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Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Die Frauen des Journalisten (German Edition)

Titel: Die Frauen des Journalisten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerlind Schmidt
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mache uns einen Kaffee und dabei erzähle ich Ihnen, was ich weiß.“
    Zögernd trat Lienhardt ein.
    „Gehen Sie geradeaus, da ist Platz.“
    Die Wohnung war einfach eingerichtet, aber sehr sauber. Als Paul das kleine Wohnzimmer, das sich am Ende des Flurs befand, betrat, sah er zuerst die rechte Wand, vor der von oben bis unten Bücherregale standen. Lienhardt blieb in der Tür stehen, drehte sich zu dem Mann, der ihm gefolgt war, um. Erst jetzt sah er dem Mann direkt in die Augen. Das waren sehr intelligente Augen und nun erkannte er auch, dass der Mann so ziemlich zehn Jahre jünger war als er. Eine Hand wurde ihm entgegengestreckt.
    „Galuba, Klaus. Sie dürfen sich ruhig setzen.“, lachte jetzt der Mann. Paul ergriff die Hand. „Lienhardt, Paul.“ Er setzte sich.
    „Sie machen das beruflich?“
    „Was?“
    „Leute ausfragen.“
    „Sieht man mir das an?“
    Galuba stand, die Hände in den Hosentaschen, an den Türrahmen gelehnt.
    „Ich schon.“
    ***
     
      Sein Entschluss sich scheiden zu lassen stand nun fest, aber es war noch etwas  Wichtiges zu erledigen. So wie ein Gedanke, den er nicht zu Ende gedacht hatte, kreiste er immer wieder um einen bestimmten Punkt. Eines Abends war es wieder da, das Vergessene, es war in seinem Kopf liegen geblieben, unerledigt.  Nein, die Verantwortung für Irene wollte er nicht jemand anderem übertragen, das war es nicht. Nur, dass er damals, als er Frau Martin traf, so einfach aus dem Café weggegangen war, das war der Punkt. Hier musste ein wirklicher Abschluss gefunden werden. Er rief Frau Martin in ihrem Betrieb an.
    „Guten Tag Frau Martin. Hier ist Michael Wortmann. Ich möchte Sie gern noch einmal sprechen. Könnten Sie es einrichten, mich noch einmal zu treffen, gleiche Zeit, gleicher Ort?“
    Erstaunt über diesen Anruf, wusste Frau Martin zuerst nicht ob sie zustimmen sollte. Antwortete dann doch.
    „Ja, wenn es sein muss An welchen Tag haben Sie gedacht?“
    „Sagen Sie, wann es geht, ich richte mich nach Ihnen.“, erwiderte er.
    „Morgen, morgen hätte ich Zeit.“
    „Gut, dann bis morgen. Danke.“
    Diesmal war Frau Martin zuerst im Café, auch am gleichen Tisch.
    „Guten Tag, schön, dass Sie es einrichten konnten.“, sagte Wortmann zur Begrüßung.
    „Schon gut.“
    Sie bemerkte, dass er heute freundlicher, lockerer war, als bei ihrer ersten Verabredung.
    „Ich bin Ihnen noch eine Antwort schuldig. Normalerweise reagiere ich sonst nicht so, so unhöflich. Sie haben damals etwas angerührt, worüber ich erst nachdenken musste, ein Gefühl, das mir bis dahin unbekannt war.“
    „Sie haben also eingesehen, dass ich Recht hatte?“
    „Nein, so war es nicht gemeint. Ja, Irene braucht Hilfe, aber nicht meine, ich kann ihr nicht helfen. Was sie braucht ist die fachliche Hilfe eines Arztes und sie muss das auch selbst wollen, sonst ist jegliche Hilfe umsonst. Man kann einem Menschen nicht helfen, wenn derjenige innerlich alles abblockt. Hat Ihnen Irene nicht erzählt, dass ich mich scheiden lasse?“
    Frau Martin sah ihn entsetzt an.
    „Nein, nicht ein Wort. Jetzt verstehe ich auch, warum sie kaum noch spricht. Aber das können Sie doch nicht machen, Sie...“
    „Doch, das kann ich.“, fiel ihr Wortmann dazwischen, „wissen Sie, wie diese Ehe zustande gekommen ist?“ Er sah wie sie verneinend den Kopf schüttelte.
    „Es war nicht Liebe, kein gegenseitiges Einvernehmen, sondern eine ungewollte Schwangerschaft. Möglich, dass es Irene darauf abgesehen hatte mich zu heiraten. Wir haben darüber nie gesprochen. Unter anderen Umständen aber wäre diese Ehe nie geschlossen worden. Für mich hatte ich ganz andere Pläne. Mein Leben sollte bis heute eigentliche anders verlaufen sein. Ich habe Verantwortung gezeigt, habe mein Leben dem ihren angepasst. Den Unfall, Frau Martin, hat niemand gewollt. Und nun erwarten Sie von mir, dass ich mich weiter kümmere? Mit welchem Recht erwarten Sie von mir, dass ich mein Leben weiter opfere. Genau so könnte ich Sie auffordern sich zu opfern. All die Jahre war ich für Irene da, mehr geht nicht. Mein Leben gehört mir, nur mir, und niemand wird mich mehr hindern es so zu leben, wie ich will. Ich habe bezahlt für das, was mit uns, mit Irene geschehen ist. Nun ist es genug.“
    Er hatte ruhig gesprochen, fast wie zu sich selbst.
    „Sie müssen das nicht verstehen, ich erwarte nichts von Ihnen. Mehr war es nicht, was ich Ihnen sagen wollte. Ich wünsche Ihnen alles Gute.“
    Er hatte ihr zum Abschied die Hand

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