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Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition)

Titel: Die Frau von Tsiolkovsky (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Muellner
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doch er war, und das bis zu seinem Tod,
Brite«, sagte Andy.
    »Und John Cabot …«, Umberto liefen Tränen der Heiterkeit
über seine Wangen, »hieß in Wirklichkeit Giovanni Caboto und war – auch wenn du
es nicht hören willst – Italiener.«
    Jacqueline sah ungläubig vor sich hin. »Okay, okay. Ich
wollte ja auch nur sicher sein, dass das da unten wirklich der Mars ist.«
    »Sogar unsere Software, die beim Hochfahren statt einer
angefressenen Birne nur ein flatterndes Fenster zeigt, ist zu 98,5 Prozent
davon überzeugt, dass es sich bei dem Planeten, auf dem wir in Kürze landen
werden, um den Mars handelt«, untermauerte der Pilot sein Bauchgefühl bezüglich
der aktuellen Position der Mars One.
    »Was ist mit den restlichen 1,5 Prozent?«, fragte
Jacqueline, die erneut beunruhigt schien. »Und zum hundertsten Mal, Umberto, es
ist keine Birne!«
    »Ja. Was ist mit den restlichen 1,5 Prozent?«, schaltete
sich Andy ein. »Außerdem heißt es angebissen, nicht angefressen!«
    »Ja. Was ist mit den restlichen 1,5 Prozent?«, war auch
Karen mit einem Mal neugierig.
    Sie alle starrten auf Umbertos Rücken, als würde jeden
Augenblick dort die Antwort in orangeroten Buchstaben auf seinem Overall aufleuchten.
Umberto zuckte mit den Schultern und drehte seine Handflächen nach oben. »Rundungsfehler?«
    »Seht nur!«, unterbrach Nancys euphorischer Ruf die
beschauliche Stille, die gerade versuchte, sich auf der Brücke breit zu machen.
»Da vorne ist ›Ascraeus Mons‹, der zweithöchste Berg auf dem Mars. Daneben ›Pavonis
Mons‹.«
    »Wir sind also doch richtig«, seufzte Jacqueline
erleichtert. »Flieg nicht zu dicht ran!«
    »Cazzo! Könntest du endlich einmal deine Klappe halten! Ich
kann diesen Job viel besser machen, wenn du mir nicht ständig Anweisungen gibst.«
    »Ich bin nicht deine Cazzo«, sagte Jacqueline halblaut, ehe
sie sich in ihrem Sitz zurücklehnte, auf ihre Füße starrte und dem Piloten
endlich freie Hand ließ.
    »Ob Neil wohl auch so einen Stress bei seiner Mondlandung
damals hatte?«
    Andy wusste nicht, ob Catherine eine Antwort auf ihre Frage
erwartete, oder ob sie nur einen mehr oder weniger konstruktiven Beitrag zur
Diskussion leisten wollte.
    »Neil«, begann Umberto ganz leise, »hatte sicher nicht
solchen Stress bei seiner Landung, obwohl die Technik damals noch nicht so
ausgereift war.«
    »Warum glaubst du das?«, wollte Catherine wissen.
    »Ganz einfach, weil der Glückliche keine Signoras an Bord
gehabt hat, die versuchten, ihm seinen letzten Nerv zu rauben!«, schrie Umberto
gereizt.
    »Töten! Es heißt Nerv töten«, korrigierte Jacqueline.
    »Olympus Mons!«, stieß Nancy aus und es klang, als hätte sie
gerade einen lang verschollenen Freund wiedergefunden. »Da!«, sagte sie und
wies mit ihrem rechten Zeigefinger auf das mittlere der drei Bullaugen.
    »Wo ist denn da der Berg?«
    Sie grinste triumphierend. »Das alles«, sagte Nancy in einem
Tonfall, als verkünde sie das Evangelium nach Mars, »ist der Berg.«
    Den Crewmitgliedern blieb der Atem weg, der Mund offen und
das Herz schien einen Schlag auszulassen. Sie wussten, dass der Vulkan im
Vergleich zum Himalajamassiv riesig war, doch als sie ihn nun selbst zum ersten
Mal mit eigenen Augen sahen, war das Erlebnis unbeschreiblich.
    »So. Wir gehen da jetzt runter«, sagte Umberto pikiert, »aber
natürlich nur, wenn keine der Donnas etwas dagegen einzuwenden hat.«
    Catherine saß auf ihrem Sitz, die Beine angezogen, das Kinn
auf die Knie gestützt und schmollte.
    »Wie sieht’s denn mit den Shopping-Möglichkeiten da unten
aus? Haben die auch einen Friseur da?«, konnte Jacqueline es nicht lassen, den
Piloten noch ein letztes Mal zu ärgern, bevor er das Schiff in den staubigen
Sand des Mars setzte.
    »Housten, wir sind gelandet! Exakt zwischen ›Ascraeus‹ und ›Pavonis‹«,
schickte Umberto die erste Nachricht von der Oberfläche des Planeten, als die
Automatik die Triebwerke abgeschaltet und der Staub sich gelegt hatte.
    »Ausgezeichnete Landung« lobte Karen ihren Piloten.
    »Ausgezeichnete Landung«, äffte Jacqueline die Worte der
Kommandantin nach. »Was war daran so ausgezeichnet? Er hat doch ohnehin den
kompletten Anflug und die Landung dem Autopiloten überlassen?«
    Karen ging zur ihrer Biologin,
beugte sich weit zu ihr hinab, sodass sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten,
dann hauchte sie zart und kaum vernehmbar: »Der hätte aber auch jederzeit
ausfallen können, meine Liebe.«
    Ellen Parodi war

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