Die Frauen der Calhouns 2. Amanda
begann. »Die Halskette ist real – war jedenfalls einmal real. Wir wissen nicht, wo sie versteckt sein könnte. Jetzt werden wir von Reportern belästigt oder müssen Schatzjäger von unserem Grund und Boden vertreiben.«
»Tut mir leid. Das ist sehr unangenehm.«
»Wir hoffen, dass wir die Halskette bald finden und diesem ganzen Gerede ein Ende bereiten. Wenn erst einmal die Renovierungsarbeiten beginnen, taucht die Kette vielleicht unter einem Dielenbrett auf.«
»Oder hinter der üblichen Geheimtür in der Holztäfelung«, warf er lächelnd ein und brachte sie damit zum Lachen.
»So etwas haben wir nicht – zumindest wissen wir nichts davon.«
»Dann hat Ihr Vorfahre etwas versäumt. Ein Haus wie dieses braucht zumindest eine Geheimtür und ein Geheimfach.« Er legte seine Hand auf die ihre. »Vielleicht erlauben Sie mir, Ihnen bei der Suche zu helfen … oder lassen Sie mich das zumindest als Entschuldigung dafür benützen, dass ich Sie wiedersehen möchte.«
»Es tut mir leid, aber in den nächsten Tagen bin ich voll beschäftigt. Meine Schwester heiratet am Samstag.«
Er lächelte sie über ihre miteinander verbundenen Hände hinweg an. »Dann wäre da noch der Sonntag. Ich möchte Sie gern wiedersehen, Amanda. Sehr gern.« Er ließ das Thema fallen, und ihre Hand entglitt ihm behutsam.
Während der Heimfahrt beschränkte er sich auf allgemeine Themen. Kein Druck, dachte Amanda dankbar. Keine arroganten Behauptungen und kein freches Lächeln. Das war ein Mann, der es verstand, eine Frau mit dem nötigen Respekt und der erforderlichen Aufmerksamkeit zu behandeln. William würde sie nicht zu Boden werfen und ihr ins Gesicht lachen. Er würde ihr nicht wie ein Revolverheld auflauern und Forderungen abfeuern.
Weshalb fühlte sie sich dann so enttäuscht, als sie vor dem Haus hielten und Sloans Wagen nirgendwo zu sehen war? Sie schüttelte die Stimmung ab und wartete, bis William auf ihre Seite kam und ihr die Tür öffnete.
»Vielen Dank für den heutigen Abend«, sagte sie. »Es war sehr schön.«
»Ja, das war es … und Sie sind es.« Sehr behutsam legte er seine Hände auf ihre Schultern, bevor seine Lippen die ihren berührten. Der Kuss war sehr warm, sehr sanft – eine expertenhafte Zärtlichkeit von Lippen und Händen. Eine Zärtlichkeit, die Amanda zu ihrer Enttäuschung völlig unberührt ließ.
»Lassen Sie mich wirklich bis Sonntag warten, bevor ich Sie wiedersehen darf?«
Sein Blick sagte ihr, dass er nicht unberührt geblieben war. Amanda wartete darauf, dass irgendeine Saite von der zurückhaltenden Leidenschaft in seinen Augen angeschlagen wurde. Doch da wurde nichts angeschlagen.
»William, ich …«
»Mittagessen«, sagte er mit einem charmanten Lächeln. »Ein ganz zwangloser Lunch im Hotel. Dabei können Sie mir dann mehr über das Haus erzählen.«
»In Ordnung, sofern ich es einrichten kann.« Sie löste sich von ihm, bevor er sie noch einmal küssen konnte. »Vielen Dank für alles.«
»Es war mir ein Vergnügen, Amanda.« Er wartete, wie es sich gehörte, bis sie ins Haus ging. Als sich die Tür hinter ihr schloss, veränderte sich sein Lächeln, wurde härter, kälter. »Glaube mir, es wird mir ein Vergnügen sein.«
Er ging zurück zu seinem Wagen. Er wollte so weit fahren, bis er von The Towers aus nicht mehr zu sehen war. Danach wollte er zurückkommen und rasch und leise das Grundstück besichtigen, um sich die einfachsten Zugänge zu dem Haus zu merken.
Falls Amanda Calhoun ihm Zutritt zu The Towers bot, war das schön und gut – und brachte ihm zusätzlich den Vorteil ein, dass er einer schönen Frau den Hof machen konnte. Bot sie ihm diese Möglichkeit nicht, würde er eben einen anderen Weg finden.
So oder so, er hatte jedenfalls nicht die Absicht, Mount Desert Island ohne die Calhoun-Smaragde zu verlassen.
»Hast du dich gut unterhalten?«, fragte Suzanna, als Amanda zur Haustür hereinkam.
»Suze!« Amüsiert, aber nicht überrascht, schüttelte Amanda den Kopf »Du bist wieder wach geblieben.«
»Nein, bin ich nicht.« Als Beweis dafür winkte Suzanna mit der Henkeltasse in ihrer Hand. »Ich bin gerade heruntergekommen, um mir einen Tee zu machen.«
Lachend ging Amanda zu ihrer Schwester und legte ihr die Hände auf die Schultern. »Wieso können wir ur-irischen Calhouns eigentlich nicht anständig lügen?«
Suzanna gab auf. »Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir mehr üben.«
»Süße, du siehst müde aus.«
»Mhm.« Erschöpft wäre das
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