Die Frauen des Journalisten (German Edition)
gereicht. Anschließend war er wie beim ersten Mal zum Tresen gegangen, hatte bezahlt und das Café verlassen.
Frau Martin hatte nichts sagen können, sie zog ihre Schultern zusammen, als ob sie fror. Der Mann war kalt, egoistisch. Oder doch nicht? Sie verstand ihn nicht. Nur an sich zu denken, war das richtig?
Nach der Scheidung war Wortmann nicht mehr lange in Leipzig geblieben. Die Wohnung mit fast allem, was darin war, sollte Irene behalten. Er brauchte keine Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Unterbewusst war in ihm schon seit längerem eine neue Zielstellung herangereift. Auch ohne diese Scheidung wäre er auf kurz oder lang nach Berlin gegangen. Hier in Leipzig konnte er beruflich nicht weiter kommen. Deshalb reichte er also einen Antrag auf seine Versetzung nach Berlin ein. Auf die Antwort brauchte er nicht lange zu warten. Kaum dass die Scheidung eine Woche zurück lag, wurde seinem Antrag zugestimmt. Wahnsinn, das musste er sofort Röder mitteilen.
Röder hatte sich schon während des Studiums als Justitiar bei einem Berliner Kombinat beworben und war auch angenommen worden, denn für Juristen gab es keine Sonderregelungen. Bei Röder war das Leben immer auf gerader Spur verlaufen, keine Kurven, keine Kreuzungen, nur Gesetze und Paragraphen, der Rest kam von allein. Gerade deshalb waren sie doch befreundet, Gegensätze ziehen sich bekanntlich an.
Er griff zum Telefon und rief den Freund in dessen Betrieb an.
„Röder“, meldete sich der Freund.
„Wolfgang ich komme!“, war die Antwort, triumphierend, voll Vorfreude.
„Was meinst du? Ich verstehe nicht...“
„Mann, du weißt doch hoffentlich noch, dass ich damals eigentlich in Berlin eingesetzt werden sollte, dann aber darum gebeten hatte in Leipzig bleiben zu dürfen. Irene war noch krank und ihre ärztliche Betreuung erforderte es, dass wir hier blieben. Nun ist alles anders und ich habe um meine Versetzung gebeten.“
„Du willst hierher kommen, was sagt denn Irene dazu?“
Ach ja, Wolfgang wusste noch nichts von der Scheidung. Er antwortete deshalb trocken.
„Die Geschichte erzähle ich dir, wenn wir uns sehen. Wolfgang kann ich für ein oder zwei Tage bei euch bleiben, bis ich alles geregelt habe?“
„So lange du willst, Dagmar wird sich auch freuen dich mal wiederzusehen. Ich habe schon vergessen, wann es das letzte Mal war.“
„Danke Wolfgang, am Montag so gegen 18 Uhr, bin ich bei euch.“
***
Galuba konnte sich ein Lachen kaum verbeißen, dann sagte er:
„Ich war mal Kriminalkommissar.“
Lienhardt sah ihn mit großen Augen an, konnte nur ein dünnes „Na so was!“ herausbringen.
„Schon gut, jetzt mache ich erst mal Kaffee.“, kam es von Galuba zurück und damit verschwand er in der Küche.
Paul stand wieder auf, trat vor die Bücherwand. Das ist ja verrückt, was hier alles steht, dachte er. Manches kannte er dem Namen nach, aber sonst. Galuba kam mit Tassen zurück.
„Na, gefallen Ihnen meine Bücher? Im Schlafzimmer habe ich noch so eine Wand.“
„Und die haben Sie alle gelesen?“
„Na sicher.“
„Wie ich mich kenne, wird das hier eine längere Geschichte. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, wir trinken Ihren Kaffee und Sie erzählen mir dabei von Frau Metzler. Anschließend fahre ich zu der Arbeitsstelle, von der Sie mir die Adresse geben wollen und danach komme ich wieder hierher und lade Sie in Auerbachs Keller ein. Einverstanden?“
Die beiden Männer waren sich sympathisch, da gab es keinen Zweifel. So wurde Lienhardts Vorschlag angenommen.
Die Arbeitsstelle, die Galuba ihm genannt hatte, war ein Altenpflegeheim, das sich in östlicher Richtung vor Leipzig befand. Es war nicht schwer zu finden. Er brauchte nur auf halber Strecke, die er schon gestern gefahren war, rechts abzubiegen und dann auf der Bundesstraße immer geradeaus nach Osten zu fahren. In einer sehr schönen, überschaubaren Parkanlage fand er ein modern umgestaltetes Pflegeheim. Gleich neben dem Eingangsbereich befand sich die Rezeption, von der aus er zur Pflegedienstleitung geschickt wurde. Dort trug er sein Anliegen vor. Für Lienhardt war es von vornherein klar gewesen, dass Frau Metzler nicht gleichzeitig zwei Arbeitsstellen haben konnte, trotzdem hatte er gehofft Neues oder irgendetwas Greifbares über diese rätselhafte Frau zu erfahren.
„Ja, Herr Lienhardt, im Grunde wissen Sie eigentlich mehr über Claudia Metzler als wir.“, fasste die Pflegedienstleiterin das Gespräch am Ende zusammen.
Ein
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