Die Frauen von Bramble House
bestimmt steckt da noch ein anderer mit drin. Das hätte er doch nicht allein durchziehen können. Was ist mit Wilkins, Ted Wilkins?«
»Ach nein, Ted Wilkins hat das bißchen Hirn, das er bei seiner Geburt mitkriegte, längst abgebaut. Er führt Kunden herum, quasselt eine Menge über die Autos, aber mit der finanziellen Seite hat er nichts zu tun. Er kann kaum seinen eigenen Namen richtig schreiben, aber er ist ein guter Verkäufer. Nein, den können wir streichen. Aber trotzdem, wenn ich jetzt so zurückdenke, wie ich damals unserem kühnen Knaben zusätzliche Hilfe für den Sonntag angeboten habe, und er das abgelehnt hat und gesagt hat, er und Ted Wilkins würden das schon zusammen hinkriegen. Ich erinnere mich auch, was er damals sagte, daß sie manchmal stundenlang nur herumstehen und Däumchen drehen. Nun, gedreht hat er ganz bestimmt an was, und seine Daumen hat er offenbar dabei schön geleckt, um die Banknoten zu zählen.« Henry wandte sich wieder der Ausbeute auf dem Schreibtisch zu und schob alles zu einem Häufchen zusammen. Er sagte: »Ich werde die Rückwand heute nicht mehr wieder anschrauben, wenn du nichts dagegen hast, Peggy. Aber jetzt komm mit und hier raus.« Aber an der Tür, und bevor er sie öffnete, fügte er hinzu: »Mädchen, wenn ich etwas weiß, dann dies, daß das das Ende deines Kampfes bedeutet.«
Als sie ins Foyer kamen, fanden sie dort Emma bebend am Fuß der Treppe stehend vor. »Hab keine Angst, es ist bald vorbei«, sagte Peggy. »Komm mit hinauf und geh in dein Zimmer, und dort verriegelst du deine Tür. Und mach nicht auf, hörst du, bis ich es dir sage!« Dann schob sie Emma vor sich die Treppe hinauf und zu ihrem Zimmer und wartete, bis drinnen der Schlüssel gedreht wurde. Erst dann nickte sie Henry zu und ging vor ihm her ans Ende des Flurs. Dabei flüsterte Henry ihr zu: »Lizzie müßte auch dabei sein; ich hatte das so geplant, aber dann ging alles zu schnell.«
Sie blieben vor Mrs. Funnells Tür stehen und sahen sich an, als sie das leise Gemurmel von drinnen hörten. Ohne zu klopfen, stieß Henry dann die Tür auf, langte nach hinten und schob Peggy nach vorn, und so traten sie ins Zimmer. Und da sahen sie die alte Dame in ihrem Bett sitzen, und auf der Bettkante hockte Andrew, ein Taschentuch demonstrativ um die Knöchel der einen Hand gewickelt.
Noch ehe Peggy oder Henry etwas sagen konnten, fuhr Mrs. Funnell Peggy mit schriller Stimme an: »Ich wollte gerade nach dir klingeln. Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Willst du jetzt auch noch einen Mord über dieses Haus bringen?«
Peggy schritt ans Fußende des Bettes und sagte nickend zu ihrer Urgroßmutter: »Ja, du hast recht, es könnte in diesem Haus ein Mord geschehen, aber nicht ich würde ihn begehen. Ich habe meine Chance schon vertan, also bist jetzt du dran.«
Die Alte verkniff das Gesicht, die blauen Lippen schoben sich schmollend vor, und sie senkte das Kinn auf die Brust. »Was kommt dir in den Sinn, Kind? Bist du verrückt geworden?«
»Nein, mir fehlt nichts, Urgroßmutter, und ich bin nicht verrückt geworden.«
»Nicht? Wo du deinem Ehemann fast den Schädel eingeschlagen hast?«
»Ach, das ist harmlos im Vergleich mit dem, was du, Urgroßmutter, gleich in einer Minute mit ihm wirst machen wollen.«
Sie beobachtete Andrew genau, der nun aufstand. Der schlaffe Mund stand weit offen, aber die Zähne waren fest zusammengebissen; er wirkte wie einer, der sich anschickt, sehr weit zu spucken. Peggy wandte sich nun zu Henry: »Bring es ihr schonend bei, Henry.«
Die alte Frau kniff die Augen zusammen, lehnte sich tiefer in den Kissenberg, blickte von einem zum anderen und fragte: »Was soll das?« Und ihr Blick blieb auf Andrew haften. Doch dieser starrte Henry an, und etwas in dessen Gesicht warnte ihn wohl vor einer drohenden Gefahr, denn er griff sich plötzlich ans Handgelenk, wandte sich ab und wollte gerade zur Tür gehen, als Henry scharf sagte: »Nur eine Minute!«
»Ach, dafür haben wir nachher genug Zeit, dagegen was zu tun, wenn ich mit dem fertig bin, was ich Ihnen zu sagen habe, Mr. Jones. Und vergessen Sie nicht, nach Mrs. Funnell bin ich immer noch Ihr Chef, wissen Sie. Das ist Ihnen in letzter Zeit anscheinend mehrfach nicht bewußt gewesen.«
»Was wollen Sie damit sagen …? Und stoßen Sie mich ja nicht. Wagen Sie es nicht, mich hier festzuhalten.«
»Ich habe nicht die geringste Absicht, Sie festzuhalten; Ihre Festnahme überlasse ich der Polizei.«
»Was?«
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