Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Mal, dass Torkel ihnen berichtete, bei diesem Verbrechen hätte niemand in der Nähe des Tatorts irgendetwas beobachtet und keinem Angehörigen falle auch nur die geringste Spur eines Motivs ein.
Torkel wandte sich an Ursula. «Bleibt noch die technische Auswertung?»
«Sperma und Schamhaare. Erneut. Ich habe die Proben zur DNA-Analyse nach Linköping geschickt, aber wir können wohl damit rechnen, dass er derselbe Täter ist. Der vorläufige Obduktionsbericht besagt, dass die Halsschlagader und die Luftröhre durchgeschnitten wurden und sie erstickt ist, bevor sie verblutete. Wie die anderen Opfer auch.» Ursula verstummte und machte eine resignierte Handbewegung. Mehr hatte sie nicht.
Mehr gab es nicht.
Es gab sonst gar nichts.
Torkel räusperte sich. «Wie wir alle bereits wissen, haben wir keine Verbindung zwischen den drei Frauen gefunden, also haben wir auch keine Ahnung, wer sein nächstes Opfer sein könnte.»
Torkels abschließende Worte wurden mit einem gequälten Schweigen aufgenommen. Dass der Täter nicht wieder zuschlagen würde, schien höchst unwahrscheinlich. Vermutlich würde noch eine Frau ihr Leben lassen, und sie konnten nichts tun, um es zu verhindern.
Vanja rutschte mit ihrem Stuhl zurück und stand auf. «Wir nehmen uns Wahlström vor.»
Vanja und Billy hatten Carl Wahlström am Philosophischen Institut vermutet, aber erfahren, dass er nicht dort war. Zu dieser Zeit des Jahres sei die Universität im Großen und Ganzen wie ausgestorben. Hatten sie probiert, ihn anzurufen? Hatten sie nicht, wollten sie auch nicht. Hatten sie es schon bei ihm zu Hause versucht? Carl arbeite den Sommer über an seiner Abschlussarbeit. Ihnen wurde eine Adresse genannt, die sie bereits kannten. Forskarbacken. Dritter Stock. Studentenwohnheim.
Aus der Wohnung drang Musik. Vanja zog ihr Portemonnaie mit der Dienstmarke heraus und klingelte. Lange. Sie konnte nicht ausmachen, ob das Gebäude extrem hellhörig war oder die Musik extrem laut.
Schließlich öffnete Carl Wahlström mit einer Tasse Tee in der Hand die Tür und sah die fremden Besucher im Treppenhaus fragend an. Extrem laute Musik, stellte Vanja fest, während sie und Billy ihre Dienstmarken zeigten.
«Vanja Lithner und Billy Rosén, wir kommen von der Polizei, können wir mit Ihnen reden?»
«Worüber?»
«Dürfen wir reinkommen?»
Carl trat zur Seite und ließ sie ein. In der Wohnung war es warm, und es duftete nach frischem Backwerk.
«Seien Sie doch so gut und ziehen Sie Ihre Schuhe aus, ich habe gerade Staub gesaugt.» Carl schob sich an ihnen vorbei in den kleinen Flur, ging in das Schlafzimmer zu dem Computer, der zusammen mit einem Drucker auf einem Schreibtisch stand, und stellte die Musik aus. Vanja und Billy schlüpften aus ihren Schuhen und betraten die Wohnung. Im Wohnzimmer gab es eine kleine Kochnische und ein Ecksofa, an der Wand hing ein TV-Flachbildschirm. In der anderen Ecke standen ein kleiner Schreibtisch mit stapelweise Lernstoff und ein Bürostuhl. Eine ganz normale Studentenbude, wären da nicht die großen, vitrinenartigen Rahmen gewesen, die an der Wand über dem Sofa hingen. Hinter jedem Glas war eine Reihe von Faltern mit Nadeln aufgespießt. Sechs bis acht große Exemplare oder etwa fünfzehn bis zwanzig kleine pro Rahmen. Ihre bunten Flügel zu einem für immer erstarrten Flügelschlag aufgefaltet. Vanja erkannte eine Handvoll davon wieder und wusste die Namen von zweien: Pfauenauge und Zitronenfalter. Bei den übrigen Exemplaren konnte sie nicht einmal sagen, ob sie überhaupt in Schweden heimisch waren.
«Weshalb sind Sie gekommen?»
Carl unterbrach Vanjas Gedanken über Schmetterlinge. Er war aus dem Schlafzimmer gekommen und hatte die Tür hinter sich geschlossen. Jetzt verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte die beiden Polizisten. Vanja schielte kurz zu Billy hinüber und sah, dass auch sein Blick an den aufgespießten Insekten hängengeblieben war.
«Wir sind wegen eines Briefs hier, den Sie vor einigen Wochen an Edward Hinde geschrieben haben», antwortete Vanja und setzte sich aufs Sofa. Billy lehnte sich gegen eine Wand in der Kochnische.
«Und?» Carl drehte den Bürostuhl vor dem Schreibtisch zu sich hin und ließ sich mit einem fragenden Gesichtsausdruck darauf nieder.
«Warum haben Sie ihm geschrieben?», fragte Vanja zurück.
«Ich wollte mit ihm in Kontakt treten.»
«Und weshalb?»
«Ich hatte gehofft, er könnte mir bei meiner Forschung weiterhelfen.»
«In praktischer
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