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Die Frauen von Bramble House

Die Frauen von Bramble House

Titel: Die Frauen von Bramble House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Cookson
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eigen gemacht hatte. Sie war ein hübsches Kind, und sie würde sich zu einer schönen Frau auswachsen. O Gott! Warum nur mußte ihr so etwas passieren? Ich hätte mit ihr über gewisse Dinge reden müssen. Aber seit sie ihre erste Regel bekam, haben wir nie mehr über intime Dinge gesprochen. Das war vor drei Jahren gewesen. Aber die ganze Zeit über hatte das Kind einen so vernünftigen Eindruck gemacht, war so selbstsicher gewesen. Aber was waren das für Gedanken? Die Jugend ist nie vernünftig oder selbstsicher. Jugend, das war eine Zeit falscher Wertvorstellungen, fehlgeleiteter Impulse und wilder Sehnsüchte, die einen dazu verleiteten, sich zu beweisen, daß das nächtliche Verlangen durch ein Stück Papier gestillt werden konnte, auf das du vor einem Mann deinen Namen schreibst. Jugend gibt dir nicht die leisesten Warnsignale, daß du das für den Rest deines Lebens bereuen wirst. Aber das wirst du dann sehr rasch lernen. O ja. Gut, aber das ich das alles jetzt weiß, wieso will ich dann meine Tochter in eine Ehe zwingen?
    Nein. Hier handelte es sich um etwas ganz und gar anderes. Sie selber hatte sich aufgespart bis nach der Hochzeit. Ihre Tochter dagegen hatte nicht gewartet, und solche sündige Hast mußte bestraft werden: mit einem illegitimen Kind, einem Bastard.
    Es war nicht auszudenken. Andererseits, wenn Peggy den Jungen so gern gehabt hatte, daß sie zugelassen hatte, was passierte, und nicht bloß einmal, dann würde sie sich wahrscheinlich auch an ihn gewöhnen können und ein normales, glückliches Eheleben mit ihm führen können. Aber gibt es sowas, normale Eheleute?
    Doch. Doch, ja! Sie nickte heftig vor sich hin. Da waren May und Frank von nebenan. Sie hatte ihnen ihr Glück stets geneidet. Und ihre eigenen Großeltern. Die waren einander innig verbunden gewesen bis zu seinem Tod. Aber ihre Eltern? Nein, wirklich, wer hätte schon mit ihrer Mutter glücklich werden können? Ihr Gejammere mußte doch jedem auf die Nerven gehen. Sie hatte ihren Vater von frühester Kindheit an sowohl geliebt als auch bemitleidet; als sie herangewachsen war, hatte sie sich oft gefragt, wieso er es bei ihrer Mutter aushielt. War es denkbar, daß er sie liebte? Konnte ein Mann eine Frau lieben, deren ganzer Lebensinhalt ihre zum großen Teil eingebildeten Beschwerden und Krankheiten waren? Ihre Mutter hatte diese eine Operation gehabt, als sie Mitte Dreißig war; und von da an hatte sie sich auf ihre Krankheiten gestürzt wie auf eine Karriere.
    Aber schau dich selber an! Sie konnte es nicht ertragen, sich und ihr eigenes Leben kritisch unter die Lupe zu nehmen, denn das war kein Leben.
    »Mam? Was ist, wenn er mich nicht heiraten will?«
    Ja, was würde sein, wenn der Junge sich weigerte? Ach, es war unerträglich, und sie mochte sich erst gar nicht vorstellen, was das dann bedeuten würde: ihre schulpflichtige Tochter mit einem unehelichen Kind, gezwungen, in so einem Haus zu leben, zusammen mit vier weiteren Weibern, vielleicht fünfen, je nach dem Geschlecht des Babys, und mit Len! O nein! Es mußte eine andere Lösung geben, und die einzig vernünftige war, daß die beiden heirateten und sich irgendwo eine Wohnung suchten.
    Sie ging auf Peggys Frage nicht ein.
    Während sie im Bus an Bog’s End und am Fuß von Brampton Hill vorbei zu der neuen städtischen Siedlung fuhren, wünschte Lizzie, sie hätte den Wagen genommen. Andererseits, so überlegte sie, wenn sie im Auto vorgefahren wären, hätte dies nur ihre gehobene soziale Stellung betont und damit eventuell verhindert, daß der Junge begriff, daß er oder seine Eltern für den Unterhalt seines Kindes würden aufkommen müssen.
    Peggy stieg als erste aus dem Bus, und als Lizzie ihr folgte, stellte sie sich vor, wie sich die beiden wohl getroffen haben konnten; denn er Junge war ja vermutlich auf einer Schule in der Nähe, und Peggy besuchte die Girls’ High School in der Brixton Road. Aber natürlich gab es da diese Clubs, und es gab das Schultanzfest zu Weihnachten. Und da, erinnerte sich Lizzie, war Peggy nach dem Tanzen ganz durcheinander gewesen. Es sei großartig gewesen, hatte sie gesagt. Ja. Der Schultanz. Sie hatte Charlie als Partner eingeladen, aber wegen Charlie war sie nie so aufgeregt gewesen, weil die beiden zusammen aufgewachsen waren, miteinander gespielt hatten, seit sie Babys waren. Allem Anschein nach war an Charlie gar nichts Aufregendes. Nein. Und das war wohl der Grund, wieso dieser andere Junge, wer und wie immer der sein mochte,

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