Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
harmonisch gestimmt noch erholt, wenn sie im Pausenraum gegessen hatte. Satt vielleicht, aber das war sie vor der Renovierung auch geworden.
Sie nahm ihr bimmelndes Handy und warf einen Blick auf das Display. Vanja. Ursula ging ran.
«Na du.»
«Ich bin es», hörte sie Vanja sagen, ein wenig atemlos, als würde sie gerade irgendwohin hetzen.
«Ich weiß. Wie geht’s?»
«Beschissen.» Wütend spuckte Vanja das Wort aus. «Die Polizisten vor Ort, die Rodriguez überprüft haben, haben uns zwar mitgeteilt, dass er Quartalsäufer ist, aber leider haben sie dabei ein winzig kleines Detail vergessen, nämlich dass er in einem beknackten Rollstuhl sitzt!»
Ursula konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Sie hatte ohnehin keinerlei Vertrauen in die jeweiligen Polizisten vor Ort. Diese Episode bestätigte nur ihre Auffassung, dass die Beamten, wenn sie eine Ermittlung nicht direkt behinderten, ihr zumindest auf keinen Fall nützten. Sie überlegte, ob dies der richtige Zeitpunkt war, um Vanja zu sagen, dass sie Rodriguez mittlerweile als Täter ohnehin schon abgeschrieben hatten. Weder seine Fingerabdrücke noch seine DNA stimmten mit den Spuren an den Tatorten überein. Sie entschied sich, Vanja lieber erst später davon in Kenntnis zu setzen. Es schien, als habe die Kollegin heute schon genug Rückschläge erlitten.
Die Mikrowelle piepste, ihr Fisch war fertig. Ursula ging hinüber, um ihn zu holen.
«Sieh es doch mal positiv, so konntest du immerhin einen schönen Ausflug nach Södertälje machen.» Ursula öffnete die Mikrowellentür und nahm den Teller heraus.
Sie hörte, wie jemand hinter ihr den Raum betrat. Als sie sich umdrehte, sah sie Sebastian, der sich gegen den Türrahmen lehnte. Ohne eine Miene zu verziehen, widmete Ursula sich wieder ihrem Essen und dem Telefongespräch.
«Ich komme heute nicht mehr ins Büro», sagte Vanja. «Kannst du Torkel das ausrichten?»
«Natürlich. Dann bis morgen!»
Ursula beendete das Telefonat, steckte ihr Handy in die Tasche und ging mit ihrem Teller zum Tisch hinüber. Sie sah kurz zu Sebastian hinüber. «Das war Vanja. Ich soll dir schöne Grüße ausrichten.»
«Nein, sollst du nicht», entgegnete Sebastian sachlich.
«Stimmt», bestätigte Ursula und setzte sich.
Sebastian blieb in der Tür stehen. Ursula begann schweigend zu essen. Sie wünschte, sie hätte etwas zu lesen, irgendetwas, worauf sie ihren Blick heften konnte. Warum stand er dort einfach so herum? Was wollte er? Was es auch war, sie würde es sicher nicht interessieren. Ursula war entschieden der Ansicht, dass dieser Mann nicht länger Bestandteil des Teams sein dürfte. Nicht auszudenken, was passierte, wenn die Presse herausfand, dass es eine Verbindung zwischen den Opfern und einer Person gab, die an den Ermittlungen beteiligt war. Torkel hatte seine Entscheidung garantiert nicht an höherer Stelle abgestimmt, und wenn die Sache schiefging, konnte er seine Stelle verlieren. Er riskierte viel für Sebastian. Sie fragte sich, ob Sebastian sich dessen überhaupt bewusst war und ob er irgendeine Form von Dankbarkeit verspürte. Vermutlich nicht.
Jetzt musste Ursula selbst aber über etwas ganz anderes nachdenken. Private Dinge. Beispielsweise, warum es sie nicht nach Hause zog. Und ob Torkel auch an diesem Abend eine Alternative darstellen würde. Sie war sich nicht sicher. Als sie nach ihrer letzten gemeinsamen Nacht in seinem Bett gelegen hatten, hatte Torkel von Yvonne und einem neuen Mann im Leben seiner Exfrau erzählt. Ursula hatte seinen Namen vergessen, aber sie hatte das Gefühl gehabt, dass Torkel herausfinden wollte, ob sich denn nun mehr entwickeln könnte. Zwischen ihnen.
Etwas Beständigeres.
Vermutlich war sie selbst schuld daran, denn sie hatte gegen zwei der Regeln verstoßen, die sie für ihr gemeinsames Verhältnis aufgestellt hatte, und vielleicht war es nicht verwunderlich, wenn er glaubte, sie wäre bereit, ihre Haltung zu Regel Nummer 3 auch noch einmal zu überdenken. War sie aber nicht.
«Wie geht es Micke?», erkundigte Sebastian sich in alltäglichem Plauderton und brach das Schweigen. Als könnte er ihre Gedanken lesen. Ursula fuhr zusammen, und das Messer rutschte ihr aus der Hand. Laut klirrend fiel es auf ihren Teller fiel und von da auf den Boden.
«Warum fragst du?», brummte Ursula, während sie sich nach dem Besteck bückte.
«Nur so eigentlich.» Sebastian zuckte mit den Schultern. «Ich wollte lediglich ein bisschen Smalltalk machen.»
«Du
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