Die Frauen der Calhouns 05 - Megan
musst du dich so anschleichen?«
»Wenn ein Mann nachts durchs Fenster in das Zimmer einer Frau einsteigt, ist es unvermeidlich, dass er schleicht.«
Sie schob die Brille auf ihren Platz zurück. »Das ist kein Fenster, das sind Türen.«
»Und du nimmst alles zu wörtlich.« Von hinten beugte er sich über ihren Stuhl und küsste sie wie ein Verhungernder. »Ich bin froh, dass du mit dir selbst redest.«
»Tue ich nicht!«
»Gerade eben hast du es getan. Sonst würde ich immer noch da draußen stehen und dich einfach nur anschauen.« Er schlenderte zur Zimmertür und drehte den Schlüssel im Schloss. »Du sahst so unglaublich sexy aus, wie du an deinem kleinen Schreibtisch sitzt, die Brille auf der Nase, das Haar locker aufgesteckt, in diesem tugendhaften Morgenmantel.«
Sie wünschte von ganzem Herzen, das biedere Frottee möge sich in Seide und Satin verwandeln. Doch so etwas Frivoles besaß sie gar nicht, und so hatte sie sich für den Bademantel und Cocos Parfüm entschieden.
»Ich hatte nicht mehr mit dir gerechnet. Es ist schon spät.«
»Ich dachte mir, dass die Aufregung erst abklingen muss. Und außerdem wolltest du Kevin noch zu Bett bringen. Er hat hoffentlich nichts davon mitbekommen, oder?«
»Nein.« Es rührte sie an, dass er sich deshalb Gedanken machte. »Keines von den Kindern. Und alle waren ganz wunderbar. Da denkt man, man hat einen schrecklichen Kampf vor sich, in den man allein ziehen muss, und plötzlich findet man sich inmitten eines Kreises von sicheren Schilden wieder.« Mit schief gelegtem Kopf lächelte sie leicht. »Was hältst du da hinter deinem Rücken versteckt?«
Gespielt überrascht zog er die Brauen hoch. »Ich halte etwas hinter meinem Rücken? Tatsächlich.« Er zog eine Pfingstrose hervor. Sie glich der ersten, die er ihr damals gegeben hatte. »Eine Rose ohne Dornen.«
Er kam auf sie zu, und plötzlich war Megan nur noch von dem Gedanken beherrscht, dass dieser Mann, dieser faszinierende Mann, sie begehrte. Es erstaunte sie. Über alle Maßen.
Nathaniel wollte die welkende Pfingstrose aus der Vase auf dem Schreibtisch nehmen, doch Megan hielt ihn zurück. »Nicht.« Sie kam sich albern vor, dennoch hielt sie seine Hand auf. »Wirf sie nicht weg.«
»Bist du etwa sentimental, Meg?« Es berührte ihn angenehm, dass sie die welke Blüte als Andenken verwahren wollte, und so stellte nur er die frische Knospe dazu. »Hast du hier gesessen, die Blüte betrachtet und an mich gedacht?«
»Vielleicht«, antwortete sie unbestimmt, doch gegen das Lachen in seinen Augen kam sie nicht an. »Ja, habe ich«, gestand sie lächelnd. »Allerdings nicht nur Gutes.«
»Das macht nichts. Hauptsache, du denkst an mich.« Damit hob er sie aus dem Stuhl, setzte sich und zog sie auf seinen Schoß. »So ist es doch viel angenehmer, oder?«
Da es ihr sinnlos schien zu widersprechen, schmiegte sie sich an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. »Alle sind ganz aufgeregt wegen der Vorbereitungen für den Unabhängigkeitstag«, plauderte sie leichthin. »Coco und Dutch streiten sich über das Rezept für die Barbecue-Sauce, und die Kinder schmollen, weil sie das Feuerwerk nicht anzünden dürfen.«
»Also wird es zwei Saucen geben, und Coco und Dutch werden alle befragen, welche besser schmeckt. Und die Kinder werden vergessen zu schmollen, sobald sie sehen, was Trent für das traditionelle Feuerwerk organisiert hat.«
»Kevin hat den ganzen Abend von nichts anderem gesprochen«, ergänzte sie. »Das muss eine tolle Show werden.«
»Darauf kannst du dich verlassen. Diese Familie hält nichts von halben Sachen. Magst du Feuerwerk?«
»Fast so sehr wie die Kinder.« Sie lachte leise. »Ich kann kaum glauben, dass es schon Juli ist. Ich muss noch mindestens zwei Dutzend Dinge erledigen, bevor ich meinen Anteil zur Grillparty beisteuern kann. Außerdem will ich verhindern, dass die Kinder sich in Brand setzen, und die Show genießen.«
»Die Pflichten immer zuerst«, murmelte Nathaniel. »Arbeitest du an Fergus’ Kladde?«
»Mhm.« Sie nickte und schmiegte sich an seine Schulter. »Mir war gar nicht klar, welches Vermögen dieser Mann angehäuft hat und wie wenig ihm Menschen bedeuteten. Sieh nur, hier.« Sie tippte mit dem Finger auf die Seite. »Wann immer er eine Bemerkung zu Bianca macht, nennt er sie in einem Zug mit den Dienstboten. Oder noch schlimmer, er redet von ihr wie von einem Besitz. Er hat jeden Tag die Haushaltsführung überprüft und jeden Penny nachgerechnet. Es
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