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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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besonderes Talent, ihn zu überrumpeln. Sie stellte den Koffer ab.
    «Bin ich wirklich in Gefahr?» Sie zog die Tür hinter sich zu. Dann drehte sie sich zu ihm um. Ging auf ihn zu. Mit diesen grünen Augen, denen er tatsächlich nur schwer widerstehen konnte. «Oder ist es in Wahrheit so, dass du mich in deiner Nähe haben willst?»
    Sie streckte erneut die Hand aus, um ihn zu berühren, und diesmal ließ er es zu. Warum, wusste er auch nicht so recht. Ellinor hatte irgendetwas, das er nur schwer einordnen konnte. Er roch ihren Atem, eine süßliche Frische, wahrscheinlich hatte sie gerade ein Pfefferminzdragee gelutscht. Allzeit bereit.
    «So, wie ich dich auch haben will?», fuhr sie fort, während sie seine Wange streichelte, mit der Hand über seinen Hals und unter sein Hemd glitt.
    Plötzlich war er wütend und erregt zugleich. Er hatte schon viele Frauen kennengelernt, aber keine wie sie. Sie hörte ihm nie zu. Was er auch sagte, sie drehte ihm immer das Wort im Mund um. Machte etwas Positives daraus. Positiv für sie. Sie war der Fixstern in ihrem ganz eigenen Universum, eine vollkommen unbändige Naturkraft im Widerstreit mit der Wirklichkeit.
    Er versuchte es noch einmal. «Das, was ich dir gesagt habe, ist wahr. Ich habe es mir nicht ausgedacht.»
    «Ich glaub dir ja», erwiderte Ellinor in einem unbekümmerten Ton, der das genaue Gegenteil ausdrückte. «Aber ich kann doch genauso gut hier bei dir sein, wie allein in einem Hotelzimmer zu hocken.» Sie nahm seine Hand und führte sie an ihre Brust. «Hier ist es doch viel netter und kuscheliger.»
    Sebastian versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Ellinor zeigte deutliche Symptome von Liebeswahn. Stalker-Tendenzen. Das Händchenhalten am ersten Abend, die Blumen zum Namenstag, ihre Interpretation seiner Warnung. Möglicherweise war sie nicht im medizinischen Sinne krank, aber ihre Fixierung auf Sebastian war eindeutig ungesund. Er müsste sie hinauswerfen.
    «Wir haben uns bis jetzt nur bei mir zu Hause geliebt …», flüsterte Ellinor in sein Ohr.
    «Wir haben uns nirgendwo geliebt. Wir haben gevögelt.»
    «Zerstör diesen schönen Moment doch nicht mit deinen hässlichen Worten.»
    Sie biss ihn leicht ins Ohrläppchen. Sie roch nach Seife, ihre Haut war warm und zart, und er ließ seine Hand über ihre Brust gleiten und weiter hinauf zu ihrem Hals. Er musste ihr dringend erklären, dass die Geschichte ganz und gar kein verrückter Plan war, um sie zu ihm zu locken. Sondern dass sie ihm zuhören musste und begreifen, dass er es ernst meinte.
    Aber wenn das sein Ziel war – warum stand er dann knutschend mit ihr im Flur? Warum zog er sie an sich und führte sie zu dem Bett im Gästezimmer? Er musste diesen grünen Augen die Schuld geben.
    Es war ihre Schuld.
    Denn irgendetwas hatte Ellinor.
    Sie mogelte sich immer an seinem Widerstand vorbei.

    Anschließend blieb er im Bett liegen, während sie seine Wohnung inspizierte. Erstaunlicherweise fühlte er sich entspannt wie schon lange nicht mehr. Seit der Zeit mit Lily hatte er in dieser Wohnung mit niemandem mehr geschlafen, er ging immer nur zu Auswärtsspielen. Erstaunlicherweise spürte er keine Schuld, und seine übliche Angst nach dem Sex glänzte durch Abwesenheit. Widerwillig gestand er sich ein, dass er Ellinor lauschte, wie sie durch die Wohnung ging. Sie klang glücklich. Er lächelte, als er ihre munteren Ausrufe über die Anzahl der Räume und Möglichkeiten hörte.
    «Was für ein großes Zimmer! Hier könnte man ja ein wunderbares Esszimmer einrichten!»
    Immerhin hatten sie es nicht in Lilys und seinem Bett getan, beruhigte er sich. Und diese Wohnung war auch nie ihr richtiges Zuhause gewesen. Sie hatten eine Zeitlang hier gewohnt, aber nach ihrer Heirat waren sie nach Köln gezogen.
    «Du hast auch eine Bibliothek!?»
    Irgendetwas war wirklich besonders an dieser Frau, die jetzt durch all die Räume streifte, die er nicht mehr benutzte. Sie war faszinierend auf eine Art, die er nicht richtig fassen konnte. Ganz gleich, wie oft er sie von sich stieß – sie kehrte immer wieder zu ihm zurück. Wie ein Flummiball, der die Kraft des Abstoßes absorbierte. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet, als er ins Volksbildungswerk gegangen war, wo er sie kennengelernt hatte. Andererseits war seither viel passiert, mit dem er nicht gerechnet hatte. Dinge, an die er nun schon eine ganze Weile nicht mehr gedacht hatte. Man konnte über Ellinor vieles sagen, aber eines war sicher: Sie brachte ihn auf

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