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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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gelegen. Er überquerte also die breite Straße, die von Straßenbahngleisen geteilt wurde und betrat sozusagen die Mitte von Leipzig. Röder hatte nicht übertrieben, die Stadt hatte etwas. Ihm fielen die schönen Gebäude aus der Gründerzeit auf. Während er ging, kam ihm auch wieder dieses Zitat aus Goethes Faust in den Kopf – Mein Leipzig lob ich mir... - halt, halt, so geht das nicht, unterbrach er sich selbst. Goethe war nie in Paris gewesen, das wusste er und ob ihm dieses Paris zu seiner Zeit gefallen hätte?Wer weiß, auf jeden Fall ist das heutige Paris mit Leipzig nicht vergleichbar, auch nicht als Klein-Paris. So, das hatte er für sich geklärt.
    Inzwischen war er auch am Auerbachs Keller angekommen, links und rechts die berühmten Figuren aus dem „Faust“. Also dann ab in die Unterwelt, oder ? Nachdenklich betrachtete er die dargestellte Szene, sie weckte keine besonders guten Gefühle in ihm. Lienhardt entschied sich anders. Er wollte die Zeit, die ihm heute blieb, doch lieber nutzen um noch mehr von der Stadt zu sehen. Morgen wollte er auch früh raus und wenn er erst einmal in einem Restaurant saß, so schnell kam er da nicht wieder heraus. Für Auerbachs Keller würde er auf jeden Fall später Zeit finden. Außerdem stand sein Auto auf diesem Parkplatz und das wollte er nicht die ganze Nacht dort allein lassen.
    Während er so seine Begründung für den nicht stattfindenden Restaurantbesuch entwickelte, war er bereits am Markt angekommen und sah im Hintergrund die Thomaskirche. Erst als er das Gefühl hatte, seine Schuhe seien ihm zu eng geworden, bemerkte er, dass fast zwei Stunden vergangen waren. Es war Zeit die Beine hochzulegen, also zurück zum Auto und ab ins Hotel.
     
    Das Einwohnermeldeamt Leipzig hatte der Kanzlei Röder eine Anschrift von Claudia Metzler mitgeteilt, die nicht sehr weit entfernt war von dem Hotel, in dem Karin Sander für Lienhardt das Zimmer gebucht hatte. Unmittelbar in der Nähe lag auch ein  großes Klinikum.
    Lienhardt war nicht all zu früh aufgestanden. Kurz vor neun nahm er im Frühstücksraum des Hotels ein reichhaltiges Frühstück ein. Nur noch wenige Gäste waren um diese Zeit anwesend, so dass er nebenbei  in Ruhe eine Leipziger Zeitung lesen konnte. Nach fast einer Stunde saß er dann in seinem Auto, auf dem Weg zu der angegebenen Adresse. Das Haus, in dem Claudia wohnen sollte, hatte er schnell gefunden. Schon während er an dem Haus vorbeifuhr, in der nächsten Querstraße konnte man parken, sah er, dass fast alle Wohnungen leer waren. Er ging die wenigen Schritte zurück zum Hauseingang. Die Haustür war geschlossen, aber es gab eine Sprechanlage mit automatischem Türöffner. An der Klingelanlage fand er den Namen Metzler. Na prima, dachte er und klingelte. Nichts tat sich. Nun versuchte er nach der Lage der Klingel festzustellen, welche Fenster es sein könnten. Leider stimmte die Anzahl der Klingeln irgendwie mit den Fenstern nicht überein. So versuchte er eine andere Klingel. Ohne nachzufragen öffnete jemand die Tür und er betrat das Treppenhaus.
    „ Hallo, ist da jemand?“, rief er nach oben.
    „Ja hier oben.“, antwortete eine männliche Stimme.
    „Okay, ich komme mal hoch.“, rief er zurück.
    In der dritten Etage stand er dann einem unrasierten, älteren Mann gegenüber. Etwas außer Puste grüßte er freundlich den Mann.
    „Sie suchen wohl jemanden?“, grinste der ihn an.
    „Ja, ich bin jetzt so was wie ein Auskunftsbüro. Sind ja fast alle weg, wird alles saniert, demnächst.“
    „Ah, ja. Ich wollte zu Frau Claudia Metzler, wohnt die noch hier?“
    „Nein, Metzler ist schon vor ungefähr zwei Jahren ausgezogen.“
    „Und wissen Sie vielleicht wohin sie gezogen ist?“
    „Nee, das weiß ich leider nicht.“ Der Mann sah ihn neugierig an.
    „Dann hat sie sich nicht umgemeldet, das hier wurde mir als ihre letzte Adresse genannt. Vielleicht weiß es ein anderer Mieter im Haus?“, fragte Lienhardt hoffnungsvoll.
    „Kaum, unten wohnt noch eine alte Dame, aber die macht sowieso nicht auf.“
    Lienhardt kam der rettende Einfall.
    „Der Vermieter muss es doch wissen, wo finde ich den denn?“
    „In Bayern.“, kam es prompt zurück.
    „Na, ich will mal nicht so sein“, sagte der Mann jetzt, „ich kann Ihnen sagen, wo sie arbeitet.“
    Lienhardt war sichtlich erleichtert.
    „Mann, so ein Umweg.“
    „Haben Sie Zeit?“
    Lienhardt zuckte mit den Schultern.
    „Ja, schon...“, erwiderte er unsicher.
    „Na kommen Sie, ich

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