Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)

Titel: Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hjorth , Hans Rosenfeldt
Vom Netzwerk:
wandte er sich kurz Vanja zu.
    «Von welcher Abteilung kommen Sie?»
    «Reichsmordkommission.»
    Für einen kurzen Moment ließ Carl sich von seinem Backwerk ablenken.
    «Ist er ausgebrochen?»
    «Nein.»
    «Aber es ist jemand umgebracht worden, und deshalb interessiert ihr euch für Hinde?»
    Vanja warf Billy einen kurzen Blick zu. Entweder war Carl Wahlström ein schneller Denker und hatte die kleine Information ungewöhnlich rasch verarbeitet. Oder er wusste, dass jemand Hindes Morde kopierte. Ohne mit einer Miene zu verraten, was sie dachte, fuhr Vanja fort: «Wo waren Sie gestern zwischen zehn Uhr vormittags und drei Uhr nachmittags?»
    «Ich war hier. Habe gelernt.»
    Carl legte ein sauberes Geschirrtuch über das Brot, schloss den Backofen und trat wieder ins Wohnzimmer.
    «Haben Sie alleine gelernt?»
    «Ja.»
    «Den ganzen Tag über hat Sie niemand gesehen?»
    «Nein.»
    In dem kleinen Zimmer wurde es still. Mehr brauchte Vanja nicht, sie hatte ohnehin schon beschlossen, Carl Wahlström einer genaueren Untersuchung zu unterziehen. Sie erhob sich vom Sofa.
    «Könnten Sie sich vorstellen, uns freiwillig eine DNA-Probe zu geben?»
    Carl Wahlström antwortete nicht einmal. Er legte seinen Kopf in den Nacken und riss den Mund auf. Vanja kramte ein Wattestäbchen aus der Tasche, riss die Plastikhülle auf und fuhr blitzschnell mit dem Stäbchen durch Wahlströms Mundhöhle.
    «Haben Sie sich die Liste angesehen?», fragte Billy, während Vanja das Stäbchen in ein kleines Plastikröhrchen steckte und den Deckel zudrückte. Carl drehte sich um, nahm die Liste und streckte sie Billy entgegen.
    «Ein Forum. Dieses hier.» Er tippte auf einen Namen, während er Billy den Zettel zurückgab. Billy warf einen Blick darauf. Das half ihnen nicht großartig weiter. Im Grunde genommen gar nicht. Selbst wenn Hinde wusste, dass Carl in diesem Forum aktiv war, konnte er nicht mit ihm kommunizieren. Aber immerhin war es ein Berührungspunkt. Und das war mehr als das Nichts, vor dem sie bisher gestanden hatten.
    Auf dem Weg durch den Flur drehte Vanja sich noch einmal um. «Ihre Insekten?»
    «Was ist damit?»
    «Wo entstand dieser Wunsch, kleine Tierchen mit Nadeln zu durchbohren?»
    Carl lächelte sie erneut so an, als wollte er zeigen, dass er ihrer Unkenntnis mit Nachsicht begegnete. Als wäre sie ein kleines Mädchen, das es nicht besser wusste. Ein Lächeln, das Vanja bereits hasste, obwohl sie Wahlström erst seit einer Viertelstunde kannte. Es erinnerte sie allzu sehr an Sebastian Bergmans herablassendes Grinsen.
    «Das ist kein Wunsch, sondern ein Interesse. Ich bin Lepidopterologe.»
    «Ich nehme an, das heißt Schmetterlingssammler?»
    «Kenner. Schmetterlingskenner.»
    «Wie läuft das ab? Leben die noch, wenn Sie sie aufspießen?»
    «Nein, erst töte ich sie mit Ethylacetat.»
    «Das heißt, Sie interessieren sich für tote Tiere?»
    Carl legte seinen Kopf etwas schief, als hätte Vanja gerade etwas ganz Entzückendes gesagt.
    «Wollen Sie mich nicht auch gleich fragen, ob ich als Kind ins Bett genässt und gerne gezündelt habe?»
    Vanja antwortete nicht. Sie beugte sich neben Billy nach unten, um ihre Schuhe anzuziehen und diesen arroganten Blick nicht länger ertragen zu müssen.
    «Sie wissen aber schon, dass die Annahme, alle Serienmörder wären Bettnässer, Brandstifter und Tierquäler, stark vereinfachend ist?»
    «Sie scheinen ja eine ganze Menge über Serienmörder zu wissen», entgegnete Billy und richtete sich auf.
    «Ich schreibe meine Abschlussarbeit darüber. Unter anderem.»
    «Wie lautet der Titel Ihrer Arbeit?»
    «Wenn die Bedürfnisse des Individuums im Widerspruch zur Zivilgesellschaft stehen.»
    Billy begegnete Carls Blick und bekam mit einem Mal das Gefühl, dass dieses Thema in höchstem Maße autobiographischen Ursprungs war. Trotz der Hitze fröstelte ihn.

    «Der war vielleicht unheimlich.»
    Vanja und Billy traten auf den Forskarbacken hinaus und gingen zum Auto, als Billy sagte, was sie beide dachten. Vanja nickte, setzte ihre Sonnenbrille auf und knöpfte ihre leichte Jacke zu.
    «Unheimlich und größer als du.»
    «Ja, daran musste ich auch denken», antwortete Billy und ließ per Knopfdruck die Schlösser der Wagentüren aufspringen, obwohl sie noch fünfundzwanzig Meter vom Auto entfernt waren. «Sollen wir ihn observieren lassen?»
    «Er schien mir ein bisschen zu entspannt. Wenn er der Täter ist, dann weiß er doch, dass wir technische Beweise haben.»
    «Vielleicht will er ja

Weitere Kostenlose Bücher