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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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Mrs. Funnell hatte sich aus ihren Kissen hochgestemmt. »Was war das? Wovon reden Sie da, Brooker? Polizei?«
    »Ja, Mrs. Funnell, ich erwähnte die Polizei, es sei denn, natürlich, Sie wünschen nicht, daß gegen ihn Anzeige erstattet wird, weil er Sie seit Jahren bestohlen und beraubt hat.«
    »Was soll das heißen, sie bestohlen und beraubt? Was wollen Sie damit sagen?«
    »Es hat keinen Zweck mehr, Jones. Sie können versuchen, es zu drehen und zu wenden, wie Sie wollen, aber die Beweise sind eindeutig. Sie waren ziemlich dumm, wissen Sie? Und dabei haben Sie sich für dermaßen clever gehalten. Aber wenn Sie schon klauen müssen, sollten Sie darüber keine schriftlichen Unterlagen anfertigen; die könnten gegen Sie verwendet werden.«
    »Was ist das?« Ein schrilles Krächzen aus dem Bett. »Wovon reden Sie da, Brooker? Spucken Sie’s aus, Mann, raus damit!«
    Statt einer Antwort trat Henry ans Bett und schleuderte Scheckbelege und das Notizbuch auf die Bettdecke und sagte dabei: »Ihr prächtiges Sonntagsverkaufsgenie hat bei jedem Verkauf auf Ihrem Gebrauchtwagenmarkt mindestens fünfzig Pfund, manchmal sogar einhundert Pfund für sich beiseite gemogelt. Damit konnte er für seine Geliebte ein Haus kaufen und unter einem falschen Namen Tausende Pfund bei der Bank anlegen. Hier steht das alles.«
    Mrs. Funnell warf keine Blick auf die »Beweise«, die auf ihrem Schoß lagen, sondern sah nur den Mann an, den sie fast sofort, beinahe an dem Tag, als er ihre Urenkelin heiratete, geliebt hatte. Sie hatte keine Sohn, und sie hatte sich immer einen Sohn gewünscht. Ihre Tochter hatte wieder eine Tochter hervorgebracht, und die auch wieder nur eine Tochter … Weiber … die ganze Zeit nur Weiber im Haus. Len Hammond zählte für sie nicht, denn ihn hatte sie von Anfang an gehaßt … aber Andrew Jones, das war etwas ganz anderes. Der war jung und angenehm, und er amüsierte sie. Und er hatte sie ständig darüber informiert gehalten, was in der Firma vorging, hinter der Fassade, jedenfalls.
    Hinter der Fassade. Ihr Blick fiel auf die Papiere auf der Bettdecke, und sie nahm ein Stück nach dem anderen auf und blätterte sie nacheinander flüchtig durch. Aber das genügte ihr, zu begreifen, daß ihr lieber Andrew Jones sie seit Jahren systematisch bestohlen hatte. Langsam wandte sie den Kopf und sah ihn an. Sie hatte gewußt, daß er heimliche Weibergeschichten hatte. Das war alles verzeihlich. Sie konnte ihm sogar dieses merkwürdige, unnatürliche Gefühl verzeihen, das er für seine Tochter empfand. Aber daß er es fertigbrachte, sie zu beschwindeln, daß er Geld unterschlug, Geld, das ihr gehörte, das war etwas ganz anderes! Sie wußte, sie war alt, und sie hatte nicht mehr allzu lange zu leben, und das einzige, was sie in Erwartung des kommenden Todes wirklich bedauerte, war, daß sie ihr Geld nicht mehrnehmen können würde. Und sie besaß Geld, o ja. Ziemlich viel Geld. Sie hatte es angehäuft, und nicht nur direkt aus den Einkünften aus der Firma, sondern auch aus anderen Investments, in denen sie mitgemischt hatte und von denen keiner in der Familie etwas wußte. Nur ihr Anwalt wußte, wie schwerreich sie wirklich war. Sogar der Direktor ihrer Bank hatte keine Ahnung davon. Und wie war es ihr gelungen, soviel Reichtum zusammenzuraffen? Indem sie eisern sparsam gewesen war und klug investiert hatte. Stets hatte sie sich selber um ihre Kontobewegungen gekümmert, und wenn sie bettlägerig war und nicht aufstehen konnte, hatte sie ihren Anlagenberater eben zu sich bestellt.
    Sie hatte nie an Gott geglaubt, jedenfalls nicht nach ihrem dreizehnten Lebensjahr, in dem sie sich geweigert hatte, zur Sonntagsschule zu gehen. Aber sie hatte sich recht früh im Leben ihren eigenen Gott zurechtgeknetet, und der hieß »Geld«. Und in den letzten Jahren, zu denen es ihr immer schwerer gefallen war, sich zu bewegen, war dieser Gott zum Zentrum und Hauptinteresse in ihrem Leben geworden. Und sie wußte zwar sehr wohl, daß sie nichts mitnehmen konnte, aber sie war entschlossen, dem Leben doch noch ein bißchen Spaß abzugewinnen; nein, nicht etwa, daß sie das noch voll hätte genießen können, aber in Gedanken konnte sie es sich doch erlauben, damit zu spielen, und es verschaffte ihr einen gewissen Kitzel: Sie hatte vorgehabt, den Großteil ihres Besitzes dem zu übermachen, was ihr das Zweitwichtigste im Leben geworden war, ja, was eigentlich fast gleichrangig war: ihrem lieben Andrew.
    Sie spürte einen stechenden

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