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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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antworten.»
    «Wahrheitsgemäß.»
    «Versprochen.»
    Hinde streckte seine rechte Hand vor, um zu zeigen, dass sie eine Absprache hatten. Per Handschlag besiegelt. Mehr brauchte es unter Männern nicht.
    «Okay», Haraldsson nickte.
    Sie schüttelten sich die Hände. Anschließend rutschte Edward wieder ein Stück auf dem Bett zurück, lehnte sich gegen die Wand und schlug die Beine übereinander. Eine entspannte Pose. Familiär. Sie nahm der Situation ihre Dramatik. Er musterte Haraldsson. Womit sollte er anfangen? Er musste herausfinden, wie weit der Mann auf seinem Schreibtischstuhl zu gehen bereit war.
    «Haben Sie ein Foto von Ihrer Frau dabei?»
    «Ja …»
    Die Antwort kam zögerlich.
    «Kann ich es haben?»
    «Wie?», fragte Haraldsson mit leicht verwirrter Miene. «Nur zum Ansehen, oder wollen Sie es behalten?»
    «Behalten.»
    Haraldsson zögerte. Er hatte kein gutes Gefühl dabei. Ganz und gar nicht. Mit einer solchen Bitte hatte er nicht gerechnet. Längerer Hofgang. Besseres Essen. Freiere Nutzung der Computer. Ein Bier vielleicht. Dinge, die Hindes Aufenthalt in Lövhaga angenehmer gestalten würden. Aber nicht das. Was bezweckte Hinde mit einem Foto von Jenny? Den psychiatrischen Gutachten zufolge war der Mann sexuell nicht aktiv, also war es unwahrscheinlich, dass er vor einem Foto von Jenny onanieren würde. Aber was sollte er sonst damit anfangen?
    «Weshalb wollen Sie es denn haben?»
    «Ist das die Frage, die Sie stellen wollen?»
    «Nein …»
    Haraldsson fühlte sich unter Druck gesetzt. Sollte er diesen Handel jetzt schon beenden? Oder konnte er darauf eingehen?
    Immerhin war es nur ein Foto.
    Die Reichsmordkommission war davon überzeugt, dass der Mann auf dem Bett in vier Morde verwickelt war. Wenn Haraldsson seine Trümpfe geschickt ausspielte, konnte er den Fall im Prinzip auf eigene Faust lösen. Hinde saß ja dort, wo er saß. Hinter Gittern. Er konnte nichts tun. Haraldsson brauchte die Reichsmordkommission nicht einmal zu informieren. Er konnte mit seinen Informationen direkt zu einer höheren Stelle gehen. Den Ruhm allein einstreichen. Einen Fall lösen, an dem andere gescheitert waren.
    Es war nur ein Foto.
    Er holte sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche und klappte es auf. Hinter dem durchsichtigen Plastik auf der einen Seite steckte das Bild von Jenny. Es war vor knapp eineinhalb Jahren in einem Hotelzimmer in Kopenhagen aufgenommen worden. Vom Hintergrund sah man nicht viel, Haraldsson hatte das Foto zurechtgeschnitten, damit es in das kleine Fach passte. Aber Jenny strahlte. Glücklich. Haraldsson liebte diese Aufnahme. Sie zeigte Jenny genau so, wie sie war. Aber er hatte das Bild noch auf dem Speicherchip. Er konnte es einfach noch einmal ausdrucken.
    Es war nur ein Foto.
    Trotzdem wurde er das Gefühl nicht los, einen großen Fehler zu begehen, als er das Foto in Hindes ausgestreckte Hand legte.
    «Sind Sie in die Morde an den vier Frauen verwickelt, die vor kurzem verübt wurden?», fragte Haraldsson, kaum dass das Bild den Besitzer gewechselt hatte.
    «Definieren Sie verwickelt», antwortete Hinde, während er einen schnellen Blick auf das Foto in seiner Hand warf. Anfang dreißig. Schmal. Fröhlich. Eine Brünette. In die Details musste er sich später vertiefen. Er platzierte das Bild auf dem Buch, das auf seinem Nachttisch lag.
    «Haben Sie von den Morden erfahren?»
    «Ja.»
    «Und wie?»
    Hinde schüttelte den Kopf und lehnte sich wieder an die Wand.
    «Das war Frage Nummer 2. Aber ich werde sie beantworten, ohne eine Gegenleistung zu verlangen. Allein um zu zeigen, wie sehr mir daran liegt, dass Sie mit mir sprechen.»
    Er machte eine kleine Kunstpause und begegnete Haraldssons Blick. Sah die Erwartung darin, die Hoffnung. Dieser Mann war zu vielem bereit, daran bestand kein Zweifel.
    «Die Reichsmordkommission hat mir davon erzählt», antwortete er schließlich.
    «Aber davor?», fuhr Haraldsson eifrig fort. «Wussten Sie davor schon etwas davon?»
    «Die Antwort auf diese Frage kostet etwas.»
    «Und was?»
    «Lassen Sie mich darüber nachdenken. Und kommen Sie morgen wieder.»
    Hinde legte sich wieder hin und streckte sich nach seinem Buch. Das Foto von Jenny glitt auf den Nachttisch, als hätte er es bereits vergessen.
    Haraldsson begriff, dass das Gespräch beendet war. Er war nicht zufrieden, aber es war immerhin ein Anfang, der definitiv zu etwas führen konnte. Er stand auf, ging zur Tür und verließ die Zelle.

    Auf dem Weg zurück ins Büro traf

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