder Schlaf.
    Nein, auch diese Weisheit stammt nicht von Laura. Sie benennt schlicht und einfach meinen Entschluss, mit der Situation möglichst pragmatisch umzugehen, um mir eine Zukunft in Therapie und mit Psychopharmaka zu ersparen. Ich hatte entschieden, nicht länger daran zu zweifeln, was um mich herum geschah, sondern herauszufinden, warum es passierte.
    Zuallererst wollte ich wissen, warum Damon während der Minuten, in denen er zwischen Leben und Tod geschwebt hatte, ein anscheinend so beängstigendes Bild von Bobby gesehen hatte. Denn ich war zutiefst davon überzeugt, dass Damons Erlebnis, das er gehabt hatte, als sein Herz zu schlagen aufhörte und keine Vitalzeichen mehr festzustellen waren, keine Täuschung gewesen war, sondern wirklich stattgefunden hatte.
    Und trotz allem, was Alice Cahill dachte, wusste ich
auch, dass Damons seelische Wunden erst würden heilen können, wenn seine furchteinflößende Jenseitserfahrung sich irgendwie erklären ließ.
    Da ich momentan sonst gar nichts für Damon tun konnte, beschloss ich, mich auf die Suche nach dieser Erklärung zu machen. Und ich war überzeugt davon, dass der beste Ort dafür Freedman’s Cove war, wo ich zufällig über eine einzigartige Informationsquelle verfügte, die möglicherweise einige der Erklärungen, die ich brauchte, liefern konnte.
    Wer wäre besser in der Lage gewesen, die merkwürdigen Umstände von Damons Nahtod-Erfahrung zu erklären als Aimee Marks? Ich war aufrichtig davon überzeugt, dass Aimee real war. Und außerdem glaubte ich, dass sie in der Nacht, als ich aufgewacht war und sie neben mir gesessen hatte, um mich behutsam aus meinem Traum von Bobby zu wecken, versucht hatte, mit mir zu kommunizieren.
    Vielleicht, dachte ich, könnte ich diese erste, unsichere Kontaktaufnahme ja zu einem Dialog mit Aimees freundlichem Geist ausweiten.
    Ich hatte nicht mit Dan darüber gesprochen - größtenteils, weil ich fürchtete, er werde versuchen, mich vor weiteren emotionalen Schocks zu schützen. Aber ich dachte darüber nach, während wir spät am Nachmittag des Tages, an dem Damon zum ersten Mal aus dem Koma erwacht war, zurück nach Freedman’s Cove fuhren.
     
    Nachdem wir das Krankenhaus verlassen hatten, waren wir ins Hyatt zurückgekehrt, wo ich ein paar Stunden ausruhte und dann den Rest des Tages damit verbrachte,
Freunde und Kunden in New york anzurufen und ihnen zu erklären, dass St. Claire & Marks auf unbestimmte Zeit pausieren musste.
    Glücklicherweise war Damons Name am Abend zuvor endlich für die Presse freigegeben worden. Daher waren in den Morgenzeitungen von Manhattan schon ziemlich umfangreiche Berichte über den einzigen Überlebenden des Flugzeugabsturzes von der Narragansett Bay erschienen, was mir die Erklärungen sehr erleichterte.
    Natürlich hatte jeder, mit dem ich sprach, nichts als Sorge um Damons Zustand geäußert. Und unsere bedeutendsten Klienten hatten mir alle versichert, St. Claire & Marks weiter in ihrer Kartei zu behalten, bis wir wieder arbeiten konnten.
    Trotzdem machte ich mir ernsthafte Sorgen um das Überleben unserer Firma und fragte mich, wie ich ohne meinen brillanten Partner zurechtkommen sollte. Ich bin realistisch genug, um zu wissen, wie rasend schnell sich der Markt der Edelantiquitäten bewegt. Und der Umstand, dass Damon und ich außer Gefecht gesetzt waren, würde nicht verhindern, dass die nächste große Auktion ohne uns stattfand.
    Wie sich herausstellte, hätte ich mir keine Gedanken zu machen brauchen. Als ich endlich dazu kam, Sir Edward North bei Christie’s anzurufen, der Damon und mich damals ins Geschäft gebracht hatte, verblüffte mich der kauzige alte Kurator mit der Ankündigung, er werde eine lange überfällige Auszeit von seinen Pflichten im Auktionshaus nehmen. Bis Damon und ich wieder arbeiten konnten, erklärte er, bewerbe er sich vorübergehend um die Stelle des Chefgutachters bei St. Claire & Marks.

    Ich war so erleichtert und dankbar, dass ich volle fünf Minuten lang ins Telefon schniefte, bis Sir Edward mich endlich überzeugen konnte, dass er sich wirklich darauf freue, sein steifes Büro in Uptown Manhattan eine Weile hinter sich zu lassen und wieder »an vorderster Front zu kämpfen«. Der liebe alte Herr hatte meine tränenreichen Dankbarkeitsbekundungen beiseitegewischt und mich versprechen lassen, ihm eine Liste unserer

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