Die Frauen des Journalisten (German Edition)
her, kein Vergleich zu Koblenz. Wenn jemand hier investieren würde.... Diesmal verließ er das Gebäude durch den vorderen Eingang – dort drüben begann das Zentrum. Hier also lagen die Wurzeln seines Vaters. Später würden sie beide gemeinsam wieder kommen und sein Vater würde ihm die Stadt zeigen.
Nach einem Blick auf seine Uhr ging er zurück zum Hotel, wo man ihm an der Rezeption mitteilte, dass sein Taxi bereits da war. Gegen 11 Uhr war Robert vor dem Pflegeheim. Er ließ das Taxi warten. An dem Haus wurden gerade umfangreiche Umbauarbeiten ausgeführt. Es war zum Teil eingerüstet und überall lag Baumaterial herum. Aus diesem Grund wohnten nur wenige Heimbewohner im Haus. Am Telefon hatte man ihn darüber nicht unterrichtet und nun war er ziemlich ungehalten. Eine sehr junge Frau tat am Empfang ihren Dienst, die er sein Unbehagen spüren ließ.
„Ich möchte zu Frau Wortmann, Irene Wortmann.“, sprach er sie barsch an.
Die junge Frau sah ihn daraufhin ratlos an und brauchte einige Sekunden, bis sie sich entschloss zu antworten.
„Warten Sie bitte, ich muss nachfragen.“
Robert, der sich kaum noch zusammenreißen konnte, wollte bereits in ein nahe gelegenes Büro eintreten, als ihm ein Herr entgegen kam.
„Guten Tag, ich bin der Heimleiter. Sie möchten zu Frau Wortmann, sind Sie der Herr Voigt, der sich als Besucher angemeldet hat?“
„Ja und ich bin ziemlich entsetzt über die Zustände hier. Wohnt Frau Wortmann wirklich hier?“
„Das Haus muss umgebaut werden, damit es für die Heimbewohner ein wirkliches Zuhause wird. Sie könne mir glauben, dass es den Bewohnern hier auch jetzt an nichts fehlt. Ich bringe Sie selbst zu Frau Wortmann, kommen Sie bitte.“
Er folgte dem Heimleiter über Treppen und Gänge in einen Teil des Hauses, wo von den Bauarbeiten nichts zu bemerken war.
„So, Herr Voigt“, sagte der Heimleiter, als sie einen großen freundlichen Raum mit mehreren Tischen, einer bequemen Polstergarniturecke und vielen Grünpflanzen, erreicht hatten.
„Dort drüben am Fenster, das ist Frau Wortmann. Wenn Sie wieder gehen möchten oder Fragen haben, melden Sie sich beim Pflegepersonal.“
Damit verabschiedete er sich. Alleingelassen stand Robert an der Tür und sah zu Irene hinüber. Nur zögerlich trat er näher. Als er dann vor ihr stand, erschrak er. Die Frau, die er ansah, war das Abbild seines Vaters als er jünger gewesen war. Es gab keinen Zweifel, das war seine Schwester. Während er herangetreten war, sah Irene aus dem Fenster, so, als beobachte sie etwas im Park . Leise sprach er sie an.
„Frau Wortmann, guten Tag. Ich möchte gern mit Ihnen sprechen, wenn ich darf.“
Langsam drehte Irene ihren Kopf zu ihm, sah ihn an, antwortete aber nicht.
„Haben Sie mich verstanden?“
Irene sah ihn nur an, lächelte. Ein Pfleger, der die Szene beobachtete, trat hinzu.
„Herr Voigt, kommen Sie bitte, wir setzen uns dort drüben hin. Ich erkläre Ihnen das.“
Robert blieb stehen, wartete noch.
„Kommen Sie bitte, Frau Wortmann wird Ihnen nicht antworten.“
Der Pfleger zeigte in eine Ecke zu einem Tisch, wo man ungestört reden konnte. Widerwillig folgte Robert ihm.
„Warum wird sie nicht antworten, versteht sie mich nicht?“
„Herr Voigt, dieser Zustand dauert schon eine ganze Weile an und wir wissen nicht genau woran es liegt. Anfangs vermuteten wir Demenz, aber inzwischen sehen wir es anders. Wir wissen nicht, ob sie versteht, was man zu ihr spricht. Sie bekommt Medikamente, die wenigstens den jetzigen Zustand stabil halten.“
„Verstehe ich Sie richtig? Frau Wortmann ist also ein Pflegefall?“
Roberts Stimme klag plötzlich traurig, kraftlos, er sah zu Irene hinüber.
***
Mehrere Tage waren vergangen, bis sich Dominique entschloss den Kontakt zu Frau Metzler wieder herzustellen. Es musste doch sein, deshalb war sie in Berlin. Aber auch, weil ihr überhaupt nicht klar war, was in der Eisdiele der Auslöser für Claudias Ausbruch gewesen war. Irgendetwas aus ihrer Vergangenheit hatte eine ihrer Fragen angerührt. Was wusste sie über seine, über Wortmanns Vergangenheit? Er war verheiratet gewesen, na und? Sie musste zuerst Röder fragen, welches besondere Ereignis es in Wortmanns Leben gegeben haben könnte, von dem Claudia Kenntnis haben musste, und natürlich wodurch. Beide hatten zwar in Leipzig gelebt, aber er hatte sie doch erst in Berlin kennengelernt. Es half nichts, sie musste mit Röder sprechen. Michael
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