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DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

DIE FRAUEN DER DIKTATOREN

Titel: DIE FRAUEN DER DIKTATOREN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Ducret
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Begeisterung anstecken lässt. Jiang Qing aber hat längst beschlossen, diesen Mann zu erobern. Ihre Philosophie der Verführung ist recht einfach: „Anfangs ist es der Sex, der anzieht. Am Ende aber zählt nur die Macht.“ Und Mao setzt ihren Bemühungen keinerlei Widerstand entgegen.
    Das Paar zeigt sich immer häufiger in der Öffentlichkeit. Ihre Liaison ist ein Skandal. Jiang Qing hat einen schlechten Ruf als gescheiterte Schauspielerin billiger Vorstadttheater. Sie war bereits vier Mal verheiratet oder hat zumindest mit vier verschiedenen Männern gelebt. War die weltoffene Frau schon in Shanghai nicht gerade beliebt, wird sie in Yanan vollends zur Aussätzigen. Denn die öffentliche Sympathie gilt der Frau, die sie verdrängt.
    Eine von Zizhens Freundinnen noch aus den Zeiten des Langen Marsches erinnert sich: „Die Mädchen in meiner Schule waren alle erschüttert. Manche schrieben sogar offene Briefe an Mao, andere taten dies anonym. Ich schrieb ihm drei Briefe. Darin stand, in wenigen Worten, dieses: Vorsitzender Mao, wir hoffen, dass Du Jiang Qing nicht heiraten wirst. Zizhen ist sehr krank, und ihr hattet fünf oder sechs Kinder miteinander.“ [20] Zizhen war die Anteilnahme des Volkes gewiss, da sie für die kommunistische Sache so sehr gelitten hatte.
    Auch in der Partei machte man sich Sorgen. Jiang Qing war vor nicht allzu langer Zeit von den Nationalisten verhaftet worden, die sie „kommunistischer Umtriebe“ verdächtigten. Um wieder freizukommen, hatte sie eine Erklärung unterschrieben, in der sie sich vom Kommunismus distanzierte. In der Partei wurde ihr dies als Verrat ausgelegt. Außerdem hieß es, sie habe die Wächter „bestochen“, indem sie die Mahlzeiten und – noch schlimmer – das Bett mit ihnen teilte. Hartnäckig sich haltenden Gerüchten zufolge soll sie sogar mit der Kuomintang einen Handel eingegangen sein, um aus dem Gefängnis freizukommen. Zahlreiche Parteimitglieder schreiben nach Yanan, um ihre Meinung zu unterstreichen: Eine Frau wie diese ist für den Führer der Kommunistischen Partei nicht geeignet.
    Der damalige Parteichef, Lo Fu, schreibt ebenfalls an Mao, um ihm seine Zweifel und die vieler anderer Parteimitglieder mitzuteilen. Als Mao den Brief erhält, zerreißt er ihn in kleine Fetzen. Dem Überbringer aber wirft er an den Kopf: „Ich werde morgen heiraten. Alle anderen sollen sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“ [21]
    Und tatsächlich veranstaltet er am nächsten Tag ein „Hochzeitsbankett“ für etwa zwei Dutzend Personen aus den oberen Rängen der Gesellschaft in Yanan. Lo Fu wird nicht eingeladen. Ye Zilong, Maos Sekretär und Vertrauter, informiert den Großen Vorsitzenden einmal mehr über die Gerüchte, die über Jiang Qing in der Stadt umlaufen.
    Einen Kompromiss geht Mao allerdings ein. Er beschließt, dass seine neue Frau nicht ins Licht der Öffentlichkeit treten wird. Sie würde keinerlei offizielle Funktionen ausüben, verkündet Maos Privatsekretär. Wie schon Yang Kaihui und He Zizhen vor ihr.
    Jiang Qing sieht sich also zwei Fronten gegenüber. Zum einen muss sie die Zweifel der Revolutionsführer ausräumen, zum anderen muss sie das chinesische Volk für sich gewinnen, das auch damals noch hauptsächlich aus Bauern besteht. Und diese Bauern mögen keine Leute „aus der Stadt“, einem Ort, an dem man die freie Liebe pflegt. Doch Jiang Qing fühlt sich nicht zur Sekretärin oder gar zur Hausfrau berufen. Die Entscheidung, dass sie sich aus der Politik herauszuhalten habe, weckt ihren Zorn.
    Rache einer Brünetten
    Die Erste, die die Rache Jiang Qings zu spüren bekommt, ist die Tagesmutter ihrer Tochter, die 1940 aus ihrer Verbindung mit Mao hervorgeht. Nach einer eingehenden ärztlichen Untersuchung und einer kurzen Einweisung wird das Mädchen vom Land der dienstbare Geist im Hause Mao. Zu ihren Aufgaben gehört es, Jiang Qing das Haar zu waschen. Und diese ist wahrlich keine leichte Aufgabe: Wenn man sie auch nur an einem Haar ziept, bekommt Madame Mao einen Wutanfall, der sich sozusagen gewaschen hat. Jeder Spritzer Wasser ist eine kleine Granate, die jederzeit explodieren kann. Eines Tages im Jahr 1943 wird das Mädchen gerufen:
    „Du bist mit Gift im Ärmel hierher gekommen. Nun gib es schon zu!“, schreit Jiang Qing.
    Man beschuldigt das Mädchen, die Milch der Maos vergiftet zu haben, obwohl diese von der hauseigenen Kuh stammt, die – von Sicherheitskräften bewacht – auf der nahen Weide grast.

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