Die Frauen, die er kannte: Ein Fall für Sebastian Bergman (German Edition)
Nobelpreisträger gleich.
«Du musst meine Bücher lesen.»
«Ich habe deine Bücher gelesen.»
Vanja ging die letzten Schritte auf den Wachmann zu. «Vanja Lithner und Sebastian Bergman, Reichsmordkommission.»
Sie zeigten ihre Dienstmarken und ihre Besuchserlaubnis. Der Wachmann nahm die Dokumente entgegen und ging in das kleine Wachhäuschen neben dem Tor. Er griff zum Hörer und reif jemanden an.
Vanja wandte sich erneut an Sebastian. «Jetzt komm schon, du hast ihn schließlich getroffen.»
«Dasselbe wirst du auch bald sagen können.»
«Gibt es irgendetwas Besonderes, auf das ich achten muss?»
Das Tor summte, und Sebastian drückte es auf, ließ Vanja durch und ging hinter ihr hinein. Der Wachmann gab ihnen die Papiere zurück.
«Du musst vorsichtig sein.»
Dann gingen sie auf Lövhaga zu. Und zu Hinde.
E dward Hinde saß erneut im Besucherraum. Zehn Minuten zuvor war er von zwei Wärtern abgeholt worden. Mit Hand- und Fußfesseln.
In den Raum gebracht worden.
Auf den Stuhl.
Am Tisch festgekettet worden.
Alles war genau wie sonst auch, nur dass diesmal zwei Stühle auf der anderen Seite des Tisches standen. Die Reichsmordkommission war im Anmarsch. Vanja Lithner und Billy Rosén, so hießen die Polizisten, die ihn besuchen würden, das hatte Thomas Haraldsson ihm verraten. Sie wollten mit ihm reden. Er fragte sich nur, worüber. Wie weit sie wohl gekommen waren.
Die Tür hinter ihm wurde geöffnet, und er bekam Gesellschaft. Erneut widerstand er dem Impuls, sich umzudrehen. Er musste warten. Sie zu ihm kommen lassen. Ein klares, wenn auch kleines Zeichen seiner Souveränität. Sie kamen näher. Im Augenwinkel sah er sie beide auf der gleichen Seite an seinem Tisch vorbeigehen, nämlich rechts. Er blickte weiterhin aus dem Fenster, auch als sie bereits direkt vor ihm standen. Erst als sich die Frau ihm gegenüber hingesetzt hatte, ließ er seinen Blick zu ihr wandern. Blond, hübsch, etwa dreißig Jahre alt, blaue Augen, den Oberarmen unter der kurzärmligen Bluse nach zu urteilen durchtrainiert. Sie legte einen nichtssagenden schwarzen Ordner vor sich auf den Tisch und erwiderte seinen Blick, ohne mit der Wimper zu zucken. Wortlos verlagerte Edward seine Aufmerksamkeit auf ihren Kollegen, der immer noch an der Wand neben dem Tisch lehnte.
Doch das war nicht Billy Rosén. Es war jemand, den Edward sehr gut kannte. Er war gezwungen, seine gesamte Selbstbeherrschung aufzubieten, um nicht zu zeigen, wie überrascht er war.
Sebastian Bergman.
Sie waren weit gekommen.
Weiter, als er zu hoffen gewagt hatte.
Edward fixierte Sebastian, bis er sich sicher war, dass seine Stimme unbeeindruckt klingen würde. Dann setzte er ein vergnügtes Lachen auf, beinahe so, als würde er ihn willkommen heißen wollen.
«Sebastian Bergman. Welch eine Überraschung!»
Sebastian zeigte keine Reaktion. Edward ließ ihn nicht aus den Augen.
In Sebastian kam die Erinnerung hoch. An diesen forschenden Blick. Beobachtend. Er bohrte sich in einen hinein. Mitunter hatte man das Gefühl, dass Edward einem nicht nur in die Augen sah, sondern geradewegs bis ins Gehirn, wo er dann genau die Informationen entnahm, die er gebrauchen konnte.
«Und Sie sind also heute in Begleitung von …?», fuhr Edward mit entspannter Stimme fort, wobei er sich wieder Vanja zuwandte.
«Vanja …», antwortete sie, noch ehe Sebastian sie vorstellen konnte.
«Vanja.» Edward schien sich den Namen auf der Zunge zergehen zu lassen. «Vanja … und weiter?»
«Vanja genügt», sagte Sebastian schnell. Es gab keinerlei Grund, Hinde mehr Information zukommen zu lassen als nötig.
Edward richtete sich erneut an Sebastian, noch immer mit einem entwaffnenden Lächeln. «Womit habe ich diesen hohen Besuch verdient nach so vielen Jahren? Versiegt das Geld aus Ihren Buchverkäufen? Planen Sie doch eine Trilogie?» Dann sah Edward wieder Vanja an. «Wissen Sie, er hat Bücher über mich geschrieben. Ganze zwei Stück.»
«Ich weiß.»
«Ich war sein Claim to Fame … Habe ich diesen Ausdruck jetzt korrekt verwendet?»
Vanja saß schweigend und mit verschränkten Armen da, als interessierte sie Edwards Gerede kein bisschen. Es war deutlich, dass sie ihre Zeit nicht mit Plaudereien über seine Wortwahl verschwenden wollte.
«Jedenfalls», fuhr Edward fort, «hat er mich erst hinter Gitter gebracht und dann die … Mechanismen hinter dem Monster ans Licht.» Er lächelte erneut. Nicht so sehr in Vanjas Richtung, sondern mehr vor sich hin, als
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