Die Frauen von Bramble House
weil ich dich so sehr liebe. Ach, Emma, meine Emma!«
Er preßte sie auf die Couch nieder, und ihre Gedanken rasten, sie wollte sich wehren, doch alles, was sie hervorbrachte, war ein ersticktes »Nicht, Daddy, nicht!« … Und als er ihre Beine auf die Couch hob, verwandelte sich ihr Stöhnen in einen schrillen Schrei: »Nein! Nicht! Laß das! Ich … ich will nicht …« Ihre Worte erstickten, als er seine Lippen auf ihren Mund preßte, und als sie sich kratzend zu wehren versuchte, packte er mit einer Hand ihre beiden Handgelenke und hielt sie fest, und mit einer tiefen gurgelnden, stöhnenden Stimme, wie sie das nie zuvor von ihm gehört hatte, sagte er: »Sei still, es ist gut so. Es ist gut so. Ich liebe dich, und du gehörst mir. Versuch das doch zu verstehen, ich habe dich gemacht, und ich brauche dich. Du gehörst mir.«
»Richard! Richard! «
Dieser Name schien ihn kurz zum Innehalten zu bringen. Doch dann machten seine Hände wieder an ihr herum, und ihr Schrei »Mutter! Mutter!« bewirkte, daß sie beide fast von der Couch fielen. Jedenfalls führte es dazu, daß die Tür schmetternd gegen die Wand flog, und Emma schrie immer noch, als der Körper, der sie bedrängte, von ihr gerissen wurde, und sie sah den Schürhaken auf seinen Kopf zuschlagen. Und nur, weil er im letzten Moment beiseite rollte, wurde ihm nicht der Schädel zertrümmert. Aber die Spitze des Schürhakens zerfetzte ihm die Knöchel der Hand, die er sich schützend auf den Kopf gelegt hatte, und das Blut strömte ihm übers Gesicht.
Wie aus dem Nichts tauchte jetzt auch Henry auf, und Emma, die inzwischen zusammengekauert in der Couchecke hockte, sah zu, wie er mit ihrer Mutter kämpfte. Als er ihr den Schürhaken entrissen und ihn durch den Raum geschleudert hatte, hörte man das Geräusch von zerberstendem Holz, und dies löste eine plötzliche, fast unvermeidliche Stille aus, in der nur das keuchende Atmen der Beteiligten zu hören war. Allerdings hielt die Stille nicht lange.
»Du dreckige Bestie!« schrie Peggy ihren Mann an. »Du verkommenes, perverses Schwein … Damit bist du erledigt!« Sie fuhr mit dem Zeigefinger auf ihn los. »Du wirst verschwinden, nicht ich!«
Andrew hatte sich mühsam wieder aufgerappelt. Eine Hand umklammerte die verletzten Knöchel der anderen, und der Blick, den er seiner Frau zuwarf, war reinster Haß. Er schwankte taumelnd um die Schmalseite der Couch herum, lehnte sich dort an, um Stütze zu finden, und knirschte: »Wenn ich gehe, dann kommt sie mit.«
»Das werde ich nicht! Nein, das werde ich nicht!« Emma war aufgesprungen, sie bebte am ganzen Leib, gleichzeitig aber wirkte sie gespannt und wie zum Sprung bereit. Und dann kreischte sie laut: »Nie werde ich mit dir gehen! Nie! Ich … ich werde heiraten.«
Ihre Äußerung verblüffte nicht nur ihren Vater und ihre Mutter, auch auf Henrys Gesicht war Überraschung abzulesen. Sie schaute sie alle der Reihe nach an und wiederholte: »Ja, ich werde es. Ich werde mich zu Weihnachten verloben, und ich werde im nächsten Jahr heiraten. Und nehmt das bitte alle zur Kenntnis, hört ihr? Alle!«
Andrew fand zuerst die Sprache wieder. Sein breiter Mund war grimmig verzogen, fast grinste er, als er sagte: »Nur über meine Leiche.«
»Und das könnte durchaus so kommen. Ja, wirklich.«
Zum Erstaunen aller stand sie jetzt auf. Sie zitterte noch immer am ganzen Leib, aber ihre Stimme war vollkommen fest und bestimmt und sehr laut: »Ich werde Richard heiraten … Dr. Langton. Wir haben es genau heute abgemacht.« Sie wandte sich ihrer Mutter zu. »Er … er wollte an Weihnachten herkommen und es mit dir besprechen.«
In das erneute Schweigen brach die knurrende Stimme ihres Vaters: »Falls er dann noch lebt.« Dann sahen alle ihm zu, wie er sich an der Couchlehne hochstemmte, und – ohne Emma aus den Augen zu lassen, bis er an ihr vorbei war – aus dem Zimmer ging.
Emma sank wieder auf die Couch, und Peggy setzte sich neben sie, und die erste Frage, die sie stellte, lautete: »Ist das wahr?« Emma nickte. »Ja, ja, es ist wahr.« Dann rief sie laut: »Du hast mich selber zu ihm in die Praxis gebracht, weißt du nicht mehr? Und von dem Tag an war es passiert, für uns beide.«
»Aber du bist doch noch nicht einmal sechzehn.«
»Ha!« Und damit wandte Emma den Kopf ab. Das Wort drückte alles aus.
Peggy fiel keine Antwort ein; sie konnte nicht sagen: Er ist viel zu alt für dich. Du bist dir über dich selbst nicht im klaren. Du durchläufst eine
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