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Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
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in den Knast?»
    «Warum sollte er?»
    «Die Medien haben die einzelnen Morde noch nicht miteinander in Verbindung gebracht. Er bekommt keine Presse, keinerlei Aufmerksamkeit. Wenn der Kick, den er beim Töten erlebt, immer schwächer wird, braucht er vielleicht etwas anderes. Eine Verhaftung und Verurteilung würde nicht nur zeigen, was er getan hat, sondern ihn auch bestätigen. Etwas aus ihm machen.»
    Vanja blieb auf dem Bürgersteig stehen und sah Billy erstaunt an. Nicht nur, weil sie ihn noch nie so lange ohne Unterbrechung hatte sprechen hören, sondern auch, weil sie sich nicht erinnern konnte, dass er jemals einen so engagierten Vortrag gehalten hatte. Außer vielleicht, wenn er über technischen Schnickschnack sprach. Aber Serienmörder …
    Als Billy auffiel, dass Vanja stehen geblieben war, drehte er sich um. Er bemerkte ihren verwunderten Blick, obwohl sie eine Sonnenbrille trug.
    «Was ist?»
    «Du hast dich informiert.»
    «Ja, was dagegen?»
    «Nein, natürlich nicht.» Etwas an Billys Stimme verriet Vanja, dass sie sich weitere Kommentare sparen und sich auf keinen Fall darüber lustig machen sollte. Jedenfalls nicht hier und jetzt.
    «Wir lassen ihn observieren, bis uns das Ergebnis seines DNA-Tests vorliegt», sagte sie also stattdessen, und sie gingen weiter, stiegen in den Wagen und zogen die Türen zu. Vanja schnallte sich an, während Billy den Motor startete.
    «Wer ist eigentlich diese Frau?», fragte sie.
    «Welche Frau?»
    «Die Theaterfrau.»
    «Ach, niemand.»
    Was natürlich bedeutete, dass sie sehr wohl jemand war. Vanja lächelte vor sich hin. Sie würde ihm die Details während der Heimfahrt schon aus der Nase ziehen.

P olhemsgatan. Schon wieder. Sebastian saß in dem Café, in dem er mittlerweile Stammkunde war, an seinem Lieblingstisch, von dem aus er die beste Aussicht auf seinen alten Arbeitgeber hatte. Die Reichsmordkommission. Vanjas Arbeitsplatz. Inzwischen war er bei der dritten Tasse Kaffee angelangt und blickte erneut zu der weißen Plastikuhr an der Wand. Er verfluchte sich selbst. Und er verfluchte Stefan, der ihn den ganzen Weg bis zur Universität in Frescati getrieben hatte, zu einer Frau, die ihn, wie sich erst dort herausstellte, hasste. Er hätte stattdessen hier im Café sitzen sollen und auf Vanja warten. Das wäre weniger mühsam gewesen.
    Er musste sie jetzt einfach sehen.
    Hier im Café in der Polhemsgatan fühlte er sich beinahe wohl. Je näher er seinem alten Arbeitsplatz war, desto sicherer fühlte er sich. Hier brauchte er sich nicht so sehr zu verstecken, denn es gab einige Gründe für ihn, in diesem Café zu sitzen. Wenn Vanja oder jemand anders ihn entdeckte, konnte er immer sagen, er warte auf einen alten Kollegen. Hätte eine Verabredung gehabt, die geplatzt sei. Sollten sie ihm das aus irgendeinem Grund nicht abnehmen, konnte er immer noch die Taktik ändern und behaupten, er sei hier, weil er wollte, dass sie ihn wieder aufnähmen. Das würden sie ihm auf jeden Fall glauben.
    Nicht, dass er das jemals wieder wollte. Nicht nach den Ereignissen von Västerås.
    Aber es wäre logisch. Sie würden verstehen, warum er hier mit seiner Kaffeetasse saß und das zementgraue Gebäude anstarrte. Er wollte zurück. Würde Vanja ihn auf der Anhöhe vor ihrer Wohnung entdecken, würde es ihm bedeutend schwerer fallen, eine sinnvolle Erklärung zu finden.
    Der große Zeiger der Plastikuhr hatte eine halbe Drehung zurückgelegt und zeigte nun fünf vor halb sechs. In dem Café waren nun keine anderen Gäste mehr, das jüngere Paar, das Beziehungsprobleme zu haben schien, war verschwunden, ohne dass er es bemerkt hatte, und die ältere Dame, der das Café vermutlich gehörte, fing an, die Sandwiches aus der Anrichte zu räumen. Sebastian sah erneut aus dem Fenster. Auf das Zementgrau. Aber er fand nicht, was er suchte, und ahnte, dass es Zeit wurde, wieder aufzubrechen. Die Frage war nur, was er jetzt tun sollte? Zu seiner Wohnung und den Resten seines zweiten Lebens wollte er nicht zurück, und er wusste nicht, ob er es wagen würde, zu seinem wohlbekannten Hügel vor ihrem Haus zurückzukehren. Es war zu gefährlich. Statistisch gesehen stieg das Risiko, entdeckt zu werden, mit jedem Mal. Aber irgendetwas musste er tun, um die Unruhe und Irritation zu dämpfen. Es war ein richtig beschissener Tag gewesen. Ein bisschen Sex würde ihn auf andere Gedanken bringen. Ellinor Bergkvist, die Frau von gestern, wollte er nicht noch einmal besuchen, obwohl das die

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