Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
eigenen Familie.
Die zehn luxuriösen Suiten, die Trent in dem zerfallenden Westflügel schaffen wollte, würden ihr anvertraut sein. Sie würde dafür verantwortlich sein. Wenn Trent recht behielt, würden der Name St. James und die Legende von The Towers diese Suiten rund ums Jahr füllen.
Sie wollte gute Arbeit leisten. Außergewöhnlich gute Arbeit. Jeder Gast, der von The Towers heimkehrte, sollte sich an den exzellenten Service, das beruhigende Ambiente und die wie geschmiert laufende Organisation erinnern.
Die Sache war bereits sicher. Keine Sklavenarbeit mehr für einen fordernden Vorgesetzten, der nichts anerkannte. Keine Frustration mehr dadurch, dass sie die Arbeit leistete und einem anderen das Lob überlassen musste. Endlich würden ihr die Lorbeeren zufallen – genau wie jeder Fehlschlag.
Es ging nur noch darum, das Ende der Umbauarbeiten abzuwarten.
Und damit landeten ihre Gedanken kopfüber bei Sloan O’Riley. Sie hoffte inständigst, dass Trent wusste, was er tat. Was sie am meisten verblüffte, war, wie ein so zivilisierter und polierter Mann wie Trenton St. James III sich jemals mit einem so ungehobelten Klotz wie O’Riley hatte anfreunden können. Der Mann hatte sie doch tatsächlich zu Boden geworfen! Natürlich hatte sie ihn zuerst zu Boden geworfen, doch das spielte absolut keine Rolle.
Amanda stieß sich erneut ab. Ihre schlanken, muskulösen Arme schnitten durch das Wasser, ihre langen Beine schlugen zusammen.
Sie bereute keinen Augenblick, dass sie das Geschick und die Kraft besaß, um ihn zuerst zu überrumpeln. Er war von dem Moment an, in dem sie ihn getroffen hatte, zu bedrängend und zu vertraulich und zu sehr von sich selbst eingenommen gewesen.
Und er hatte sie geküsst!
Sie hob ihren Kopf, um Luft zu holen, und tauchte dann wieder ihr Gesicht ins Wasser.
Sie hatte ihm nicht die geringste Ermutigung zukommen lassen. Das Gegenteil war der Fall. Aber er hatte dagesessen, hämisch gegrinst und sie geküsst.
Bei der Erinnerung daran musste sie sofort wieder nach Luft schnappen.
Nicht, dass ihr die Situation keinen Spaß gemacht hatte, versicherte Amanda sich selbst. Wäre C. C. nicht hereingeplatzt, hätte sie diesem arroganten Mr O’Riley schon eine Kostprobe ihrer Gedanken verpasst. Abgesehen davon, dass sie in jenem Moment keinen einzigen Gedanken mehr im Kopf gehabt hatte …
Aber nur, weil sie wütend gewesen war, aus keinem anderen Grund. Sie fühlte sich kein bisschen hingezogen zu diesem rauen, unerzogenen Typ mit den schwieligen Händen und den staubigen Boots.
Sie war nicht dumm genug, um auf dunkelgrüne Augen hereinzufallen, um deren Winkel Lachfältchen auftauchten, wenn er sie anstrahlte.
Ihr Bild von dem idealen Mann verlangte nach einer gewissen weltmännischen Gewandtheit, geschliffenen Manieren, Kultur und einer stillen Aura von Erfolg. Falls sie sich jemals für eine Beziehung interessieren sollte, würde sie auf diesen Voraussetzungen bestehen. Langsam sprechende Cowboys brauchten sie dagegen gar nicht erst zu umwerben.
Vielleicht hatte er etwas Süßes an sich gehabt, als er mit den Kindern sprach, aber das war nicht genug, um die unzähligen Fehler in seiner Persönlichkeit auszugleichen.
Sie erinnerte sich daran, wie er am Abend beim Dinner mit Tante Coco geflirtet und sie mit Charme eingewickelt hatte. Er hatte C. C. mit Geschichten aus Trents Collegetagen unterhalten, und er hatte nachsichtig und leicht Alex’ und Jennys viele Fragen über Pferde, Indianer und Revolver beantwortet.
Aber er hatte Suzanna ein wenig zu genau, ein wenig zu eingehend betrachtet, als dass es Amanda gefallen hätte.
Ein Frauenjäger, dachte Amanda. Wäre Lilah beim Abendessen dabei gewesen, hätte er wahrscheinlich auch mit ihr geflirtet. Aber Lilah konnte auf sich selbst aufpassen, wenn es um Männer ging.
Suzanna war da anders. Sie war schön, sensibel und verwundbar. Ihr Exmann hatte sie zutiefst verletzt, und niemand, erst recht nicht der freche, unverschämte Sloan O’Riley, sollte jemals wieder die Chance erhalten, Suzanna noch einmal zu verletzen.
Dafür wollte Amanda sorgen!
Als Amanda diesmal das Ende des Pools erreichte, hielt sie sich an der Kante fest und tauchte ihren Kopf noch einmal in das Wasser, um ihre Haare aus dem Gesicht zu spülen.
Sie kam wieder an die Oberfläche und hatte vor sich einen Anblick, der ihr nur allzu vertraut war.
»Morgen!« Sloan grinste auf sie herunter. Die Sonne stand in seinem Rücken und hob die rötlichen Töne
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