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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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«Haus C» getauft, vermutlich weil es das dritte Haus in der Reihe war. Genau wie seine Vorlesung, die in das Erstellen von Täterprofilen einführte, «Einführung in das Erstellen von Täterprofilen» hieß. Phantasie war nicht unbedingt ein herausragendes Merkmal der Universitätswelt.
    Sebastian betrachtete die Gebäude, die in einem ungesunden Blau gestrichen waren und eher an eine Plattenbausiedlung aus den Siebzigern erinnerte als an den Wissenstempel einer Hauptstadt, und plötzlich überkamen ihn ernste Zweifel. Glaubte er wirklich, es würde einen Unterschied machen? In irgendeiner Weise? Er verfluchte seine Zweifel. Versuchte dagegen anzukämpfen. Jetzt würde er Veronika Fors besuchen. Damit würde er anfangen.
    Der Gedanke war einfach. Zunächst einige kurze Gastvorlesungen. Ein kleiner Ausbruch aus dem Alltag, um ihn in eine andere Richtung zu lenken, weg von den Frauen in der Nacht und vor allem weg von Vanja am Tag. Weg von dem Gefühl, ein Außenstehender zu sein. Weg von all dem, was ihn dazu veranlasst hatte, Trolle anzurufen.
    Aber die ersten Zweifel waren ihm bereits gekommen, als das Taxi auf den östlichen Parkplatz fuhr. Das Gefühl, dass sich nichts verändert hatte, traf ihn am schlimmsten. Der Ort war noch genau derselbe. Nur er hatte sich verändert. Konnte das funktionieren? Er versuchte, den Gedanken zu verdrängen, indem er so entschlossen wir möglich auf Haus C zumarschierte, als könnte er seine Zweifel mit reiner Muskelkraft überwinden.
    Ein Stück entfernt liefen einige Mädchen, dem Alter und den Büchern unter ihrem Arm nach zu urteilen Studentinnen. Eine von ihnen erinnerte ihn mit ihren blonden Haaren an Vanja, vermutlich war sie jünger, aber nicht viel. Er sah das Mädchen an. Vanja zuliebe stand er hier draußen vor dem Haus C. Stefan hatte recht. Er brauchte ein eigenes Leben, wenn er Vanja jemals richtig kennenlernen und seine wahre Identität preisgeben wollte. Vielleicht akzeptiert werden würde. Vermutlich nicht geliebt, aber vielleicht akzeptiert.
    Er brauchte ein Leben. Deshalb war er hier.
    Er spürte, wie die Energie zurückströmte, und betrat das Haus C. Damit kehrte er in eine Welt zurück, in der er sich schon viele Jahre nicht mehr aufgehalten hatte.
    Er hatte Glück. Veronika Fors hatte gerade keinen Termin und konnte Sebastian sofort treffen. Die Frau vom Empfang des Instituts führte ihn einen langen Flur entlang bis zu einem kleinen, ordentlichen Büroraum mit einem Schreibtisch und zwei hellen Stühlen. Die Frau hinter dem Schreibtisch sah erstaunt aus, als er hereinkam. Er lächelte und begrüßte sie, bevor er sich ungebeten auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch setzte.
    «Hallo, ich heiße Sebastian Bergman.»
    «Ich weiß», antwortete sie knapp. Sie lächelte nicht zurück, sondern klappte die Mappe zu, in der sie gelesen hatte, und sah ihn an. Er war sich nicht sicher, ob sie nur verwundert darüber war, ihn zu sehen, oder auch verärgert. Irgendetwas war da.
    «Und Sie sind Veronika Fors?»
    «Ja.» Noch immer kurz angebunden.
    «Tja, es geht um die Vorlesung, die wir vor einiger Zeit mal geplant hatten.» Sebastian zog den kürzlich entdeckten Vertrag aus der Innentasche seiner Jacke und legte ihn ihr vor. «Das Thema ist eine grundlegende Einführung in das Erstellen von Täterprofilen.»
    Veronika nahm den Vertrag entgegen und warf einen kurzen Blick darauf.
    «Aber das muss doch mindestens zehn Jahre her sein.»
    «Ja, so um den Dreh», antwortete Sebastian ehrlich. «Ich dachte, Sie wären vielleicht noch immer interessiert. Das Material ist nach wie vor aktuell.» Er lächelte noch einmal, so sanft er konnte, denn er hatte das Gefühl, dass er sich ein bisschen Mühe geben musste. Es schien, als sei sein Konto aus irgendeinem Grund im Minus, und er hatte es noch nicht geschafft, es wieder ein wenig aufzufüllen.
    «Machen Sie eigentlich Scherze?» Veronika nahm ihre Lesebrille ab und sah ihn an.
    «Nein, wenn ich scherze, bin ich noch viel lustiger. Ich kann sogar richtig spirituell sein.» Er lächelte erneut. Sie nicht. Irgendetwas war mit ihren Augen. Etwas, das er wiedererkannte.
    «Nennen Sie mir einen einzigen Grund, warum ich diese Angelegenheit mit Ihnen diskutieren sollte. Forschen Sie überhaupt noch? Sie waren einfach wie vom Erdboden verschluckt, und jetzt tauchen Sie hier auf und wollen, dass wir eine zehn Jahre alte Vereinbarung erneuern!»
    Sebastian entschied sich spontan dazu, das Lächeln einzustellen. Diese Taktik hatte

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